Viele hoffen, dass nun Tempo in die Sache kommt: Gut drei Monate nach Beginn der Corona-Impfun­gen in Deutsch­land kommen die Hausärz­te ins Spiel. Noch aller­dings sind die Impfstoff­men­gen überschaubar.

BERLIN (dpa) — Nach dem schlep­pen­den Start der Corona-Impfun­gen beginnt nun die zweite Stufe der Impfkam­pa­gne in Deutsch­land: In dieser Woche wollen bundes­weit 35.000 Hausärz­te mit Impfun­gen gegen das Corona loslegen.

Einige Praxen starten bereits heute, andere warten noch auf Impfstoff und wollen in den nächs­ten Tagen folgen. Seit Beginn der Impfkam­pa­gne Ende Dezem­ber wurden die Vakzi­ne bisher vor allem in den bundes­weit 430 Impfzen­tren verabreicht.

Zunächst steht den Hausärz­ten nur ein überschau­ba­res Angebot zur Verfü­gung. In der ersten Woche erhal­ten alle Praxen zusam­men 940.000 Impfdo­sen. Das sind rein rechne­risch gut 26 Dosen pro Praxis. In der Woche vom 26. April gibt es dann aber einen deutli­chen Schub, dann können die Praxen insge­samt mit mehr als drei Millio­nen Dosen rechnen. Das wären erstmals mehr als für die Impfzentren.

Auch für die Hausarzt­pra­xen gilt generell die festge­leg­te Reihen­fol­ge, wer zuerst geimpft werden kann. Eine zentra­le Einla­dung für die Patien­ten gibt es nicht, wie das Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um erläu­tert. Wie sie Impfter­mi­ne verge­ben, können die Praxen selbst regeln — zum Beispiel per Telefon oder mit Online-Buchun­gen. Einzel­ne Ärzte impfen — auch im Zuge von Modell­pro­jek­ten — schon seit einiger Zeit, in Bayern war vergan­ge­ne Woche Impfstart in 1635 Praxen.

Damit gerät nun auch der nächs­te Schritt der Impfkam­pa­gne verstärkt in den Blick. Der Verband der Priva­ten Kranken­ver­si­che­rung (PKV) fordert von der Bundes­re­gie­rung, die geplan­ten Impfun­gen in den Betrie­ben rasch voran­zu­trei­ben, wie Verbands­di­rek­tor Flori­an Reuther der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte.

«Der Start der Impfkam­pa­gne auch durch Hausarzt­pra­xen ist ein richti­ger Schritt, doch er reicht nicht aus, um den Corona-Impfschutz so schnell wie irgend möglich an so viele Menschen wie möglich zu bringen», sagte der Direk­tor des PKV-Verbands. «Schon jetzt muss die Politik den nächs­ten Schritt vorbe­rei­ten und die Impfung in den Betrie­ben und bei allen anderen Arzt- und Zahnarzt­grup­pen ermög­li­chen, sobald in den nächs­ten Wochen die Impfstoff­lie­fe­run­gen wie erwar­tet ansteigen.»

Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) hatte Ende März gesagt, Betriebs­ärz­te sollten erst nach Hausärz­ten in die Impfkam­pa­gne einstei­gen. «Noch ist es zu knapp», sagte er über den verfüg­ba­ren Impfstoff. Er finde es schwie­rig, jünge­re Mitar­bei­ter von Unter­neh­men zu impfen, solan­ge die Älteren noch nicht geschützt seien.

Reuther meinte, die Infra­struk­tur der Betriebs­ärz­te sei beson­ders geeig­net. «Uns liegen schon jetzt zahlrei­che Anfra­gen aus Kranken­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men vor, deren Betriebs­ärz­te sofort zur Impfung der Beleg­schaf­ten bereit stehen — aber derzeit leider noch keinen Impfstoff bestel­len dürfen.» Viele Unter­neh­men hätten sich auch angebo­ten, die Famili­en­an­ge­hö­ri­gen von Mitar­bei­tern ebenfalls zu impfen. Dies wäre aus Reuthers Sicht auch sinnvoll. Er forder­te die Bundes­re­gie­rung auf, jetzt die nötigen Organi­sa­ti­ons­fra­gen zu lösen — «und nicht erst dann, wenn sich die Impfstof­fe auf dem Hof stapeln».