BERLIN (dpa) — Für Deutsch­land und Europa «geht ein schwe­res Jahr zu Ende», wie der Kanzler in seiner Neujahrs­an­spra­che sagt. Er rät den Menschen aber, zuver­sicht­lich zu sein und dabei auf die eigenen Stärken zu setzen.

Bundes­kanz­ler Olaf Scholz ruft die Menschen in Deutsch­land auf, mit Zuver­sicht und Tatkraft in das neue Jahr zu gehen. Angesichts des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne hätten das eigene Land, aber auch EU und Nato Zusam­men­halt und Stärke demons­triert, sagte Scholz in seiner Neujahrs­an­spra­che, deren Text am Freitag vorab verbrei­tet wurde.

Deutsch­land sei ein «starkes Land», sagte der SPD-Politi­ker. «Ein Land, das mit Tatkraft und Tempo an einer guten, siche­ren Zukunft arbei­tet. Ein Land, das sich unter­hakt, gerade in schwe­ren Zeiten. Ein Land, in dem wir nieman­den zurück­las­sen — egal ob in der Stadt oder auf dem Land, ob alt oder jung, ob gut situiert oder weniger wohlha­bend, ob hier geboren oder erst später hierhergekommen.»

Es gehe «ein schwe­res Jahr zu Ende», sagte der Kanzler. «In keinem Jahres­rück­blick fehlen die Bilder des 24. Febru­ar, als im Morgen­grau­en die ersten russi­schen Raketen in Kiew, Charkiw, Odessa und anderen ukrai­ni­schen Städten einschlu­gen. Putin führt einen imperia­lis­ti­schen Angriffs­krieg, mitten in Europa.» Diese Zeiten­wen­de sei eine harte Probe und viele Menschen machten sich Sorgen wegen des Kriegs.

«Wir fühlen mit den Ukrai­ne­rin­nen und Ukrai­nern, die selbst an Tagen wie heute keine Ruhe haben vor den russi­schen Bomben und Raketen», sagte Scholz. «Und wir alle spüren die Folgen dieses Kriegs auch in unserem Alltag: beim Einkau­fen im Super­markt, an der Tankstel­le oder wenn wir die Strom- oder Gasrech­nung bezahlen.»

Scholz sichert Ukrai­ne weite­re Unter­stüt­zung zu

Doch hande­le die Geschich­te dieses Jahres nicht allein von Krieg, Leid und Sorge. So habe Putin die Ukrai­ne nicht in wenigen Tagen überrannt, wie er geplant habe. Tapfer vertei­dig­ten die Ukrai­ne­rin­nen und Ukrai­ner ihre Heimat — auch dank deutscher Hilfe. Scholz sichert zu, die Ukrai­ne weiter zu unterstützen.

Er wies darauf hin, dass die Europäi­sche Union und die Nato nicht gespal­ten seien, wie in manch frühe­rer Krise, sondern so geeint wie lange nicht. Deutsch­land sei nicht einge­knickt, als Russland im Sommer den Gashahn zugedreht habe, «weil wir uns nicht erpres­sen lassen!» So hande­le die Geschich­te des Jahres 2022 von Zusam­men­halt und Stärke und auch von Zuversicht.

Scholz erinner­te in diesem Zuge an die 29 Millio­nen Menschen, die sich freiwil­lig und ehren­amt­lich engagier­ten, sowie an das überwäl­ti­gen­de Mitge­fühl und die Hilfs­be­reit­schaft, mit denen viele den Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne begeg­net seien. Er dankte zugleich denje­ni­gen, die sich für Sicher­heit einset­zen — Polizei, Bundes­wehr, den Feuer­weh­ren und den Rettungsdiensten.

Scholz lobt große Entlastungspakete

Scholz lobte auch seine eigene Regie­rung: Damit alle mit gestie­ge­nen Preisen zurecht­kom­men könnten, seien im vergan­ge­nen Jahr große Entlas­tungs­pa­ke­te geschnürt worden. «Unser Zusam­men­halt ist unser größtes Pfund», sagte der Kanzler.

Das neue schwim­men­de Termi­nal für die Flüssig­gas­an­lie­fe­rung und die dafür nötigen Leitun­gen hätten Ingenieu­rin­nen und Fachar­bei­ter in nicht einmal 200 Tagen gebaut. Schon in den kommen­den Wochen und Monaten gingen weite­re Flüssig­gas-Termi­nals in Betrieb — in Lubmin, in Stade und in Bruns­büt­tel. «Damit machen wir unser Land und Europa dauer­haft unabhän­gig von russi­schem Gas», sagte Scholz. «Und zugleich kommen wir so durch diesen Winter.»