GRABEN (dpa/lby) — Vor wenigen Jahren hatte die Luftwaf­fe angekün­digt, für die neuen Trans­por­ter A400M einen zweiten Stand­ort in Süddeutsch­land schaf­fen zu wollen. Nun wurde das Projekt beerdigt. Das Lechfeld bei Augsburg soll keine A400M-Basis mehr werden — trotz des Ukraine-Krieges.

Die Bundes­re­gie­rung will die Pläne zur Statio­nie­rung von zehn Trans­port­flug­zeu­gen A400M auf dem Flieger­horst Lechfeld in Schwa­ben nicht weiter­ver­fol­gen. Wie ein Sprecher des Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums am Montag in Berlin berich­te­te, soll der Flugplatz bei Graben südlich von Augsburg nun doch nicht in den nächs­ten Jahren zur zweiten deutschen Basis des Trans­port­flie­gers werden. Statt­des­sen sollen alle Maschi­nen des Airbus-Trans­por­ters in Wunstorf bei Hanno­ver statio­niert werden.

Der schwä­bi­sche CSU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Hansjörg Durz kriti­sier­te dies als «gravie­ren­de Fehlent­schei­dung». Er verwies auf eine militä­ri­sche Bedro­hungs­si­tua­ti­on durch Russland infol­ge des Krieges in der Ukrai­ne, die bei der Entschei­dung nicht berück­sich­tigt worden sei.

Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht (SPD) habe nach Auskunft des Minis­te­ri­ums die Entschei­dung gegen den Flieger­horst bei Graben (Landkreis Augsburg) am 11. Febru­ar noch vor dem Angriff auf die Ukrai­ne gefällt. «Die Entschei­dung passt jedoch überhaupt nicht mehr in die Zeit», sagte Durz, der selbst aus dem Landkreis Augsburg kommt.

Das Lechfeld wurde bis 2013 von einem Jagdbom­ber­ge­schwa­der genutzt. Seitdem die Torna­dos damals abgezo­gen sind, ist der Flieger­horst ein Ausweich­flug­platz der Nato. Ursprüng­lich war geplant, für die A400M-Maschi­nen bis 2028 mehr als 170 Millio­nen Euro an dem Stand­ort zu inves­tie­ren und 600 neue Dienst­pos­ten zu schaffen.

Doch die ursprüng­li­che Idee, bei Augsburg gemein­sam mit anderen Staaten eine multi­na­tio­na­le Lufttrans­port­grup­pe zu schaf­fen, hatte sich zerschla­gen. Obwohl die Idee seit 2017 bewor­ben worden sei, habe es keine nennens­wer­te Betei­li­gung anderer Natio­nen gegeben, heißt es in einem Schrei­ben aus dem Minis­te­ri­um an Durz. Der Aufbau eines zweiten A400M-Stand­or­tes wäre etwa 78 Millio­nen Euro teurer gewor­den als die Konzen­tra­ti­on aller Maschi­nen in Wunstorf.

Insge­samt hat die Bundes­wehr 53 der neuen Trans­port­ma­schi­nen bestellt, die bis 2026 ausge­lie­fert werden sollen. Die A400M-Flotte ersetzt die bishe­ri­gen Trans­all-Maschi­nen, die Ende 2021 ausge­mus­tert wurden.

Der Sprecher ergänz­te, dass sich das Minis­te­ri­um trotz der Entschei­dung der Bedeu­tung des schwä­bi­schen Stand­or­tes bewusst sei. «Der Flugplatz Lechfeld wird weiter­hin als Ausweich­flug­platz genutzt und für einen künfti­gen Betrieb von Luftfahr­zeu­gen mitbe­trach­tet werden», sagte er.