Der FC Bayern ist am Ziel aller Träume. In einem hochintensiven Finale der Champions League gewinnt der deutsche Rekordmeister am Sonntag gegen Paris Saint-Germain das Triple. Held des Abends ist ein «King» aus der französischen Hauptstadt.
Lissabon (dpa) — Die Münchner Triple-Könige fielen auf die Knie und sich dann in grenzenlosem Jubel in die Arme. Trainer Hansi Flick gratulierte sofort dem geschlagenen Thomas Tuchel und tröstete den in Tränen aufgelösten Weltstar Neymar.
Der deutsche Rekordmeister hat sich in einem packenden Champions-League-Finale zum Fußball-König von Europa gekrönt. Held des Abends beim 1:0 (0:0) gegen Tuchels Paris Saint-Germain war der in Paris geborene Kingsley Coman mit dem wichtigsten Tor seiner Karriere — dem insgesamt 500. Treffer der Münchner in der Königsklasse. Der Schlusspfiff war der Start in eine lange Partynacht.
«Das ist schwer, nach dem Spiel zu realisieren», sagte der zuvor bärenstark haltende Nationaltorwart Manuel Neuer beim Streamingdienst DAZN. «Das ist Freude und das ist Erleichterung. Das ist ein Traum für uns alle.» Vor allem auch für Coman, der bei PSG ausgebildet wurde und dort auch als 16-Jähriger sein Profidebüt gefeiert hatte.
Bayerns «King» köpfte nach einer Superflanke von Joshua Kimmich in der 59. Minute das Tor zum Triple. Der Schachzug von Bayern-Trainer Hansi Flick war aufgegangen: Er hatte Coman für Ivan Perisic aufgeboten. Die Pariser Vergangenheit Comans sei «vielleicht eine Extra-Motivation», hatte Flick bei DAZN gesagt.
Ein Jahr nach Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool triumphierte der 55 Jahre alte Flick im deutschen Trainerduell mit Thomas Tuchel (46). Flick führte die Bayern sieben Jahre nach Jupp Heynckes in der ultra-langen und schwierigen Corona-Spielzeit in nicht einmal zehn Monaten Amtszeit als Chefcoach zum zweiten Triple. Die Bayern, die ihren dritten Titel nach 2001 und 2013 feierten, sind zudem in 28 Jahren Champions League der erste Gewinner, der in allen Saisonspielen siegen konnte — es waren elf an der Zahl.
Angeführt von Leon Goretzka und Kapitän Neuer waren die Münchner um kurz vor acht aus dem Mannschaftsbus gestiegen — voll fokussiert und mit nur einem Ziel. Sie «wollen unbedingt diesen Pokal holen», hatte Flick bei Sky gesagt. Neuzugang Leroy Sané, der nicht spielberechtigt war, schrieb bei Twitter: «Ihr packt das!!!» Die taktisch geprägte, aber wie für ein Finale typisch höchst intensive Anfangsphase war vielversprechend — Robert Lewandowski, mit 15 Treffern Torschützenkönig der Königsklasse, traf den Pfosten (22.). Allerdings musste Neuer auch in höchster Not gegen den von Mbappé bedienten Neymar retten (18.).
Mit hohem Pressing, Flicks «Erfolgsgarantie» beim überragenden 8:2 im Viertelfinale gegen den FC Barcelona und dem 3:0 gegen Olympique Lyon im Halbfinale, versuchten die Bayern, das Pariser Starensemble immer wieder unter Druck zu setzen. Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry und Coman lauerten auf Ballverluste, das Mittelfeld ordneten Thiago und Goretzka. Das Bayern-Spiel in die Tiefe aus dem eigenen Ballbesitz heraus war aber ausbaufähig. Viele kleine Fouls störten zudem den Aufbau beider Mannschaften.
Gänzlich auszubremsen waren Neymar, der zunächst zentral stürmte, Mbappé und Di Maria nie. Vor allem über die linke Seite des französischen Weltmeisters nahm Paris immer wieder Tempo auf. Di Maria schoss frei vor Neuer über das Tor (23.), Tuchel, der mit dicker Schiene am gebrochenen Fuß wieder meist auf einer Kühlbox saß, schlug beide Hände vor dem Gesicht zusammen. Der nach dem Lyon-Spiel angeschlagene Jerome Boateng verletzte sich bei diesem Pariser Angriff und musste ausgewechselt werden. Für ihn kam Niklas Süle, der erst seit Kurzem von einem Kreuzbandriss genesen die große Aufgabe gegen Neymar und Mbappé übernahm.
Es blieb eine Partie, in der die Anspannung bei fast jeder Aktion zu sehen war. Jeder Fehler könnte bitter betraft werden. Lewandows