Die Abstands­re­geln machen den Kinos in der Corona-Pande­mie zu schaf­fen. Sie fordern eine Locke­rung und haben dabei einen promi­nen­ten Unterstützer.

In dem Schrei­ben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag, plädie­ren sie für eine bundes­weit einheit­li­che Regel, die lauten sollte: «Ein Sitz frei zwischen Besucher­grup­pen, ohne Maske am Platz». So sei es bereits in Nordrhein-Westfa­len und Sachsen organi­siert, auch Rhein­land-Pfalz habe nachgesteuert.

Wie die Zuschau­er im Kino sitzen dürfen, ist von Bundes­land zu Bundes­land unter­schied­lich. «Die gegen­wär­ti­ge Regelung führt dazu, dass der Mindest­ab­stand am Sitzplatz in der Reali­tät deutlich über 2 Meter liegt — ohne dass sich die Menschen auch nur von Angesicht zu Angesicht gegenübersäßen.»

Für die Betrei­ber bedeu­te dies eine maxima­le Auslas­tung von ledig­lich 20 Prozent, heißt es im Brief der AG Kino — Gilde Deutscher Filmkunst­thea­ter vom Montag. Auf dieser Grund­la­ge sei nicht nur der Kinobe­trieb unmög­lich. «Die gesam­te Filmbran­che ist paraly­siert.» Studi­os und Filmver­lei­her verschie­ben demnach angesichts der gerin­gen Auslas­tung ihre Filmstarts. Zugleich seien gerade die kleinen Kinos und Säle häufig ausver­kauft — «mit Besucher­zah­len, die oftmals unter 10 liegen».

Der Verband, zu dem nach eigenen Angaben mehr als 300 Kinos gehören, hatte bereits kürzlich zur Filmkunst­mes­se in Leipzig einen Appell für eine Locke­rung veröf­fent­licht. Seit der Wieder­eröff­nung hätten sich die Kinobe­trei­ben­den als «zuver­läs­si­ge und verant­wor­tungs­be­wuss­te Kultur­anbie­ter» bewährt. Der Verband verweist auf die Hygie­ne-Regeln und Corona-Maßnah­men in den Kinos. In «notwen­di­gen Fällen» sei Masken­ver­wei­ge­rern bereits der Einlass bis hin zum Hausver­bot verwehrt worden.

Der Regis­seur Tom Tykwer sieht in der Corona-Pande­mie für die Kinos eine wirklich «harte Zeit» und plädiert ebenfalls für eine Locke­rung bei den Abstän­den. Er gehe seit der Wieder­öff­nung ab und zu ins Kino, sagte Tykwer («Babylon Berlin») der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist wie ein Patient, der am Tropf hängt. Der Tropf muss mal weg.»

Tykwer spitz­te seine Beobach­tung dabei so zu: «Ich komme nicht damit klar, dass die Leute in einem Flieger mit 400 Leuten sitzen und im Kino sind es zehn Meter Abstand.» Er finde das nicht angemes­sen. «Man muss dran denken, dass Kino ein Baustein unserer Alltags­kul­tur ist und dass es fast wichti­ger ist, als dass Wochen­end-Urlau­ber ihren Billig­flie­ger kriegen. Ein Kinositz Abstand je Partei — das reicht doch dicke. Es sind auch nur zwei Stunden — und die Kinos haben eine gute Belüftung.»

Verbands­chef Chris­ti­an Bräuer, in Berlin Betrei­ber der Yorck-Kinos, hatte sich bereits vor Monaten für neue Abstands­re­geln ausge­spro­chen. Der Verband sieht darin die Grund­la­ge für die Wieder­be­le­bung des Kinomarkts in Deutsch­land, der mehr als 1400 mittel­stän­di­sche Betrie­be umfasse.