BERLIN (dpa) — Eine Studie im Auftrag der Bundes­re­gie­rung ergab, dass auf Deutsch­land durch die Erder­wär­mung bis 2050 Kosten von 900 Milli­ar­den Euro zukom­men können. Nun gibt es neue Zahlen zur Treibhausgasbilanz.

Mit Blick auf die offizi­el­le Schät­zung zum Ausstoß klima­schäd­li­cher Treib­haus­ga­se wirft die Klima­schutz­be­we­gung Fridays for Future der Regie­rungs­ko­ali­ti­on unver­ant­wort­li­che Trägheit und insbe­son­de­re der FDP eine geziel­te Blocka­de­po­li­tik vor.

«Der heuti­ge Tag wird ein schwar­zer Tag für die Bundes­re­gie­rung, für das Klima und für alle Menschen, die darauf gesetzt hatten, dass man sich in Sachen Klima auf die Ampel verlas­sen kann», sagte die Aktivis­tin Luisa Neubau­er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit Blick auf die am Mittwoch erwar­te­te Progno­se des Umwelt­bun­des­amts. Annika Rittmann sagte: «Die Bundes­re­gie­rung wird heute einmal mehr mit ihrem Versa­gen in Sachen konse­quen­ter Klima­po­li­tik konfrontiert.»

Die Schät­zung der Emissio­nen für das Jahr 2022 gilt als politisch brisant, weil etliche Sekto­ren, insbe­son­de­re der Verkehr, den Zielen im Klima­schutz­ge­setz deutlich hinter­her­hin­ken. Erwar­tet wird, dass die Emissio­nen im Vergleich zum Vorjahr auf hohem Niveau stagnie­ren bezie­hungs­wei­se allen­falls ganz leicht sinken — trotz eines niedri­ge­ren Energie­ver­brauchs von Haushal­ten und Indus­trie infol­ge des Ukrai­ne-Kriegs. Kriti­ker werten dies als Alarm­si­gnal im Hinblick auf die Klima­zie­le der Koali­ti­on aus SPD, Grünen und FDP.

Neubau­er: Regie­rung stachelt Klima­cha­os an

Neubau­er sagte, die Zahlen des Umwelt­bun­des­amts müssten Konse­quen­zen haben. «Man kann es im Jahr 2023 nieman­den mehr erklä­ren, wie eine Regie­rung, die sowohl die Bevöl­ke­rungs­mehr­hei­ten im Rücken als auch die notwen­di­gen Konzep­te zur Hand hat, mutwil­lig Klima­cha­os ansta­chelt statt den nötigen Beitrag zu leisten, um Katastro­phen zu verhindern.»

Rittmann kriti­sier­te beson­ders Verkehrs­mi­nis­ter Volker Wissing (FDP) und FDP-Chef Chris­ti­an Lindner. «Die Blocka­de bereits beschlos­se­ner Maßnah­men im Gebäu­de- und Verkehrs­sek­tor und die Verwei­ge­rung aller wissen­schaft­lich notwen­di­gen Maßnah­men zeigen, dass vor allem weder Lindner noch Wissing bereit sind, die Klima­kri­se trotz abseh­ba­rer Katastro­phen zu bekämp­fen.» Der selbst­er­nann­te «Klima­kanz­ler» Olaf Scholz sei nun in der Pflicht, für die Umset­zung der im Gesetz und im Koali­ti­ons­ver­trag verein­bar­ten Maßnah­men im Kampf gegen die Erder­hit­zung zu sorgen.

Im Jahr 2021 wurden laut UBA hierzu­lan­de knapp 759 Millio­nen Tonnen des klima­schäd­li­chen Treib­haus­ga­ses Kohlen­di­oxid ausge­sto­ßen — vier Prozent mehr als 2020 und 39 Prozent weniger als 1990. Bis 2030 soll der Ausstoß laut Klima­schutz­ge­setz aber um mindes­tens 65 Prozent sinken im Vergleich zu 1990. Bis 2045 soll Deutsch­land klima­neu­tral sein, also nicht mehr Treib­haus­ga­se aussto­ßen als abgebaut werden. Der Verkehr, für den Wissing verant­wort­lich ist, ist der einzi­ge Sektor, der in den vergan­ge­nen Jahrzehn­ten seine Treib­haus­gas­emis­sio­nen nicht mindern konnte.