STUTTGART (dpa/lsw) — Die Kranken­haus­ge­sell­schaft befürch­tet angesichts einer Kosten­ex­plo­si­on mehr Insol­ven­zen. Die schon vor der Corona-Pande­mie unter­fi­nan­zier­ten Klini­ken blieben auf den erhöh­ten Preisen für Energie, Medizin­pro­duk­te, Lebens­mit­tel und Dienst­leis­tun­gen sitzen, sagte der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Baden-Württem­ber­gi­schen Kranken­haus­ge­sell­schaft (BWKG), Matthi­as Einwag, am Freitag in Stutt­gart. Demnach belie­fen sich die Zusatz­kos­ten auf 640 Millio­nen Euro im Land. «Das bezahlt niemand aus der Porto­kas­se», sagte Einwag. 61 Prozent der Teilneh­mer einer BWKG-Umfra­ge schrei­ben in diesem Jahr rote Zahlen.

Auf die prekä­re Lage mit mögli­chen Insol­ven­zen will die Kranken­haus­ge­sell­schaft jetzt bundes- und landes­weit mit der Aktion «Alarm­stu­fe Rot — Kranken­häu­ser in Gefahr» aufmerk­sam machen. Ein Infomo­bil soll der Öffent­lich­keit vor Ort die Situa­ti­on nahebrin­gen und den Druck auf die Politik verstär­ken, die Klini­ken auskömm­lich zu finanzieren.

Auch für die Patien­ten hat die Unter­fi­nan­zie­rung Folgen. Die Kaufmän­ni­sche Direk­to­rin des Univer­si­täts­kli­ni­kums Tübin­gen, Gabrie­le Sonntag, verwies auf in vielen Berei­chen einge­führ­te Warte­lis­ten. «Sie sind eine Zumutung für die Patien­ten.» In den Klini­ken werden nicht dringend notwen­di­ge Eingrif­fe häufig verscho­ben — etwa Hüft-Opera­tio­nen, Eingrif­fe bei Fehlstell­lu­gen von Beinen und Entfer­nung von Tumor­vor­stu­fen. Auch Patien­ten mit akuten Bandschei­ben­vor­fäl­len müssten zum Teil ein paar Tage warten, sagte Sonntag.