TUTTLINGEN — Ohne Skalpell und Röntgenstrahlen: Chefarzt Shtian bringt schnittfreie Behandlung von Gebärmuttermyomen mit nach Tuttlingen.
„Die erste Behandlung ist bestens verlaufen, unserer Patientin geht es sehr gut“, ist das Fazit von Chefarzt Abdulnaser Shtian am Montagmorgen nach der ersten Sonata-Behandlung am Klinikum Landkreis Tuttlingen. Nach dem 20-minütigen Eingriff kann die Patientin aus der Narkose aufgeweckt werden. In wenigen Wochen werden ihre schweren Monatsblutungen, ausgelöst durch einen gutartigen — aber nicht folgenlosen Muskelknoten in der Gebärmutter, deutlich gelindert sein.
Abdulnaser Shtian, der seit Juli diesen Jahres neuer Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist, hat die neue Methode „Sonata“ zur Behandlung von Gebärmuttermyomen aus der Universitätsklinik Jena nach Tuttlingen mitgebracht. Als Koordinator des Myomzentrums und des minimal invasive Chirurgie Zentrums Level III sowie des Level III Endometriosezentrums hat er dort sehr gute Erfahrungen mit dieser Methode gemacht — mit der er vielen seiner Patientinnen auf besonders schonende Weise helfen konnte.
„Erfahrungsgemäß“, so Shtian „verspüren 90% der Frauen in kürzester Zeit nach dem Eingriff eine Linderung der Beschwerden“. Für ihn ist die Behandlung mit Sonata ein Routineeingriff geworden.
„Bei den Patientinnen, für die diese Behandlung geeignet ist, müssen keine Schnitte gemacht werden. Schon gar nicht muss – so wie es bisher bei Beschwerden aufgrund von Gebärmuttermyomen oft der Fall war – die Gebärmutter entfernt werden“, erklärt Chefarzt Abdulnaser Shtian.
Außer dem Klinikum Landkreis Tuttlingen bieten bisher nur wenige Kliniken in Deutschland dieses neuartige Verfahren an – in Baden-Württemberg sind es insgesamt drei.
Myome sind gutartige Muskelknoten, die sich an verschiedenen Stellen in der Gebärmutter entwickeln können. Etwa jede dritte Frau in Deutschland ist davon betroffen. Meistens kommen sie im gebärfähigen Alter vor und können schwere Monatsblutungen sowie starke Regelschmerzen verursachen. Sie können so weit wachsen, dass sie benachbarte Organe verdrängen und so schädigen. „Myome können auch der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Frauen, die noch Kinder bekommen möchten, können wir mit dieser gebärmutterschonenden Behandlungsmaßnahme hier in Tuttlingen somit helfen“, so Shtian.
Sonata ist ein Gerät mit Sonde zur minimal-invasiven Radiofrequenzbehandlung von Myomen. Die Sonde, nicht dicker als ein Kugelschreiber, wird durch die Vagina in die Gebärmutter geschoben und kann mithilfe von Radiofrequenzenergie das Myom gezielt schrumpfen, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen.