Bildungsexperten schlagen seit Wochen Alarm: Im Distanzunterricht verlieren viele Schüler den Anschluss — und zwar gerade dann, wenn die Eltern wenig Unterstützung bieten. Ein deutschlandweites Nachhilfe-Projekt von Studierenden springt deshalb in die Bresche.
«Die Schüler gehen einfach auf die Seite, wählen das Fach aus und werden live mit einem Tutor verknüpft, der online ist», erläuterte Scott das Prinzip. «Zu normalen Uhrzeiten ist eigentlich auch immer jemand da, und wenn gerade niemand online ist, kann man sofort einen Termin auswählen. Da herrscht wirklich gerade Wunschkonzert, da kann man sich gleich für den Abend oder den Tag danach einen Termin buchen.»
Die Tutoren, deren Identität zuvor überprüft wird, sind bunt gemischt, von Studierenden über Berufstätige bis zu Rentnern. «Unser Ziel ist es nicht, den Lehrer an der Schule zu ersetzen, sondern die Eltern zu ersetzen, die gerade nicht unterstützen können. Das Fachliche hat deshalb nicht die erste Priorität», erläuterte Scott.
Das Konzept hat auch das sächsische Kultusministerium überzeugt, das in einem Pilotprojekt 5000 Session-Gutscheine an hilfebedürftige Schüler verteilen lässt. Sie werden ausschließlich von Lehramtsstudenten betreut, um Wissenslücken möglichst effizient zu schließen.
Scott und sein Team können sich gut vorstellen, dass das Projekt auch nach dem Ende der akuten Krise fortbesteht — schließlich werde es noch lange dauern, bis gerade benachteiligte Kinder und Jugendliche die Lernrückstände aufgeholt hätten. Doch das Projekt zielt auf die breite Masse: «Wir haben von Grundschülern bis hin zu Abschlussschülern alle möglichen Schularten dabei, vom Gymnasium bis zur Mittel-/Hauptschule.» Am stärksten nachgefragt sind übrigens «die üblichen Verdächtigen: Mathe, Deutsch, Englisch».