PASSAU/HILPOLTSTEIN (dpa) — Wenn Vögel Menschen angrei­fen, denken viele gleich an Hitch­cocks Horror­film «Die Vögel». In der Regel wähnen die Tiere ihren Nachwuchs in Gefahr.

Nach einer Krähen­at­ta­cke ist eine junge Frau in Passau im Kranken­haus behan­delt worden. Zwei Vögel griffen die 32-Jähri­ge am Sonntag­mor­gen auf ihrem Fahrrad an, wie die Passau­er Polizei berich­te­te. Sie stürz­te bei einem Ausweich­ma­nö­ver, verletz­te sich am Knie, und musste demnach mit dem Rettungs­wa­gen ins Kranken­haus gebracht werden.

Der Passau­er Fall ist keine Ausnah­me, von Vogel­at­ta­cken liest man immer wieder. Fachleu­ten zufol­ge kann sich dies im Frühjahr und Sommer ereig­nen, ist aber eher selten. «In der Regel ist es darin begrün­det, dass sie ihre Brut oder Jungvö­gel vertei­di­gen wollen», sagt Martin Rümmler vom Natur­schutz­bund Deutsch­land (Nabu) in Berlin. Vor allem von Greif­vö­geln wie dem Mäuse­bus­sard und von Krähen sei solches Verhal­ten bekannt.

Erst in der vergan­ge­nen Woche hatte die Stadt Potsdam vor einem brüten­den Mäuse­bus­sard in einem kleinen Waldge­biet gewarnt, der Sport­le­rin­nen und Sport­ler angriff. Fälle wie diese landen schnell in den Schlag­zei­len. Sie sind aber nach Angaben des Landes­bunds für Vogel- und Natur­schutz (LBV) in Hilpolt­stein die Ausnah­me. Allein in Bayern brüten demzu­fol­ge um die 16.000 Mäuse­bus­sard-Paare. Jedes Jahr kommt es demnach aber nur zu wenigen Dutzend Angriffen.

«Mäuse­bus­sar­de greifen Menschen nicht aus Aggres­si­vi­tät an, sondern nur zur Abwehr einer vermeint­li­chen Bedro­hung für ihre Brut», erläu­tert LBV-Spreche­rin Stefa­nie Bernhardt. «Als Bedro­hung werden dabei schnel­ler beweg­te Objek­te wahrge­nom­men, vor allem Jogger, wesent­lich selte­ner auch einmal Fahrrad­fah­rer, ausnahms­wei­se auch einmal Spazier­gän­ger.» Beson­ders kritisch sei die Phase, wenn die Jungvö­gel das Nest verlie­ßen und sich noch sehr ungeschickt bewegten.

Um ihren Nachwuchs zu vertei­di­gen, fliegen Eltern­vö­gel laut Rümmler dann Schein­an­grif­fe. Es seien also keine echten Angrif­fe. «Die Vögel begeben sich selbst in Gefahr, wenn sie Kontakt aufneh­men. Deshalb sind sie dabei sehr vorsich­tig.» Im Normal­fall komme es nur zu Kratzern, wenn der Bussard unbeab­sich­tigt den Kopf eines Menschen streife.

Die beiden Fachleu­te raten Freizeit­sport­lern deshalb, zum Schutz eine Kopfbe­de­ckung zu tragen und einen großen Bogen um Nester zu machen. Oft warnten bereits Schil­der im Umkreis einiger Horste vor mögli­chen Attacken, sagt Bernhard. Wälder generell zu meiden, sei unnötig, da sich nur wenige Vögel angriffs­lus­tig verhielten.

Im Fall einer Attacke sollte man demnach am besten einen langen Stock, einen Regen­schirm oder Ähnli­ches in die Höhe halten. Die Angrif­fe erfolg­ten meist auf den höchs­ten Punkt des Körpers – oder eben auf dessen Verlän­ge­rung, also den Stock, sagt Bernhardt.