STUTTGART (dpa) — Im Streit um eine geplan­te Reform des Einbür­ge­rungs­rechts hat Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann die Union attackiert. Bei Aussa­gen, mit der Reform werde das Staats­bür­ger­schafts­recht verramscht, handle es sich um «reflex­haf­te Polemik», sagte der Grünen-Politi­ker am Diens­tag in Stutt­gart. Deutsch­land müsse ein mutiges Einwan­de­rungs­land werden. Die Reform sei im Kern wichtig und berech­tigt, die Union solle an verschie­de­nen Ecken der Reform nicht noch herum­ma­chen, sagte Kretsch­mann. Nun komme es auf die konkre­te Ausge­stal­tung an.

Mit dem Wegfall der sogenann­ten Babyboo­mer fielen in den nächs­ten Jahren sieben Millio­nen Arbeits­kräf­te weg, da müsse Deutsch­land sich gut aufstel­len und attrak­tiv werden für Einwan­de­rung, sagte Kretsch­mann. «Ich würde der Union abraten, so reflex­haft zu reagie­ren, vor allem dem Herrn Merz», sagte Kretsch­mann. «Wenn man so auf den Baum klettert, kommt man schwer wieder herunter.»

Die Bundes­re­gie­rung will die gesetz­li­chen Hürden für Einbür­ge­run­gen senken. Innen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) plant, dass Zuwan­de­rer künftig schon nach einem fünfjäh­ri­gen Aufent­halt die deutsche Staats­bür­ger­schaft erhal­ten können, bei «beson­de­ren Integra­ti­ons­leis­tun­gen» sogar schon nach drei Jahren. Die Union lehnt das Vorha­ben ab, auch in Teilen der FDP gibt es Vorbehalte.

CDU-Chef Fried­rich Merz hatte am Sonntag in der ARD gesagt: «Die deutsche Staats­bür­ger­schaft ist etwas sehr wertvol­les, und damit muss man behut­sam umgehen.» Wenn das Ziel der Koali­ti­on eine Einwan­de­rung in die Sozial­sys­te­me sei, müsse dies verhin­dert werden. «Dann werden wir dem natür­lich nicht zustimmen.»

Auch Landes­in­nen­mi­nis­ter Thomas Strobl nannte den Vorschlag zutiefst fragwür­dig. «Die Staats­bür­ger­schaft ist ein hohes Gut, etwas, das am Ende eines Integra­ti­ons­pro­zes­ses steht, ein klares Bekennt­nis zum deutschen Staat und seinen Werten», sagte der CDU-Landes­vor­sit­zen­de. Die Verlei­hung sei etwas ganz Beson­de­res. «Wer jetzt aus der Staats­bür­ger­schaft ein Mittel zur noch offenen Integra­ti­on macht, der ist vollkom­men auf dem Irrweg.» Sollte das so kommen, dann verlie­re der deutsche Pass seinen bislang hohen Wert. Die massen­haf­te Akzep­tanz von mehre­ren Pässen trage ihr Übriges dazu bei.