KIEW/MOSKAU (dpa) — Im Süden ihres Landes meldet die Ukrai­ne anhal­ten­de Erfol­ge. An anderen Abschnit­ten der Front ist die Lage unter­des­sen deutlich angespann­ter. Die News im Überblick.

Nach dem russi­schen Truppen­rück­zug haben die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te im Süden ihres Landes eigenen Angaben zufol­ge bislang insge­samt 179 Siedlun­gen zurück­er­obert. Vor allem im östli­chen Gebiet Donezk halten derweil schwe­re Angrif­fe an. In Moskau werden von dort kleine­re Erfol­ge vermel­det. Und im befrei­ten Cherson dokumen­tie­ren die Ukrai­ner Befrei­er derweil eine Reihe von russi­schen Kriegsverbrechen.

Unter­des­sen ist der russi­sche Außen­mi­nis­ter Sergej Lawrow zum G20-Gipfel auf Bali einge­trof­fen — als Ersatz für Kreml­chef Wladi­mir Putin. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz bedau­ert dessen Abwesenheit.

Ukrai­ne: Rund 180 Siedlun­gen im Süden zurückerobert

In den Gebie­ten Cherson und Mykola­jiw sei in den vergan­ge­nen Tagen nordwest­lich des Flusses Dnipro eine Fläche von rund 4500 Quadrat­ki­lo­me­tern befreit worden, melde­te die Agentur Unian unter Berufung auf das Einsatz­kom­man­do Süd.

Selen­skyj: «Wir alle spüren, wie unser Sieg naht»

Ungeach­tet der anhal­ten­den russi­schen Angrif­fe hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Selen­skyj seinen Lands­leu­ten Mut zugespro­chen. «Wir alle spüren, wie unser Sieg naht», sagte Selen­skyj am Sonntag­abend in seiner tägli­chen Video­bot­schaft. «Es gibt immer Menschen, die kämpfen und arbei­ten für unseren Sieg.» Selen­skyj bedank­te sich bei Solda­ten, Ärzten und Diplo­ma­ten, die bereits seit mehr als 260 Tagen seit dem Beginn des russi­schen Angriffs­kriegs rund um die Uhr in der Ukrai­ne im Einsatz seien.

Im befrei­ten Cherson im Süden des Landes werde unter­des­sen fieber­haft daran gearbei­tet, ein möglichst norma­les Leben wieder­her­zu­stel­len. Daneben sei die «Neutra­li­sie­rung» russi­scher Saboteu­re sowie die Gefan­gen­nah­me zurück­ge­blie­be­ner russi­scher Solda­ten im Gange. Bisher seien bereits rund 400 russi­sche Kriegs­ver­bre­chen dokumen­tiert worden, in der Stadt wurden nach Selen­sky­js Worten auch Leichen von Zivilis­ten und Militär­an­ge­hö­ri­gen gefun­den. «In der Region Cherson beging die russi­sche Armee diesel­ben Gräuel­ta­ten wie in anderen Regio­nen unseres Landes, in die sie einge­drun­gen war», sagte Selen­skyj. Aber wir werden jeden Mörder finden und vor Gericht stellen.»

Lawrow zu G20-Gipfel auf Bali eingetroffen

Russlands Außen­mi­nis­ter Lawrow ist zum Gipfel der Gruppe der großen Wirtschafts­mäch­te (G20) auf der indone­si­schen Insel Bali einge­trof­fen. Inmit­ten massi­ver inter­na­tio­na­ler Spannun­gen wegen des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne vertritt er dort in den kommen­den Tagen Kreml­chef Putin, der seine Teilnah­me abgesagt hat. Russi­sche Staats­me­di­en veröf­fent­lich­ten ein Video, das zeigt, wie Lawrow auf Bali aus seinem Flugzeug stieg.

Scholz bedau­ert G20-Absage Putins

Bundes­kanz­ler Scholz (SPD) bedau­ert die Entschei­dung des russi­schen Präsi­den­ten Putin, nicht am G20-Gipfel auf der indone­si­schen Insel Bali teilzu­neh­men. «Es wäre gut gewesen, wenn Präsi­dent Putin sich zum G20-Gipfel begeben hätte», sagte Scholz im vietna­me­si­schen Hanoi. «Dann hätte er sich aller­dings ausset­zen müssen all den Fragen und all der Kritik, die von vielen Ländern der Welt formu­liert worden ist. Vermut­lich ist er deshalb nicht da.»

Russland berich­tet über Vorrü­cken in Donezk

Russlands Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um hat über einen kleine­ren Erfolg im ostukrai­ni­schen Gebiet Donezk berich­tet. Russi­sche Solda­ten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliw­ka erobert, sagte Minis­te­ri­ums­spre­cher Igor Konaschen­kow. Von ukrai­ni­scher Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Präsi­dent Selen­skyj hatte aller­dings bereits in seiner Video­an­spra­che am Samstag­abend von derzeit beson­ders hefti­gen russi­schen Angrif­fen in Donezk gespro­chen. «Dort ist es die reine Hölle», sagte er.

Russlands Armee hat Donezk in größe­ren Teilen erobert und im Septem­ber — ebenso wie das Nachbar­ge­biet Luhansk sowie Saporischschja und Cherson im Süden — völker­rechts­wid­rig annektiert.

In Cherson wieder­um erlit­ten die Russen zuletzt eine schwe­re Nieder­la­ge: Angesichts erfolg­rei­cher ukrai­ni­scher Gegen­of­fen­si­ven zogen sie sich mehr als acht Monate nach Kriegs­be­ginn aus der gleich­na­mi­gen Gebiets­haupt­stadt Cherson und weite­ren Orten nordwest­lich des Flusses Dnipro zurück. Auch am Sonntag veröf­fent­lich­ten ukrai­ni­sche Medien weiter Videos von jubeln­den Menschen, die die eigenen Truppen in Cherson begrüßen.

Bahn will Kohle­wag­gons für Wieder­auf­bau in Ukrai­ne einsetzen

Reakti­vier­te Kohle­wag­gons aus Deutsch­land könnten nach Vorstel­lun­gen der Deutschen Bahn bei einem Wieder­auf­bau der Ukrai­ne helfen. «Ich gehe davon aus, dass wir die Kohle­wag­gons, die jetzt im Einsatz sind, umbau­en werden, damit wir sie anders einset­zen können», sagte die Chefin der Bahn-Fracht­toch­ter, Sigrid Nikut­ta, dem Nachrich­ten­por­tal T‑Online. Mit den Waggons könne alles trans­por­tiert werden, was geschüt­tet werden müsse, zum Beispiel Baustof­fe wie Sand oder Kies.

Das wird am Montag wichtig

Die Außen­mi­nis­ter der EU-Staaten wollen an diesem Montag bei einem Treffen in Brüssel den Start einer Ausbil­dungs­mis­si­on für die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te beschlie­ßen. Die in den vergan­ge­nen Wochen erarbei­te­ten Pläne für den Einsatz sehen vor, dass zunächst etwa 15.000 ukrai­ni­sche Solda­tin­nen und Solda­ten in Deutsch­land, Polen und anderen EU-Ländern ausge­bil­det werden.