WARSCHAU/BERLIN/KIEW (dpa) — Um das Angebot des deutschen Flugab­wehr­sys­tems Patri­ot für Polen gab es einige Verstim­mung. Nun will die Regie­rung in Warschau es doch anneh­men — doch der Teufel steckt im Detail. Die News im Überblick.

Polen will die von Deutsch­land zur Vertei­di­gung seines Luftraums angebo­te­nen Patri­ot-Flugab­wehr­sys­te­me nun doch anneh­men. Man arbei­te daran, die Patri­ots auf polni­schem Gebiet zu statio­nie­ren und sie dem polni­schen Komman­do­sys­tem zu unter­stel­len, schrieb Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Mariusz Blaszc­zak gestern auf Twitter.

Aller­dings hatte Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht (SPD) darauf gepocht, dass die deutschen Flugab­wehr­sys­te­me als Teil der integrier­ten Nato-Luftver­tei­di­gung zu behan­deln sind. Davon, sie einem polni­schen Komman­do zu unter­stel­len, war zunächst keine Rede gewesen.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj kehrt von einem Besuch in front­na­hen Gebie­ten zurück. Und Minis­ter­prä­si­dent Denys Schmyhal bittet nach den jüngs­ten russi­schen Angrif­fen eindring­lich um Unter­stüt­zung beim Wieder­auf­bau der beschä­dig­ten Energie­an­la­gen. Derweil scheint sich Russland um neue Drohnen aus dem Iran zu bemühen, um Waffen­nach­schub für den Krieg in der Ukrai­ne zu sichern.

Polen will deutsches Flugab­wehr-Angebot nun doch akzeptieren

Vor zwei Wochen hatte Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Lambrecht die Verle­gung der Patri­ots nach Polen vorge­schla­gen. Ihr polni­scher Kolle­ge Blaszc­zak nahm das Angebot zunächst an. Einen Tag später schlug er jedoch überra­schend vor, die deutsche Flugab­wehr statt in Polen auf ukrai­ni­schem Gebiet zu statio­nie­ren. Dies sorgte in Berlin für Verstimmung.

«Nach einer Diskus­si­on mit dem deutschen Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um war ich enttäuscht über die Entschei­dung, die Unter­stüt­zung für die Ukrai­ne abzuleh­nen. Die Statio­nie­rung von Patri­ots in der Westukrai­ne würde die Sicher­heit von Polen und Ukrai­nern erhöhen», schrieb Blaszc­zak nun auf Twitter. Man arbei­te daher daran, die Patri­ots in Polen zu stationieren.

Besuch in Front­nä­he: Selen­skyj dankt ukrai­ni­schen Streitkräften

Bei einem Besuch in Front­nä­he hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj seinen Solda­ten für die Vertei­di­gung ihres Landes unter schwie­rigs­ten Bedin­gun­gen gedankt.

Er habe während des Aufent­halts im ostukrai­ni­schen Gebiet Donezk auch Auszeich­nun­gen verlie­hen an jene Solda­ten, die an den «gefähr­lichs­ten und verant­wor­tungs­volls­ten» Orten einge­setzt seien, sagt Selen­skyj in einem Video, das er nach seiner Rückkehr nach Kiew auf Telegram veröf­fent­lich­te. Er sei auch im Gebiet Charkiw gewesen und habe dort Ärzte getrof­fen, die verwun­de­te Kämpfer behandeln.

Ukrai­ne fordert mehr Hilfe bei Vertei­di­gung und Energieversorgung

Angesichts der verhee­ren­den Folgen der russi­schen Angrif­fe auf die ukrai­ni­sche Energie-Infra­struk­tur hat Kiew weite­re Hilfe von westli­chen Staaten gefor­dert. «Russland versucht, mehr als 30 Millio­nen Ukrai­ner ohne Heizung, Licht und Wasser zu lassen», sagte der ukrai­ni­sche Regie­rungs­chef Denys Schmyhal den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe. «Die Russen verlie­ren auf dem Schlacht­feld und versu­chen deshalb verzwei­felt, die Ukrai­ne in die Dunkel­heit zu stürzen.»

Schmyhal bat um weite­re Luftver­tei­di­gungs- und Raketen­ab­wehr­sys­te­me sowie um Hilfe bei der Wieder­her­stel­lung beschä­dig­ter Energieanlagen.

Russlands Raketen­an­grif­fe haben seit Oktober die Energie­ver­sor­gung der Ukrai­ne massiv beschä­digt. Millio­nen Menschen haben zeitwei­se nur noch einge­schränkt Zugang zur Strom­ver­sor­gung. Auch die Versor­gung mit Wasser und Wärme ist vieler­orts schwierig.

Diplo­ma­ten: Russland bestellt Hunder­te Drohnen und Raketen vom Iran

Zudem soll Russland Diplo­ma­ten zufol­ge erneut Hunder­te Drohnen und ballis­ti­sche Raketen aus dem Iran bestellt haben. «Wir wissen, dass der Iran plant, seine Liefe­run­gen von unbemann­ten Flugkör­pern und Raketen an Russland in erheb­li­chen Mengen zu erhöhen», teilten Kreise bei den Verein­ten Natio­nen in New York der Deutschen Presse-Agentur mit.

Moskau wolle damit dem akuten Mangel an militä­ri­schem Nachschub begeg­nen. Es handle sich um mehre­re hundert Geschos­se und Hunder­te Drohnen. «Ich glaube nicht, dass sie schon versandt wurden, aber sie stehen eindeu­tig in den Auftrags­bü­chern», hieß es aus New York.

Der Iran hatte überein­stim­men­den Berich­ten zufol­ge bereits im August Drohnen nach Russland geschickt, die für Angrif­fe auf militä­ri­sche Objek­te wie Radar­an­la­gen und Artil­le­rie genutzt werden können. Wenige Wochen später attackier­ten Russlands Streit­kräf­te Ziele in der Ukrai­ne mehrfach mit irani­schen Kamika­ze-Drohnen, die mit hoher Geschwin­dig­keit auf ihr Ziel stürz­ten und große Schäden anrichteten.

Frontex: Zahl der Ein- und Ausrei­sen an Grenzen zur Ukrai­ne konstant

Nach den schwe­ren russi­schen Raketen­an­grif­fen auf die Energie­ver­sor­gung der Ukrai­ne hat die EU-Grenz­schutz­agen­tur Frontex bislang keine bedeu­ten­de Verän­de­rung im Grenz­ver­kehr regis­triert. In der vergan­ge­nen Woche seien aus der Ukrai­ne 229.542 Menschen in ein EU-Land einge­reist, teilte Frontex gestern per Twitter mit.

Im gleichen Zeitraum überquer­ten 208.988 Menschen die Grenze eines EU-Landes in Richtung Ukrai­ne. Vergleichs­zah­len der Vorwo­chen waren zunächst nicht unmit­tel­bar verfügbar.