KIEW (dpa) — Kreml­chef Putin fordert von der russi­schen Rüstungs­in­dus­trie mehr Anstren­gun­gen. Ukrai­nes Präsi­dent Selen­skyj warnt: Über die Feier­ta­ge könnten «die russi­schen Terro­ris­ten wieder aktiv werden». Die News.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj hat vor mögli­chen russi­schen Angrif­fen an den kommen­den Feier­ta­gen und während der Urlaubs­zeit gewarnt. Kreml­chef Wladi­mir Putin kurbelt unter­des­sen die Rüstungs­in­dus­trie Russlands an. An den Fronten wurden russi­sche Verstär­kun­gen erkannt. Am Samstag vertei­digt sich die Ukrai­ne seit 304 Tagen gegen den russi­schen Angriffskrieg.

Selen­skyj warnt vor neuen russi­schen Angriffen

«Mit der nahen­den Ferien­zeit könnten die russi­schen Terro­ris­ten wieder aktiv werden», sagte Selen­skyj am Freitag­abend in seiner tägli­chen Video­an­spra­che. «Sie verach­ten christ­li­che Werte und jegli­che Werte im Allgemeinen.»

Selen­skyj forder­te die Ukrai­ner auf, in den kommen­den Tagen beson­ders wachsam zu sein. «Bitte beach­ten Sie daher die Luftschutz­si­gna­le, helfen Sie sich gegen­sei­tig und achten Sie immer aufein­an­der», sagte er. Gleich­zei­tig richte­te er eine ungewöhn­lich schar­fe Warnung an Russland. «Die Bürger Russlands müssen klar verste­hen, dass Terror nie unbeant­wor­tet bleibt», sagte er — ohne dies näher zu erläutern.

Die ukrai­ni­sche Militär­füh­rung hatte in den vergan­ge­nen Tagen wieder­holt vor mögli­chen neuen Raketen­an­grif­fen auf die Infra­struk­tur und Energie­ver­sor­gung des Landes gewarnt. Unter anderem verwies das Militär darauf, dass im Schwar­zen Meer ein russi­scher Flotten­ver­band unter­wegs sei, zu dem auch ein mit Marsch­flug­kör­pern bestück­tes Kriegs­schiff gehöre.

Die russi­schen Militärs haben in den vergan­ge­nen Wochen immer wieder das Energie­ver­sor­gungs­netz der Ukrai­ne mit Marsch­flug­kör­pern, Raketen und sogenann­ten Kamika­ze-Drohnen angegrif­fen. Trotz hoher Abschuss­zah­len der ukrai­ni­schen Luftab­wehr richte­ten die Angrif­fe große Schäden an; massi­ve Ausfäl­le in der Strom- und Wasser­ver­sor­gung waren die Folge. Russland will damit die ukrai­ni­sche Bevöl­ke­rung im Winter unter Druck setzen.

US-Kongress verab­schie­det Haushalt mit Milli­ar­den­hil­fe für Ukraine

Der US-Kongress hat den neuen Regie­rungs­haus­halt verab­schie­det, der unter anderem milli­ar­den­schwe­re Hilfen für die Ukrai­ne vorsieht. Das US-Reprä­sen­tan­ten­haus stimm­te dem Etat mit einem Volumen von 1,7 Billio­nen US-Dollar (1,6 Billio­nen Euro) zu. Zuvor hatte der Senat das Gesetz gebil­ligt. Etwa die Hälfte des Budgets entfällt auf Vertei­di­gungs­aus­ga­ben. Für die Unter­stüt­zung der Ukrai­ne sind rund 45 Milli­ar­den US-Dollar vorgesehen.

Putin klettert auf Panzer und fordert mehr Rüstungsanstrengungen

Kreml­chef Putin hat von der russi­schen Rüstungs­in­dus­trie mehr Anstren­gun­gen zur Unter­stüt­zung der Streit­kräf­te seines Landes gefor­dert. «Die Schlüs­sel­auf­ga­be der Unter­neh­men der Rüstungs­in­dus­trie ist die Versor­gung aller Einhei­ten mit allen notwen­di­gen Waffen, Technik, Muniti­on und Ausrüs­tung», sagte der russi­sche Präsi­dent beim Besuch eines Rüstungs­be­triebs in Tula südlich von Moskau. «Zudem muss diese Versor­gung im benötig­ten Umfang und entspre­chen­der Menge erfol­gen, und inner­halb der Fristen.»

In einer Werks­hal­le kletter­te Putin auf einen auf Hochglanz polier­ten Panzer, wie Fotos zeigten. Er forder­te, bei der Produk­ti­on von Waffen die «bishe­ri­gen Kampf­erfah­run­gen» einflie­ßen zu lassen. Er vermied jeden Hinweis darauf, wo diese «Kampf­erfah­run­gen» gesam­melt wurden. Russland marschier­te Ende Febru­ar in die Ukrai­ne ein.

Putin hatte am Mittwoch bei einer Sitzung im Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um ein höheres Tempo bei der Aufrüs­tung und Moder­ni­sie­rung der Streit­kräf­te gefor­dert. Für die weite­re Aufrüs­tung der Armee gebe es «keine finan­zi­el­len Beschrän­kun­gen», sagte er. Zudem sollen die Streit­kräf­te demnach um knapp 350.000 Solda­ten auf eine Stärke von 1,5 Millio­nen Mann ausge­baut werden.

Melnyk will von Berlin «europäi­sche Panzer­al­li­anz» für Ukraine

Der ukrai­ni­sche Vize-Außen­mi­nis­ter Andrij Melnyk hat die Bundes­re­gie­rung erneut dazu aufge­for­dert, Kiew Kampf- und Schüt­zen­pan­zer für den Abwehr­kampf gegen Russland zu liefern. Er wünsche sich von Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD), «dass er endlich die Zurück­hal­tung zum Beispiel beim Kampf­pan­zer Leopard und beim Schüt­zen­pan­zer Marder überdenkt», sagte der frühe­re Botschaf­ter der Ukrai­ne in Deutsch­land dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND).

«Wenn die Bundes­re­gie­rung keinen Allein­gang bei der Liefe­rung will, dann könnte Deutsch­land dabei eine Führungs­rol­le auf dem Konti­nent verfol­gen, eine europäi­sche Panzer­al­li­anz schmieden.»

Melnyk hatte schon im Oktober vorge­schla­gen, dass sich die europäi­schen Staaten mit vorhan­de­nen Bestän­den an Leopard-2-Panzern zusam­men­schlie­ßen und zehn Prozent der insge­samt 2000 Exempla­re in die Ukrai­ne liefern. Die Ukrai­ne bittet ihre Verbün­de­ten seit langem um Kampf- und Schüt­zen­pan­zer westli­cher Bauart.

Kiew: Russland bringt zur Verstär­kung neue Truppen an die Front

Die russi­schen Streit­kräf­te bringen nach Erkennt­nis­sen der ukrai­ni­schen Aufklä­rung Verstär­kung für ihre Truppen an die Fronten im Osten und Süden der Ukrai­ne. «Der Feind hat den Umfang des Bahntrans­ports von Truppen, Technik und Muniti­on in die Kampf­ge­bie­te erhöht», teilte der General­stab in Kiew mit.

Als Kampf­ge­bie­te galten vor allem die Umgebung der Front­stadt Bachmut im Osten, ebenso wie die Ortschaf­ten Awdijiw­ka, Kupjansk und Limansk in der Region Donbass. Verstär­kun­gen auf russi­scher Seite seien auch im Süden des Landes erkannt worden, hieß es. Die neuen Einhei­ten in der Region Cherson würden aber nur einge­setzt, um die Vertei­di­gungs­li­ni­en auszu­bau­en. Die Angaben ließen sich nicht unabhän­gig überprüfen.

Straßen­bah­nen in Kiew stehen wegen Strom­man­gels still

Wegen des akuten Strom­man­gels infol­ge der russi­schen Angrif­fe auf das ukrai­ni­sche Energie­netz ist in der Haupt­stadt Kiew der öffent­li­che Nahver­kehr mit Straßen­bah­nen und Oberlei­tungs­bus­sen vorerst einge­stellt worden. An ihrer Stelle würden 222 zusätz­li­che regulä­re Busse einge­setzt, teilte Bürger­meis­ter Vitali Klitsch­ko mit. Die U‑Bahn als Haupt­ver­kehrs­ader Kiews sei von diesen Energie­spar­maß­nah­men nicht betroffen.

Das wird am Samstag wichtig

Die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te rechnen mit neuen russi­schen Angrif­fen gegen die Front­stadt Bachmut. Die russisch kontrol­lier­ten Städte Donezk und Luhansk im Donbass gehen von neuen ukrai­ni­schen Angrif­fen aus ukrai­ni­scher Rohr- und Raketen­ar­til­le­rie aus.