KIEW/HELSINKI (dpa) — Die Diskus­si­on über die Liefe­rung von schwe­ren Kampf­pan­zern an die Ukrai­ne wird konkre­ter. Nach Polen erwägt jetzt auch Finnland, unter bestimm­ten Umstän­den Leopard-Panzer abzuge­ben. News kompakt.

Die Debat­te über die Liefe­rung schwe­rer Kampf­pan­zer aus dem Westen an die Ukrai­ne in ihrem Abwehr­kampf gegen russi­sche Invaso­ren wird konkre­ter. Nach einem ersten Vorstoß Polens deute­te am Donners­tag auch Finnland vorsich­ti­ge Bereit­schaft an, der Ukrai­ne Leopard-2-Panzer zu überlas­sen. Damit wächst der Druck auf Bundes­kanz­ler Olaf Scholz und die Ampel-Regie­rung, auf die monate­lan­gen Forde­run­gen und Bitten Kiews nach schwe­ren Waffen einzugehen.

Finnland unter bestimm­ten Umstän­den bereit

Sollte es ein gemein­sa­mes europäi­sches Vorge­hen zur Unter­stüt­zung der Ukrai­ne mit Kampf­pan­zern geben, werde auch ein Beitrag Finnlands benötigt, sagte der finni­sche Präsi­dent Sauli Niinistö am Donners­tag der Nachrich­ten­agen­tur STT. Finnland sei jedoch in einer beson­de­ren Positi­on, da es noch nicht Nato-Mitglied sei und direkt an Russland grenze. Wenn Panzer an die Ukrai­ne überge­ben werden, könne der finni­sche Beitrag dazu deshalb nicht sonder­lich groß sein.

Finnland verfügt nach STT-Angaben über mehr als 200 in Deutsch­land herge­stell­te Leopard-2-Panzer. Berlin muss in der Regel die Weiter­ga­be von Rüstungs­gü­tern aus deutscher Produk­ti­on an Dritte genehmigen.

Mit einem Vorstoß zur Liefe­rung von Leopard-Kampf­pan­zern an die Ukrai­ne hatte Polen am Mittwoch den Druck auf Deutsch­land in der Debat­te um Kampf­pan­zer­lie­fe­run­gen erhöht. Das Land hat nach Angaben von Präsi­dent Andrzej Duda bereits die Entschei­dung getrof­fen, im Rahmen einer Koali­ti­on den Ukrai­nern 14 Leopard-Kampf­pan­zer für eine Kompa­nie zu überlassen.

Dass Warschau sich für einen noch größe­ren Liefer­um­fang einset­zen dürfte, stell­te der polni­sche Botschaf­ter in Berlin, Dariusz Pawlos, in Aussicht. «Polen wird die Schaf­fung größe­rer militä­ri­scher Einhei­ten fordern, die für die Vertei­di­gung der Ukrai­ne von militä­ri­scher Bedeu­tung sein werden», sagte der Diplo­mat den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe (Freitag).

Selen­skyj setzt «diplo­ma­ti­schen Marathon» fort

Abseits der Diskus­si­on über schwe­re Panzer setzte der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj seinen «diplo­ma­ti­schen Marathon» fort. Mit einem Gespräch mit Kenias Staats­chef William Ruto habe er diesen auch geogra­fisch erwei­tert, sagte Selen­skyj am Donners­tag­abend in seiner tägli­chen Video­an­spra­che. «Unsere Außen­po­li­tik muss mit afrika­ni­schen Partnern eine neue Ebene errei­chen.» Afrika habe bereits erkannt, dass die Sicher­heit verschie­de­ner Natio­nen direkt von ukrai­ni­schen Lebens­mit­tel­ex­por­ten abhänge.

Die Ukrai­ne gehört zu den wichtigs­ten Getrei­de­pro­du­zen­ten der Welt. Durch den russi­schen Angriffs­krieg und die Blocka­de ukrai­ni­scher Häfen drohte in einigen Ländern eine Versorgungsknappheit.

Baerbock in Äthio­pi­en: Putin verschärft Lebensmittelkrise

Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock wirft Russlands Präsi­den­ten Wladi­mir Putin angesichts der Hunger­kri­se in Äthio­pi­en vor, für die weltweit verschärf­te Nahrungs­knapp­heit verant­wort­lich zu sein. «Der russi­sche Präsi­dent setzt Getrei­de, setzt Lebens­mit­tel als Waffe ein», sagte die Grünen-Politi­ke­rin in der äthio­pi­schen Stadt Adama beim Besuch des landes­weit größten Getrei­de­la­gers des UN-Welternäh­rungs­pro­gram­mes (WFP). «Das verschärft die drama­ti­sche Situa­ti­on der Lebens­mit­tel­ver­sor­gung weltweit, weil auch die Dürren in der Welt weiter zugenom­men haben.»

In Äthio­pi­en herrscht eine drama­ti­sche Dürre. Das Land ist stark von Weizen und Dünge­mit­teln aus der Ukrai­ne und Russland abhän­gig. Aus der Ukrai­ne waren Ende Dezem­ber über Dschi­bu­ti 25 000 Tonnen Weizen gelie­fert worden, die nun in Adama auf die Vertei­lung warten.

Kiew schickt Verstär­kung und Nachschub nach Soledar und Bachmut

Die ukrai­ni­schen Truppen in den ostukrai­ni­schen Städten Bachmut und Soledar, die seit Tagen hefti­ge russi­sche Angrif­fe abweh­ren, erhal­ten Verstär­kung und Nachschub. Auch werde den Solda­ten dort jede benötig­te Unter­stüt­zung gewährt, teilte Präsi­dent Selen­skyj nach einer Sitzung des General­stabs in Kiew am Donners­tag mit.

Das russi­sche Militär versucht seit einigen Wochen, die ukrai­ni­schen Vertei­di­gungs­li­ni­en in diesem Teil der Ukrai­ne zu durch­bre­chen. Der Auftrag lautet, die gesam­te Region Donezk, die Moskau bereits völker­rechts­wid­rig annek­tiert hat, unter russi­sche Kontrol­le zu bringen.

Was heute wichtig wird

Das Ringen um Soledar und Bachmut geht auch am 324. Tag des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne weiter. In Europa wird am Freitag weiter über die Liefe­rung von Kampf­pan­zern diskutiert.