KIEW (dpa) — Der Tod des ukrai­ni­schen Innen­mi­nis­ters bei einem Hubschrau­ber-Absturz wirft viele Fragen auf. Präsi­dent Selen­skyj verspricht Aufklä­rung. Die Entwick­lun­gen der Nacht im Überblick und ein Ausblick auf den Tag.

Nach dem Tod des ukrai­ni­schen Innen­mi­nis­ters Denys Monastyrs­kyj und 13 weite­rer Menschen bei einem Hubschrau­ber-Absturz sind die Hinter­grün­de weiter unklar. Er habe den Geheim­dienst mit der Aufklä­rung beauf­tragt, sagte Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj am Mittwoch­abend in einer Videoansprache.

Unter­des­sen nimmt die inter­na­tio­na­le Debat­te über mögli­che Kampf­pan­zer-Liefe­run­gen an die von Russland angegrif­fe­ne Ukrai­ne weiter Fahrt auf. Und den USA berei­tet ein gemein­sa­mes Manöver von Russland und seinem Verbün­de­ten Belarus Sorgen.

Selen­skyj: «Großer Verlust für den Staat»

Monastyrs­kyj und der ebenfalls getöte­te Vize-Innen­mi­nis­ter Jehwhe­nij Jenin seien keine Politi­ker, die «leicht ersetzt werden können». «Es ist wirklich ein großer Verlust für den Staat.»

Unter den Toten bei dem Absturz, der sich am Mittwoch­vor­mit­tag in einem Wohnge­biet bei einem Kinder­gar­ten nahe der Haupt­stadt Kiew ereig­ne­te, ist jüngs­ten Angaben zufol­ge auch ein Kind.

Der einge­setz­te Hubschrau­ber-Typ Airbus H225 gilt als nicht beson­ders zuver­läs­sig. Vor dem Hinter­grund des russi­schen Angriffs­kriegs, gegen den sich die Ukrai­ne bereits seit fast elf Monaten vertei­digt, wurden aber auch ein Abschuss oder Sabota­ge nicht ausgeschlossen.

Nato-General­se­kre­tär: Ukrai­ne bekommt schwe­re­re Waffen

Die Ukrai­ne wird nach Angaben von Nato-General­se­kre­tär Jens Stolten­berg schwe­re­re Waffen für den Kampf gegen Russland erhal­ten. Vom Treffen der Ukrai­ne-Kontakt­grup­pe auf dem rhein­land-pfälzi­schen US-Stütz­punkt Ramstein am Freitag werde die Botschaft ausge­hen, dass es «mehr weiter­füh­ren­de Unter­stüt­zung, schwe­re­re Waffen und mehr moder­ne Waffen» geben werde. Es hande­le sich um einen Kampf für die eigenen Werte und die Demokratie.

Ob es Ankün­di­gun­gen zur Liefe­rung von Leopard-2-Panzern geben wird, ließ Stolten­berg offen. Denkbar wäre auch, dass der Norwe­ger vor allem darauf anspiel­te, dass Großbri­tan­ni­en der Ukrai­ne 14 Kampf­pan­zer vom Typ Challen­ger 2 zur Verfü­gung stellen will.

Berich­te: USA berei­ten umfang­rei­che Waffen­lie­fe­run­gen vor

Die USA berei­ten nach Berich­ten neue umfang­rei­che Waffen­lie­fe­run­gen an die von Russland angegrif­fe­ne Ukrai­ne vor. Das Nachrich­ten­por­tal «Politi­co» berich­te­te unter Berufung auf infor­mier­te Kreise, dass die USA unter anderem die Liefe­rung von Radschüt­zen­pan­zern des Typs Stryker erwägen. Radschüt­zen­pan­zer werden etwa zur Aufklä­rung und zum Trans­port einge­setzt und sollen hohen Schutz vor Angrif­fen bieten. Es werde derzeit nicht erwar­tet, dass die USA die Liefe­rung eigener Abrams-Kampf­pan­zer geneh­mi­gen, hieß es in dem Bericht. Grund sei die aufwen­di­ge Instand­hal­tung und Ausbil­dung an dem Kampf­pan­zer. Von offizi­el­ler Stelle gab es hierfür zunächst keine Bestätigung.

Selen­skyj kriti­siert inter­na­tio­na­les Zögern bei Unterstützung

Selen­skyj warf der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft unter­des­sen zu langes Zögern vor. «Die Zeit, welche die freie Welt zum Denken benötigt, wird vom Terror­staat (Russland) zum Töten genutzt», sagte der ukrai­ni­sche Staats­chef beim Weltwirt­schafts­fo­rum in Davos in einer Video-Anspra­che. Aktuell gehe es insbe­son­de­re darum, Russland bei dessen militä­ri­scher Mobil­ma­chung zuvorzukommen.

Selen­skyj forder­te: «Die Belie­fe­rung mit westli­chen Kampf­pan­zern muss einer nächs­ten Invasi­on mit russi­schen Kampf­pan­zern zuvor­kom­men.» Das betref­fe auch die Bereit­stel­lung von Flugab­wehr­sys­te­men. Diese müssen vor den «nächs­ten russi­schen Raketen­an­grif­fen kommen».

US-Regie­rung besorgt über Manöver von Russland und Belarus

Die USA äußer­ten sich besorgt über die gemein­sa­men Manöver von Russland und Belarus. Der Kommu­ni­ka­ti­ons­di­rek­tor des Natio­na­len Sicher­heits­rats, John Kirby, sagte, Belarus habe Russland «eindeu­tig und nachweis­bar» beim Angriff auf die Ukrai­ne unter­stützt. «Diese Übungen werden wie schon in der Vergan­gen­heit von uns beobach­tet und überwacht.» Man verfol­ge sie «mit Sorge». Es gebe bislang aber keine Anzei­chen dafür, dass Belarus selbst plane, in die Ukrai­ne einzudringen.

Wagner-Chef sieht Verrä­ter im Kreml und fordert Youtube-Verbot

Der Chef der russi­schen Privat­ar­mee Wagner, Jewge­ni Prigo­schin, warf Mitar­bei­tern aus dem Umfeld von Kreml­chef Wladi­mir Putin in der Präsi­di­al­ver­wal­tung Verrat vor. Sie täten so, als seien sie auf Putins Kurs, störten aber in Wahrheit den Kriegs­ver­lauf und warte­ten auf ein rasches Ende, um sich bei einer Nieder­la­ge Russlands den USA anzudie­nen, behaup­te­te Prigo­schin laut einer Mittei­lung. Die Truppen des Geschäfts­manns kämpfen neben der russi­schen Armee in der Ukrai­ne. Zugleich sagte er, dass Moskau demnächst seinen Forde­run­gen nach einer Sperrung der Video­platt­form Youtube nachkom­men werde.

Was heute wichtig wird:

Vor neuen Gesprä­chen in Ramstein über westli­che Militär­hil­fe für die Ukrai­ne werden die Vertei­di­gungs­mi­nis­ter mehre­rer europäi­scher Staaten in Estland zusam­men­kom­men. Bei einem Treffen auf dem Militär­stütz­punkt Tapa wollen sie am Donners­tag ihre neues­ten Hilfs­pa­ke­te für Kiew vorstellen.