KIEW (dpa) — Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Selen­skyj ist dankbar für die angekün­dig­ten Panzer-Liefe­run­gen aus dem Westen. Aller­dings gehe es nicht um 15 Panzer, der Bedarf sei viel größer. Die Entwick­lun­gen im Überblick.

Vorneh­me Zurück­hal­tung statt ungezü­gel­ter Freude: Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj hat sich betont zurück­hal­tend zu Berich­ten über die Freiga­be aus Berlin zur Liefe­rung von Leopard-Kampf­pan­zern an sein Land geäußert. Er sei dankbar, doch gehe es nicht um 15 Panzer, der Bedarf sei viel größer, sagte er in seiner tägli­chen Video­an­spra­che. Sein Kanzlei­chef Andrij Jermak freute sich dagegen erkenn­bar. Außen­mi­nis­ter Dmytro Kuleba deute­te die nächs­te große Diskus­si­on an — nämlich über den Wunsch der Ukrai­ne nach moder­nen Kampf­flug­zeu­gen aus westli­cher Produktion.

Nach Angaben aus Koali­ti­ons­krei­sen will die Bundes­re­gie­rung Leopard-2-Panzer in die Ukrai­ne liefern und dies auch Bündnis­part­nern erlau­ben. Das Kanzler­amt äußer­te sich bisher nicht dazu. Geplant ist laut «Spiegel», mindes­tens eine Kompa­nie mit der Versi­on Leopard 2A6 aus Bestän­den der Bundes­wehr auszu­stat­ten. Dafür wären 14 der Waffen­sys­te­me nötig.

Zudem wurde durch US-Medien bekannt, dass nun doch auch die USA Abrams-Kampf­pan­zer an die Ukrai­ne liefern wollen. Das berich­te­te die «New York Times» unter Berufung auf Insider. Eine offizi­el­le Bestä­ti­gung könne es der Zeitung zufol­ge bereits an diesem Mittwoch geben. Es könne sich um 30 bis 50 Panzern handeln. Zuvor hatte bereits Polen die Liefe­rung einer Leopard-Kompa­nie an Kiew angekün­digt. Auch Finnland und andere Länder sind bereit, die Ukrai­ne mit Leopar­den zu beliefern.

Selen­skyj sieht hohen Bedarf an Kampfpanzern

«Viele Bemühun­gen, Worte, Verspre­chen», sagte Selen­skyj am Diens­tag­abend zur monate­lan­gen Diskus­si­on um die Liefe­rung von Kampf­pan­zern in seiner tägli­chen Video­an­spra­che. Wichti­ger sei, die Reali­tät zu sehen. «Es geht nicht um fünf oder zehn oder fünfzehn Panzer. Der Bedarf ist größer.» Die Ukrai­ne bemühe sich täglich, den Mangel an schwe­ren Kampf­pan­zern auszu­glei­chen. «Und ich danke jedem Einzel­nen von Ihnen, der uns dabei unterstützt.»

Die Diskus­sio­nen um die Liefe­rung von Panzern müssten jetzt in Entschei­dun­gen münden, forder­te Selen­skyj. «Entschei­dun­gen, die unsere Vertei­di­gung gegen die (russi­schen) Terro­ris­ten wirklich stärken.» Die Verbün­de­ten der Ukrai­ne verfüg­ten über die erfor­der­li­che Anzahl von Panzern. «Wenn wir das nötige Gewicht an Entschei­dun­gen haben, werden wir Ihnen gern für jede einzel­ne wichti­ge Entschei­dung danken», beton­te Selen­skyj. «Daran arbei­ten wir noch.»

Freude in Selen­sky­js Büro über Liefe­rung von Kampfpanzern

«Wir werden alles haben, alles für die Rückerobe­rung unserer Gebie­te und für die Gegen­of­fen­si­ve», schrieb Selen­sky­js Kanzlei­chef Andrij Jermak. «Panzer­fah­rer werden sich freuen, ebenso wie Artil­le­ris­ten und später auch Piloten.» Bald werde «alles wieder Ukrai­ne» sein.

Mit dem Hinweis auf Piloten nahm der Kanzlei­chef eine neue Diskus­si­on vorweg, die Außen­mi­nis­ter Dmytro Kuleba wenige Minuten zuvor angedeu­tet hatte. «Jetzt F‑16? Ja!, ich überneh­me das», schrieb er auf Facebook über ein Gespräch mit einem nicht genann­ten europäi­schen Kolle­gen. Damit legte er den nächs­ten Schritt der ukrai­ni­schen Führung offen, die sich nun auch um die baldi­ge Liefe­rung von Kampf­flug­zeu­gen bemühen will. Das ukrai­ni­sche Militär hat mehrfach darauf hinge­wie­sen, dass es auch Kampf­flug­zeu­ge benöti­ge, um seine Kampf­kraft zu erhöhen.

Auch der frühe­re ukrai­ni­sche Botschaf­ter in Deutsch­land, Andrij Melnyk, bejubel­te die geplan­te Liefe­rung an sein Land — und stell­te sogleich weiter­ge­hen­de Forde­run­gen nach moder­nen Kampf­jets. «Halle­lu­ja! Jesus Chris­tus!», schrieb er auf Twitter, «Und nun, liebe Verbün­de­te, lasst uns eine starke Kampf­jet-Koali­ti­on für die Ukrai­ne auf die Beine stellen, mit F‑16 und F‑35, Eurofigh­tern und Torna­dos, Rafale und Gripen-Jets — und allem, was ihr der Ukrai­ne liefern könnt.» Melnyk ist inzwi­schen stell­ver­tre­ten­der Außen­mi­nis­ter seines Landes.

Was am Mittwoch wichtig wird

Es wird erwar­tet, dass sich am Mittwoch die Panzer-Pläne der USA und Deutsch­lands konkre­ti­sie­ren. Noch ist unklar, um welche Leopard-Varian­te es sich handelt und welche Länder noch liefern werden. Auch die Zahl der Kampf­pan­zer ist noch unbekannt.