KIEW (dpa) — Panzer aus deutscher und ameri­ka­ni­scher Produk­ti­on bald Seite an Seite in der Ukrai­ne — Präsi­dent Selen­skyj feiert die inter­na­tio­na­le Panzer­ko­ali­ti­on. Aller­dings mit dem Nachsatz: Bitte mehr. Die News im Überblick.

Die Ukrai­ne hat die angekün­dig­ten Liefe­run­gen schwe­rer Kampf­pan­zer westli­cher Bauart im Kampf gegen die russi­schen Invaso­ren begrüßt und zugleich weite­re Waffen­sys­te­me gefor­dert. Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj dankte in seiner tägli­chen Video­an­spra­che sowohl Kanzler Olaf Scholz als auch US-Präsi­dent Joe Biden für deren Entschei­dung. «Ich danke allen unseren Verbün­de­ten für ihre Bereit­schaft, uns moder­ne und dringend benötig­te Panzer zur Verfü­gung zu stellen.» Er fügte hinzu, nunmehr brauche sein Land vor allem Langstre­cken­ra­ke­ten, Kampf­flug­zeu­ge und mehr Artillerie.

Die Bundes­re­gie­rung hatte der Ukrai­ne am Mittwoch 14 Leopard-2-Panzer aus Bundes­wehr­be­stän­den zugesagt. Auch andere Länder wie die USA wollen nun Kampf­pan­zer an Kiew liefern.

Selen­skyj: Bilden jetzt eine «Faust der Panzer»

Nunmehr müsse «eine Faust der Panzer» gebil­det werden, sagte Selen­skyj. «Eine Faust der Freiheit, die nicht zulässt, dass die Tyran­nei wieder aufer­steht.» Der Schlüs­sel dazu aber liege nunmehr in der Geschwin­dig­keit der Ausbil­dung der ukrai­ni­schen Panzer­be­sat­zun­gen und der Liefe­rung von Panzern in die Ukrai­ne. Auch die Menge der zu liefern­den Panzer sei entscheidend.

Aller­dings seien auch Fortschrit­te in anderen militä­ri­schen Fragen nötig, sagte Selen­skyj. Vor allem brauche sein Land nunmehr Langstre­cken­ra­ke­ten, Kampf­flug­zeu­ge und mehr Artil­le­rie. «Das ist ein Traum, das ist eine Aufga­be», beton­te er. «Eine wichti­ge Aufga­be für uns alle», gab er die Marsch­rich­tung für künfti­ge Verhand­lun­gen über weite­re Unter­stüt­zung für die Ukrai­ne vor. «Der terro­ris­ti­sche Staat (Russland) muss verlieren.»

Erneut Luftalarm in Ukraine

In weiten Teilen der Ukrai­ne wurde erneut Luftalarm ausge­löst. In Saporischschja und Dnipro­pe­trowsk waren nach Medien­be­rich­ten Explo­sio­nen zu hören — mögli­cher­wei­se durch den Einsatz der Flugab­wehr. Der regio­na­le Militär­ver­wal­tungs­chef Vitali Kim schrieb auf Telegram, es gebe neue Wellen russi­scher Kampf­droh­nen aus irani­scher Produk­ti­on. «Die kleinen Ganoven konnten zum Geburts­tag des besten Präsi­den­ten (Selen­skyj) einfach nicht anders», schrieb er. Selen­skyj hatte am Mittwoch seinen 45. Geburts­tag gefeiert.

Scholz: Deutsch­land mit Leopard-Liefe­rung keine Kriegspartei

Deutsch­land ist nach Überzeu­gung von Bundes­kanz­ler Scholz auch mit der Liefe­rung von Leopard-Kampf­pan­zern an die Ukrai­ne nicht zur Kriegs­par­tei gewor­den. «Nein, auf keinen Fall», entgeg­ne­te der SPD-Politi­ker in der ZDF-Sendung «Was nun, Herr Scholz» auf eine entspre­chen­de Frage. Die Liefe­run­gen bezeich­ne­te Scholz als klares Zeichen der Solida­ri­tät mit der Ukrai­ne und auch als klare Botschaft an den russi­schen Präsi­den­ten Wladi­mir Putin, dass sein «imperia­lis­ti­scher Krieg» keinen Erfolg haben werde. Zugleich müsse man immer darauf achten, nicht zur Kriegs­par­tei zu werden. «Es darf keinen Krieg zwischen Russland und der Nato geben», beton­te Scholz. Dafür werde er alles tun.

USA: Kampf­pan­zer-Beschluss wurde wochen­lang diskutiert

Die US-Regie­rung recht­fer­tig­te ihren Sinnes­wan­del bei der Liefe­rung von Kampf­pan­zern in die Ukrai­ne. «Wir haben Panzer nie ausge­schlos­sen», sagte der Kommu­ni­ka­ti­ons­di­rek­tor des Natio­na­len Sicher­heits­rats, John Kirby. Die Bedin­gun­gen auf dem Schlacht­feld in der Ukrai­ne hätten sich geändert. «Diese Panzer sollen der Ukrai­ne helfen, in offenem Gelän­de wirksam zu kämpfen, um ihre Souve­rä­ni­tät und ihr Terri­to­ri­um zu vertei­di­gen und Gebie­te zurück­zu­er­obern, die von den Russen einge­nom­men wurden.» Die US-Regie­rung will der Ukrai­ne zunächst 31 Abrams-Kampf­pan­zer liefern.

Die USA gelten als wichtigs­ter Verbün­de­ter der Ukrai­ne im Abwehr­kampf gegen die russi­sche Invasi­on und liefern zum Beispiel auch Mehrfach­ra­ke­ten­wer­fern vom Typ Himars. Das jüngs­te Paket hätte einen Wert von 400 Millio­nen US-Dollar (knapp 368 Millio­nen Euro), teilte das Penta­gon mit. Demnach haben die USA der Ukrai­ne seit Beginn des Krieges Militär­un­ter­stüt­zung von insge­samt mehr als 27,1 Milli­ar­den US-Dollar (knapp 25 Milli­ar­den Euro) zugesagt.

US-Regie­rung: Keine Anzei­chen für Angriff auf Nato-Gebiet

Die US-Regie­rung hat nach eigenen Angaben keine Anhalts­punk­te für einen bevor­ste­hen­den russi­schen Angriff auf das Gebiet des Vertei­di­gungs­bünd­nis­ses Nato. «Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir absolut keinen Hinweis darauf gesehen haben, dass Herr Putin Absich­ten hat, Nato-Terri­to­ri­um anzugrei­fen», sagte der Kommu­ni­ka­ti­ons­di­rek­tor des Natio­na­len Sicher­heits­rats, John Kirby. Kirby antwor­te­te auf die Frage eines Journa­lis­ten, wie Putin auf die zugesag­ten Kampf­pan­zer-Liefe­run­gen an die Ukrai­ne reagie­ren könnte — auch mit Blick auf Nato-Staaten wie Polen.

EU-Ratsprä­si­dent begrüßt deutsche Panzer-Entscheidung

EU-Ratsprä­si­dent Charles Michel begrüß­te die geplan­te Liefe­rung deutscher Leopard-2-Panzer an die Ukrai­ne. «Ich danke der Bundes­re­gie­rung, dass sie Klarheit geschaf­fen und diese Entschei­dung getrof­fen hat», sagte Michel in einem Gespräch mit Journa­lis­ten in Argen­ti­ni­en, aus dem örtli­che Medien zitier­ten. «Ich denke, dass wir die Ukrai­ne unter­stüt­zen müssen, denn die Ukrai­ner kämpfen für ihre Zukunft, aber auch für die demokra­ti­schen Werte.»

Was am Donners­tag wichtig wird

Nach dem Durch­bruch in der monate­lan­gen Debat­te über Liefe­run­gen von Kampf­pan­zern an die Ukrai­ne geht es jetzt um Details. Erwar­tet werden neue Panzer-Angebo­te aus westli­chen Staaten, die Leopard-Kampf­pan­zer in ihren Streit­kräf­ten einsetzen.