KIEW (dpa) — In Kiew hält die Erleich­te­rung über die Kampf­pan­zer-Zusage an. Doch die jüngs­te Angriffs­wel­le Russlands vom Donners­tag zeigt aus Sicht der Ukrai­ne: Getan ist es damit noch nicht. Die News im Überblick.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj hat den Bedarf seines Landes an weite­ren Waffen­lie­fe­run­gen über die nun zugesag­ten Kampf­pan­zer hinaus bekräf­tigt. «Die russi­sche Aggres­si­on kann nur mit adäqua­ten Waffen gestoppt werden», sagte Selen­skyj in seiner abend­li­chen Videoansprache.

Die Ukrai­ne braucht eigenen Angaben zufol­ge für die Abwehr der seit elf Monaten andau­ern­den russi­schen Invasi­on unter anderem auch Kampf­flug­zeu­ge. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat eine solche Liefe­rung aller­dings abgelehnt. Das an die Ukrai­ne grenzen­de EU-Land Polen hinge­gen zeigt sich für diese Idee grund­sätz­lich offen. Auch die US-Regie­rung schließt die Liefe­rung von Kampf­jets an die Ukrai­ne nicht aus. Unter­des­sen sind die ersten ukrai­ni­schen Solda­ten zur Ausbil­dung am Schüt­zen­pan­zer Marder in Deutsch­land eingetroffen.

Selen­skyj: «Terror­staat» versteht nur militä­ri­sche Sprache

«Der Terror­staat wird es anders nicht verste­hen», begrün­de­te Selen­skyj seine Forde­rung nach weite­ren Waffen­lie­fe­run­gen. Die jüngs­te russi­sche Angriffs­wel­le mit mindes­tens elf Toten wenige Stunden zuvor habe das noch einmal gezeigt, beton­te er.

Am Mittwoch hatte die Bundes­re­gie­rung entschie­den, dass Deutsch­land in einem ersten Schritt 14 Leopard-Kampf­pan­zer des Typs 2A6 an die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te überge­ben werde. Auch andere Länder sollten eine Geneh­mi­gung erhal­ten, um die in Deutsch­land herge­stell­ten Panzer an das angegrif­fe­ne Land weiter­ge­ben zu können. Darüber hinaus wollen die USA Abrams-Kampf­pan­zer beisteuern.

Selen­skyj hatte sich dafür bei Bundes­kanz­ler Scholz und US-Präsi­dent Joe Biden bedankt — aller­dings auch direkt auf die zusätz­li­che Liefe­rung von Langstre­cken­ra­ke­ten, Kampf­flug­zeu­gen und mehr Artil­le­rie gepocht. Scholz hat eine Liefe­rung von Kampf­flug­zeu­gen oder gar die Entsen­dung von Boden­trup­pen aller­dings ausgeschlossen.

Polen würde Liefe­rung von Kampf­flug­zeu­gen unterstützen

Polens Regie­rung wieder­um würde es nach eigenen Angaben unter­stüt­zen, wenn die Nato eine Liefe­rung von Kampf­flug­zeu­gen an die Ukrai­ne beschlie­ßen sollte. «Ich glaube, wir, die Nato, müssen mutiger sein», sagte Minis­ter­prä­si­dent Mateusz Morawi­ecki dem franzö­si­schen Sender LCI. Aber natür­lich könne es sich nur um eine Entschei­dung der Nato als Ganzes handeln, sagte der Regierungschef.

USA und Frank­reich schlie­ßen Liefe­rung von Kampf­jets nicht aus

Die USA und Frank­reich schlie­ßen eine Liefe­rung von Kampf­jets an die von Russland angegrif­fe­ne Ukrai­ne nicht aus. Auf die Frage, ob die USA die Liefe­rung von Kampf­jets in Erwägung ziehen, sagte der stell­ver­tre­ten­de Natio­na­le Sicher­heits­be­ra­ter von US-Präsi­dent Biden, Jon Finer, im US-Fernseh­sen­der MSNBC, man habe kein bestimm­tes Waffen­sys­tem ausge­schlos­sen. Man werde die Unter­stüt­zung danach ausrich­ten, was die Ukrai­ne brauche. «Wir werden das sehr sorgfäl­tig disku­tie­ren», sagte Finer am Donners­tag (Ortszeit) im Hinblick auf Anfra­gen der Ukraine.

Ähnlich äußer­te sich der Vorsit­zen­de des Vertei­di­gungs­aus­schus­ses der franzö­si­schen Natio­nal­ver­samm­lung, Thomas Gassill­oud, briti­schen Medien­be­rich­ten zufol­ge am Donners­tag in London: «Wir müssen Anfra­gen von Fall zu Fall unter­su­chen und alle Türen offen lassen.»

Kanada schickt Ukrai­ne vier Leopard-Kampfpanzer

Selen­skyj dankte in seiner jüngs­ten Anspra­che insbe­son­de­re Kanada, das wenige Stunden zuvor angekün­digt hatte, ebenfalls vier Leopard-Panzer zu liefern. Damit bestehe die — von ihm so bezeich­ne­te — Panzer-Koali­ti­on nun schon aus zwölf Ländern, sagte Selen­skyj. Die Liefe­rung der Kampf­pan­zer werde «in den kommen­den Wochen» erfol­gen, sagte Kanadas Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Anita Anand. Zudem sollten kanadi­sche Solda­ten ihre ukrai­ni­schen Pendants bei der Inbetrieb­nah­me der Panzer unter­stüt­zen. Kanada denke darüber nach, zu einem späte­ren Zeitpunkt weite­re Panzer zu schicken.

Ukrai­ni­sche Solda­ten für Panzer-Ausbil­dung in Deutschland

In Deutsch­land sind die ersten ukrai­ni­schen Solda­ten für eine Ausbil­dung am Schüt­zen­pan­zer Marder einge­trof­fen. Die Gruppe lande­te bereits am Donners­tag in Köln und sollte zeitnah mit dem Training an dem Waffen­sys­tem begin­nen, wurde der Deutschen Presse-Agentur in Berlin aus Sicher­heits­krei­sen erklärt. Die Ausbil­dung ist Teil der Militär­hil­fe für die Ukrai­ne, der auch 40 Marder überlas­sen werden sollen. Die USA schicken der Ukrai­ne Schüt­zen­pan­zer vom Typ Bradley.

Penta­gon: Liefe­rung von Panzern kein «symbo­li­scher» Akt

Die Liefe­rung von Abrams-Kampf­pan­zern ist nach den Worten der US-Regie­rung kein «symbo­li­scher» Akt. Sie höre Aussa­gen, wonach die Ankün­di­gung der USA nur dazu gedient habe, für Verbün­de­te den Weg für Panzer­lie­fe­run­gen freizu­ma­chen, sagte Penta­gon-Spreche­rin Sabri­na Singh. Dies sei jedoch nicht der Fall. Die US-Kampf­pan­zer würden der Ukrai­ne auf dem Schlacht­feld einen Vorteil verschaf­fen, so Singh weiter. Russlands Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne könne sich noch über Jahre hinzie­hen. Die Bereit­stel­lung der Abrams-Panzer zeige daher das langfris­ti­ge Engage­ment der USA, beton­te die Sprecherin.

Plenar­ver­samm­lung des Europa­rats fordert Kriegstribunal

Die Parla­men­ta­ri­sche Versamm­lung des Europa­rats hat angesichts des Kriegs in der Ukrai­ne einstim­mig die Einrich­tung eines inter­na­tio­na­len Kriegs­ver­bre­cher­tri­bu­nals gefor­dert. Das Tribu­nal in Den Haag solle die politi­schen und militä­ri­schen Anfüh­rer Russlands und seines Verbün­de­ten Belarus verfol­gen, die den Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne «geplant, vorbe­rei­tet, einge­lei­tet oder ausge­führt» hätten, erklär­te die Versamm­lung in Straßburg.

Japan verhängt weite­re Sanktio­nen gegen Russland

Japan friert wegen Russlands Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne die Gutha­ben weite­rer russi­scher Perso­nen und Organi­sa­tio­nen ein. Wie die japani­sche Nachrich­ten­agen­tur Kyodo am Freitag unter Berufung auf die Regie­rung in Tokio berich­te­te, betrifft dies 36 Perso­nen und 52 Organi­sa­tio­nen, darun­ter russi­sche Politi­ker, Offizie­re, Geschäfts­leu­te und Unter­neh­men. Neben dem Einfrie­ren von Gutha­ben umfas­sen die zusätz­li­chen Sanktio­nen auch Exportverbote.