KIEW (dpa) — Seit neun Jahren hält Russland die ukrai­ni­sche Halbin­sel Krim besetzt. Selen­skyj will das verlo­re­ne Gebiet nicht aufge­ben — und fordert zum Jahres­tag die Rückerobe­rung. Die News im Überblick.

Die Ukrai­ne will nach den Worten von Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj alle von Russland besetz­ten Landes­tei­le in den Staats­ver­band zurück­ho­len — einschließ­lich der Krim. Das beton­te Selen­skyj gestern zum Jahres­tag der Beset­zung der Schwarz­meer-Halbin­sel durch russi­sche Truppen.

An den Fronten im Osten der Ukrai­ne bleibt die Lage indes statisch, während der Luftwaf­fen­chef um weite­re Waffen für die Flugab­wehr bittet.

Selen­skyj will Krim zurückholen

«Im Jahr 2014 begann die russi­sche Aggres­si­on mit der Einnah­me der Krim», sagte Selen­skyj gestern in seiner allabend­li­chen Video­an­spra­che. «Es ist logisch, dass wir mit der Befrei­ung der Krim allen Versu­chen Russlands, das Leben der Ukrai­ner und aller Völker Europas und Asiens zu ruinie­ren, deren Unter­wer­fung der Kreml einst für sich in Anspruch nahm, ein histo­ri­sches Ende setzen werden.»

Weiter sagte Selen­skyj: «Heute, am 26. Febru­ar, begehen wir den Tag des Wider­stands gegen die Beset­zung der Krim und Sewas­to­pols.» Er rief die Medien des Landes dazu auf, verstärkt darauf hinzu­wei­sen, «dass die Ukrai­ne nieman­den im Stich lässt, nieman­den dem Feind überlässt». Zugleich gab sich Selen­skyj zuver­sicht­lich: «Das Völker­recht wird sich hier durch­set­zen, auf dem Boden der Ukrai­ne: im Donbass, in Asow, in Cherson und auf der Krim.»

Russland hatte die zur Ukrai­ne gehören­de Halbin­sel Krim im Frühjahr 2014 unter seine Kontrol­le gebracht. Erste bewaff­ne­te Zusam­men­stö­ße zwischen Anhän­gern der ukrai­ni­schen Regie­rung und prorus­si­schen Demons­tran­ten am 26. Febru­ar 2014 münde­ten schließ­lich in ein militä­ri­sches Eingrei­fen Russlands. Ein gesteu­er­tes Referen­dum über die Einglie­de­rung in die Russi­sche Födera­ti­on führte im März zur Annexi­on der Krim durch Moskau.

Inter­na­tio­na­le Krim-Platt­form fordert Moskau zum Rückzug auf

Die Inter­na­tio­na­le Krim-Platt­form verlang­te zum Jahres­tag der Beset­zung einmal mehr den Rückzug aller Truppen Russlands aus der Ukrai­ne. In einer gestern veröf­fent­lich­ten Erklä­rung bekräf­tig­ten die Teilneh­mer der Platt­form ihre Unter­stüt­zung der Ukrai­ne inner­halb ihrer inter­na­tio­nal anerkann­ten Grenzen und verur­teil­ten die «durch nichts provo­zier­te Aggres­si­on Russlands».

Zugleich erklär­ten auch sie die Annexi­on der Krim sowie der anderen inzwi­schen annek­tier­ten Gebie­te der Ukrai­ne durch Moskau erneut für illegal.

Die Krim-Platt­form war 2021 vom ukrai­ni­schen Außen­mi­nis­te­ri­um ins Leben gerufen worden, um die Einver­lei­bung der Schwarz­meer-Halbin­sel durch Russland nach Möglich­keit auf diplo­ma­ti­schem Weg rückgän­gig zu machen. Die Aktion wird von weit über 40 Staaten unter­stützt, zudem sind auch die Nato und EU beteiligt.

Kiew: Fronten trotz russi­scher Angrif­fe unverändert

An der Gefechts­la­ge entlang der Front­ab­schnit­te im Osten der Ukrai­ne hat sich nach Darstel­lung des ukrai­ni­schen General­stabs zuletzt nichts verän­dert. Zwar hätten russi­sche Truppen gleich an mehre­ren Punkten mit Luft- und Artil­le­rie­un­ter­stüt­zung angrif­fen, doch sei ihnen kein Durch­bruch gelun­gen, teilte der General­stab mit.

Wie schon in den Tagen zuvor seien die schwers­ten Kämpfe bei Kupjansk, Bachmut, Limansk, Awdijiw­ka und Schachtarsk ausge­tra­gen worden. Absolu­ter Schwer­punkt sei einmal mehr die seit Wochen umkämpf­te Stadt Bachmut gewesen. Dort sei eine Reihe russi­scher Angrif­fe gegen kleine­re Voror­te abgewehrt worden.

Luftwaf­fen­chef: Ukrai­ne benötigt weite­re Luftabwehrsysteme

Trotz vieler abgeschos­se­ner Raketen und Kampf­droh­nen der russi­schen Angrei­fer benötigt die Ukrai­ne nach den Worten ihres Luftwaf­fen­chefs noch weite­re Waffen für die Flugab­wehr. «Allein seit Septem­ber wurden über 650 russi­sche Marsch­flug­kör­per und 610 Kamika­ze­droh­nen aus irani­scher Produk­ti­on abgeschos­sen», sagte General­leut­nant Mykola Olescht­schuk einem ukrai­ni­schen Online­por­tal für Militär­the­men. Die russi­schen Angrif­fe auf kriti­sche Infra­struk­tur zielten darauf ab, «die ukrai­ni­sche Bevöl­ke­rung zu brechen, sie in Dunkel­heit zu versetzen».

Zu Jahres­en­de war die Strom- und Wasser­ver­sor­gung in weiten Teilen der Ukrai­ne immer wieder ausge­fal­len, da die Flugab­wehr die Masse der anflie­gen­den Raketen nicht komplett zerstö­ren konnte.

Zwar sei die Ukrai­ne in Sachen Flugab­wehr mit verschie­de­nen Waffen vom Westen «aktiv unter­stützt» worden, sagte Olescht­schuk. Doch sei dies nicht genug. «Wir brauchen mehr techno­lo­gisch fortschritt­li­che Waffen, die uns helfen, die Ordnung am Himmel schnell wieder­her­zu­stel­len und ihn von der Präsenz der Terro­ris­ten zu befreien.»

Der General fügte seinen Worten gleich eine Wunsch­lis­te hinzu: «Moder­ne Mehrzweck­flug­zeu­ge und Flugab­wehr­ra­ke­ten­sys­te­me mittle­rer und großer Reich­wei­te, und zwar in großer Zahl».

USA: Ukrai­ne braucht derzeit Leopard-Panzer, keine Abrams

US-Präsi­dent Joe Biden hat der Liefe­rung von Abrams-Kampf­pan­zern an die Ukrai­ne nach Angaben des Weißen Hauses nur aufgrund des Betrei­bens der Bundes­re­gie­rung zugestimmt. «Er hat sich ursprüng­lich dagegen entschie­den, sie zu schicken, weil sein Militär sagte, dass sie auf dem Schlacht­feld in diesem Kampf nicht nützlich seien», sagte Bidens Sicher­heits­be­ra­ter Jake Sulli­van gestern dem Sender ABC.

Im Inter­es­se «der Einheit des Bündnis­ses» und «um sicher­zu­stel­len, dass die Ukrai­ne bekommt, was sie will», habe Biden der langfris­ti­gen Liefe­rung von Abrams-Panzern zugestimmt. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz hatte lange gezögert, deutsche Leopard-Kampf­pan­zer zu schicken — bis die USA ihrer­seits eine Liefe­rung von Abrams-Panzern zusagten.

Das bringt der Tag

Der völker­rechts­wid­ri­ge russi­sche Angriff auf die Ukrai­ne sowie Menschen­rechts­ver­let­zun­gen im Iran, in Afgha­ni­stan und anderen Ländern beschäf­ti­gen ab heute den UN-Menschen­rechts­rat in Genf. Bundes­au­ßen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock hält bei der Auftakt­sit­zung eine Rede.

Zur Sprache kommen dürften bei dem Treffen unter anderem Berich­te über die syste­ma­ti­sche Verschlep­pung ukrai­ni­scher Kinder nach Russland, die Moskau als Falsch­mel­dun­gen zurückweist.