KIEW (dpa) — Die Großstadt Sjewjer­odo­nezk ist nach ukrai­ni­schen Angaben zu 70 Prozent zerstört. Russland verschickt wegen Waffen­lie­fe­run­gen Protest­no­ten an mehre­re westli­che Länder. Entwick­lun­gen im Überblick.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj sieht sein Land in ehemals von russi­schen Truppen besetz­ten Orten und Städten mit massi­ven Heraus­for­de­run­gen konfrontiert.

Der Umfang der Arbeit für eine Wieder­her­stel­lung des norma­len Lebens sei «wirklich enorm». Ihm zufol­ge sind im russi­schen Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne bislang 2500 bis 3000 ukrai­ni­sche Solda­ten getötet worden. Angaben aus Kiew zufol­ge dauer­te Beschuss durch russi­sche Truppen an. Moskau verschickt Protest­no­ten an jene Länder, die der Ukrai­ne Waffen liefern. Meldun­gen im Überblick.

Ukrai­ne will 918 Orte und Städte wiederaufbauen

Die ukrai­ni­schen Behör­den setzten die Wieder­her­stel­lung des norma­len Lebens in den Gebie­ten fort, die wieder unter ukrai­ni­scher Kontrol­le seien, sagte Selen­skyj in einer Video­bot­schaft. Der Umfang der Arbeit in den 918 Orten und Städten unter­schied­li­cher Größe sei massiv. Man führe Entmi­nungs­ar­bei­ten durch, stelle die Versor­gung der Orte mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Auch die Polizei, Post und lokale Behör­den nähmen ihre Arbeit wieder auf.

Zugver­bin­dun­gen seien etwa in der Region Sumy im Nordos­ten des Landes wieder einge­rich­tet oder stünden etwa mit der Stadt Tscher­ni­hiw im Norden kurz vor der Wiederaufnahme.

Humani­tä­re Stäbe habe man bisher in 338 derar­ti­gen Orten etabliert. Diese stell­ten unter anderem notfall­me­di­zi­ni­sche Versor­gung bereit, sagte Selen­skyj. Auch Schulen und andere Bildungs­ein­rich­tun­gen sollen dort, wo dies möglich sei, wieder aufge­nom­men werden. Russi­sche Truppen hätten mit Stand Freitag 1018 Bildungs­ein­rich­tun­gen in dem Land zerstört oder beschä­digt, sagte Selen­skyj. Die Angaben konnten nicht unabhän­gig geprüft werden.

Großstadt Sjewjer­odo­nezk zu 70 Prozent zerstört

Durch den russi­schen Angriffs­krieg nahm nach ukrai­ni­schen Angaben auch die Großstadt Sjewjer­odo­nezk im Gebiet Luhansk großen Schaden. Laut dem Chef der Militär­ver­wal­tung der Stadt, Olexan­dr Strjuk, ist die Stadt zu rund 70 Prozent zerstört. Die wichtigs­ten Straßen seien erheb­lich beschä­digt und auch die Wasser­ver­sor­gung sei bis zur Durch­füh­rung von Repara­tur­ar­bei­ten einge­stellt, sagte Strjuk im ukrai­ni­schen Einheitsfernsehen.

Von den rund 130.000 Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern vor dem Krieg seien nur mehr etwa 20.000 Menschen vor Ort, sagte er. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhän­gig geprüft werden.

Ukrai­ne: Mindes­tens zehn Tote nach Beschuss von Charkiw

Bei einem Beschuss des Indus­trie­be­zirks der ostukrai­ni­schen Metro­po­le Charkiw sollen ukrai­ni­schen Angaben zufol­ge mindes­tens zehn Menschen getötet worden sein. Unter den Opfern sei ein sieben Monate altes Baby, teilte die Staats­an­walt­schaft des Gebie­tes Charkiw auf Facebook mit.

Die Ukrai­ne berich­te­te zudem über einen russi­schen Luftan­griff auf einen Flugplatz in der Stadt Olexan­dri­ja im Gebiet Kirowoh­r­ad in der zentra­len Ukrai­ne. Die Rettungs­ar­bei­ten liefen, schrieb der Bürger­meis­ter Serhij Kusmen­ko auf Facebook. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Angaben.

Selen­skyj: 2500 bis 3000 getöte­te ukrai­ni­sche Soldaten

Seit Beginn der russi­schen Invasi­on sind nach Angaben aus Kiew bislang 2500 bis 3000 ukrai­ni­sche Solda­ten getötet worden. Das sagte Selen­skyj laut Überset­zung dem US-Fernseh­sen­der CNN in einem Inter­view, das am Freitag in ersten Auszü­gen verbrei­tet wurde.

Er berich­te­te zudem von etwa 10.000 verletz­ten Solda­ten auf ukrai­ni­scher Seite. Es sei schwer zu sagen, wie viele davon überle­ben würden. Selen­skyj zufol­ge sollen auf der Seite Russlands bereits 20.000 Solda­ten getötet worden sein. Moskau sprach zuletzt von etwa 1350 getöte­ten Militärs in den eigenen Reihen.

Russland verschickt wegen Waffen­lie­fe­run­gen Protestnoten

Russland sandte wegen Waffen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne Protest­no­ten an mehre­re westli­che Länder. Darun­ter seien auch die USA, sagte die Spreche­rin des Außen­mi­nis­te­ri­ums, Maria Sacha­rowa, der Agentur Inter­fax zufol­ge. Nach Angaben der US-Tages­zei­tung «Washing­ton Post» warnt Moskau in dem Schrei­ben, dass solche Liefe­run­gen «unvor­her­seh­ba­re Folgen» haben könnten.

Seit Beginn des russi­schen Angriffs­kriegs vor sieben Wochen hat die Ukrai­ne Waffen aus vielen Ländern bekom­men. Deutsch­land will seine Rüstungs­hil­fe an Partner­län­der auf zwei Milli­ar­den Euro aufsto­cken. Das Geld soll überwie­gend der Ukrai­ne zugute kommen.

Das wird heute wichtig

In mehre­ren deutschen Städten sind am Samstag Oster­mär­sche der Friedens­be­we­gung geplant. Die Kundge­bun­gen richten sich vor allem gegen den russi­schen Angriffs­krieg in der Ukrai­ne. In Berlin geht die Diskus­si­on um die Liefe­rung schwe­rer Waffen aus Deutsch­land an die Ukrai­ne weiter.