KIEW (dpa) — Nach einem russi­schen Angriff auf Saporischschja kündigt Kiew eine Reakti­on an. Moskau will nach einem angeb­li­chen Angriff auf seinem Staats­ge­biet sogar die UN einbe­zie­hen. Die News im Überblick.

Nach dem russi­schen Raketen­an­griff auf die Stadt Saporischschja mit mindes­tens zwei Toten hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj Vergel­tung angekün­digt. Zuvor hatte Kreml­chef Wladi­mir Putin empört auf einen angeb­li­chen Vorstoß ukrai­ni­scher Natio­na­lis­ten über die Grenze hinweg auf russi­sches Gebiet reagiert und für diesen Freitag den natio­na­len Sicher­heits­rat einbe­ru­fen. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz will in Washing­ton mit US-Präsi­dent Joe Biden über die Lage in der Ukrai­ne sprechen.

Selen­skyj: Wir reagieren

«Auf den heuti­gen bruta­len russi­schen Raketen­an­griff auf Saporischschja werden wir militä­risch und recht­lich reagie­ren», sagte Selen­skyj in seiner allabend­li­chen Video­an­spra­che. «Der Besat­zer wird unwei­ger­lich unsere Stärke spüren, die Kraft der Gerech­tig­keit im wahrs­ten Sinne des Wortes.» Bei dem russi­schen Luftan­griff in der Nacht zum Donners­tag war ein mehrstö­cki­ges Wohnge­bäu­de in der südukrai­ni­schen Stadt von einer Rakete getrof­fen worden. Zwei Bewoh­ner wurden getötet, acht Menschen verletzt. Zehn Bewoh­ner wurden nach offizi­el­len Angaben noch vermisst.

Ukrai­ne: Weite­re russi­sche Angrif­fe bei Bachmut abgewehrt

Die Vertei­di­ger der ostukrai­ni­schen Stadt Bachmut wehrten am Donners­tag nach Angaben der Militär­füh­rung in Kiew mehre­re russi­sche Angrif­fe ab. Russi­sche Artil­le­rie habe eine Reihe von kleine­ren Ortschaf­ten rund um Bachmut beschos­sen, teilte der General­stab in Kiew in seinem Lagebe­richt mit. Russi­sche Truppen bedrän­gen die Stadt von drei Seiten und bemühen sich seit Wochen, sie einzu­krei­sen. An den Front­ab­schnit­ten im Süden bei Cherson und Saporischschja sorgten wieder­hol­te russi­sche Artil­le­rie­über­fäl­le für Unruhe.

Kiew sieht Chance auf Sieg dieses Jahr

Der ukrai­ni­sche Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Olexij Resni­kow sieht die Möglich­keit, dass der russi­sche Angriffs­krieg dieses Jahr noch mit einem Sieg seines Landes enden könnte. «Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situa­ti­on auf dem Schlacht­feld, ich sehe die Entwick­lung der Unter­stüt­zung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden», sagte Resni­kow der «Bild»-Zeitung. Als Ziel gab er «die Befrei­ung aller unserer zeitwei­lig besetz­ten Gebie­te bis zu unseren inter­na­tio­nal anerkann­ten Grenzen von 1991» aus.

Moskau empört über Angriff ukrai­ni­scher Nationalisten

Nach dem vermu­te­ten Vorstoß einer ukrai­ni­schen Natio­na­lis­ten-Gruppe in der russi­schen Region Brjansk nahmen russi­sche Behör­den am Donners­tag die Ermitt­lun­gen auf. Dabei fuhr ein Wagen mit Ermitt­lern auf eine Mine, vier Insas­sen wurden schwer verletzt. Zuvor waren nach russi­schen Angaben ein Autofah­rer getötet und ein Kind durch Beschuss ukrai­ni­scher Sabota­ge­trupps verletzt worden.

Das Außen­mi­nis­te­ri­um in Moskau kündig­te an, UN-General­se­kre­tär Antonio Guter­res infor­mie­ren zu wollen. «Die Ständi­ge Vertre­tung Russlands bei den UN wird die Infor­ma­tio­nen demnächst übermit­teln, auch wenn inzwi­schen schon die offizi­el­len Erklä­run­gen des Kreml, des (Inlands­ge­heim­diens­tes) FSB, und örtli­cher Behör­den um die Welt gegan­gen sind», wurde Russlands Außen­amts­spre­che­rin Maria Sacha­rowa von der Agentur Tass zitiert. Putin sprach von einem «Terror­an­schlag und Verbre­chen». Kiew wies die Verant­wor­tung für die Vorfäl­le zurück und sprach von geziel­ter russi­scher Desin­for­ma­ti­on. Die Angrei­fer seien auf ukrai­ni­sches Gebiet zurück­ge­drängt worden, berich­te­te Tass unter Berufung auf den Inlands­ge­heim­dienst FSB.

Ex-Kreml­chef warnt Nato vor Flugzeug-Liefe­run­gen an Kiew

Der frühe­re Kreml­chef Dmitri Medwe­dew warnte die Nato davor, der Ukrai­ne Kampf­flug­zeu­ge zur Verfü­gung zu stellen. Die Überga­be von Nato-Kampf­flug­zeu­gen und deren Wartung in Polen kämen einem direk­ten Kriegs­ein­tritt des westli­chen Militär­bünd­nis­ses gegen Russland gleich, schrieb Medwe­dew auf Telegram. «Und jeder, der über die Liefe­rung (Repara­tur) solcher Ausrüs­tun­gen oder Zerstö­rungs­mit­tel sowie über auslän­di­sche Söldner und Militär­aus­bil­der entschei­det, müsste als legiti­mes militä­ri­sches Ziel betrach­tet werden.»

Moskau wirft Westen Sabota­ge des Getrei­de­ab­kom­mens vor

Das russi­sche Außen­mi­nis­te­ri­um warf dem Westen Sabota­ge des im Vorjahr geschlos­se­nen Getrei­de­ab­kom­mens mit der Ukrai­ne vor. Moskau werde daran gehin­dert, seine Verpflich­tun­gen aus der Verein­ba­rung zu erfül­len, heißt es in einer am Donners­tag veröf­fent­lich­ten Erklä­rung des Minis­te­ri­ums. «Wir müssen feststel­len, dass das von UN-General­se­kre­tär (Antonio) Guter­res vorge­schla­ge­ne und am 22. Juli 2022 in Istan­bul unter­zeich­ne­te Paket von Abmachun­gen nicht funktioniert.»

Als einer der Gründe für die Verstim­mung wurde die anhal­ten­de Blocka­de der Ammoni­ak-Pipeline zwischen Togliat­ti in Russland und der ukrai­ni­schen Hafen­stadt Odessa durch Kiew genannt. Auch der verein­bar­te Export russi­scher Dünge­mit­tel werde in den Häfen in Lettland, Litau­en, Estland und den Nieder­lan­den blockiert. Mit dem Abkom­men wurden Verfah­ren für den siche­ren Export von Getrei­de aus der Ukrai­ne festge­legt, während Russland im Gegen­zug Dünge­mit­tel ausfuh­ren durfte. Das zeitlich begrenz­te Abkom­men sollte in diesem Monat um weite­re vier Monate verlän­gert werden.

Brasi­li­en wirbt für inter­na­tio­na­le Vermittlungsinitiative

Der brasi­lia­ni­sche Präsi­dent Luiz Inácio Lula da Silva warb bei einer Video­schal­te mit Selen­skyj erneut für seine Idee für eine inter­na­tio­na­le Vermitt­lungs­in­itia­ti­ve. «Ich habe den Wunsch Brasi­li­ens bekräf­tigt, mit anderen Ländern zu sprechen und sich an jeder Initia­ti­ve zur Friedens­schaf­fung und zum Dialog zu betei­li­gen», schrieb Lula auf Twitter. «Krieg kann in nieman­des Inter­es­se sein.» Die Ukrai­ne lehnt einen russi­schen Diktat­frie­den aller­dings ab und fordert, dass sich russi­sche Truppen vollstän­dig von ukrai­ni­schem Gebiet zurückziehen.

Was bringt der Freitag

Nach den Berich­ten über Gefech­te auf russi­schem Staats­ge­biet berief Putin für diesen Freitag den natio­na­len Sicher­heits­rat ein. Bundes­kanz­ler Scholz will in Washing­ton mit Biden unter anderem über die Ukrai­ne sprechen. Der Krieg und dessen Auswir­kun­gen auf Deutsch­land werden am Freitag auch den Bundes­rat beschäftigen.