KIEW/WASHINGTON (dpa) — Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Selen­skyj lobt beson­ders die Militär­hil­fe Norwe­gens im Kampf gegen Russland als beispiel­haft. Derweil schmie­den die USA und die EU Pläne gegen Unter­stüt­zer Moskaus. Die News im Überblick:

Die Europäi­sche Union und die USA wollen verstärkt gegen Unter­stüt­zer des russi­schen Angriffs­krie­ges gegen die Ukrai­ne vorge­hen. «Wir unter­neh­men gemein­sam neue Schrit­te, um weite­re Akteu­re in Dritt­län­dern auf der ganzen Welt ins Visier zu nehmen, um die Unter­stüt­zung des russi­schen Krieges aus jedem Winkel der Welt zu unter­bin­den, in dem sie festge­stellt wird», kündig­ten US-Präsi­dent Joe Biden und EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen am Freitag (Ortszeit) nach einem Treffen im Weißen Haus in einer gemein­sa­men Mittei­lung an. Der Fokus liege darauf, die Umgehung von Sanktio­nen durch Russland zu verhin­dern, sagte von der Leyen während einer kurzen Presse­er­klä­rung vor dem Weißen Haus.

Man arbei­te im Gleich­schritt, um russi­sche Einnah­men einzu­schrän­ken und gleich­zei­tig die Energie­ver­sor­gung in Schwel­len- und Entwick­lungs­län­dern sicher­zu­stel­len, hieß es in der gemein­sa­men Mittei­lung weiter.

Konkre­te Maßnah­men wurden zunächst nicht genannt. Expli­zit erwähnt wurde auch nicht China. Gegen das Land erwägen sowohl die EU und als die USA Sanktio­nen, sollte sich bestä­ti­gen, dass das Land Russland mit Waffen­lie­fe­run­gen unter­stützt. Gegen in China ansäs­si­ge Unter­neh­men wurden bereits in der Vergan­gen­heit Sanktio­nen verhängt.

Selen­skyj lobt Norwe­gens Hilfe vor Frühjahrsoffensive

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj lobte derweil Norwe­gen als beson­de­ren europäi­schen Verbün­de­ten in Sachen Militär­hil­fe vor der Frühjahrs­of­fen­si­ve gegen Russland. Oslo setze ein Beispiel mit seiner Unter­stüt­zung des Abwehr­kamp­fes mit sieben Milli­ar­den Dollar (6,58 Mrd Euro) in den nächs­ten fünf Jahren, sagte Selen­skyj in einer am Freitag­abend verbrei­te­ten Video­bot­schaft nach einem Treffen mit dem norwe­gi­schen Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Bjørn Arild Gram in Kiew. Andere Länder sollten sich an Norwe­gen ein Beispiel nehmen, sagte Selen­skyj weiter.

Gram sagte, Norwe­gen habe Achtung vor dem Vertei­di­gungs­kampf der Ukrai­ne sowie vor den Opfern. Oslo werde das Land so lange unter­stüt­zen wie nötig. Selen­skyj zufol­ge hat die Ukrai­ne dank Norwe­gen ihre Luftver­tei­di­gung, Artil­le­rie und andere Berei­che ausge­baut. Man habe Schrit­te bespro­chen, um die Vertei­di­gungs­of­fen­si­ve der Ukrai­ne im Frühjahr zum Erfolg zu machen.

So sei mit Norwe­gen auch die Möglich­keit einer Ausbil­dung für Piloten an westli­chen Kampf­jets bespro­chen worden, sagte Selen­skyj. Die Ukrai­ne fordert Kampf­flug­zeu­ge als dringen­de Voraus­set­zung, um Russland zu besie­gen. Bisher gibt es aber keine Kampf­jet-Zusage. Russland warnt vor einer solchen Liefe­rung, weil dies laut Moskau eine direk­te Betei­li­gung der Nato-Staaten am Krieg bedeute.

Das skandi­na­vi­sche Nato-Land Norwe­gen wird der Ukrai­ne acht Leopard-2-Kampf­pan­zer zur Verfü­gung stellen. Hinzu kommen bis zu vier Begleit­fahr­zeu­ge sowie Mittel für Muniti­on und Ersatz­tei­le. Deutsch­land etwa will 14 Leopard-Kampf­pan­zer des Typs 2A6 an die Ukrai­ne liefern. Norwe­gen hatte Anfang Febru­ar zudem bekannt­ge­ge­ben, 54 neue Leopard-Panzer vom deutschen Rüstungs­kon­zern Krauss-Maffei Wegmann zu beschaf­fen mit der Option auf weite­re 18.

Ukrai­ne kämpft um Bachmut und Strom­ver­sor­gung im Land

Selen­skyj äußer­te sich einmal mehr auch zur Lage um die seit Monaten umkämpf­te strate­gisch wichti­ge Stadt Bachmut im Gebiet Donezk. Die Einhei­ten dort würden verstärkt, sagte er. Zugleich dankte Selen­skyj den Kämpfern für ihren «starken Einsatz» bei der Vertei­di­gung der ostukrai­ni­schen Stadt. Bachmut gilt aus Kiewer Sicht als Festung, um einen Durch­bruch russi­scher Truppen tiefer in das Landes­in­ne­re zu verhindern.

Nach den massi­ven russi­schen Raketen­an­grif­fen auf die Energie-Infra­struk­tur der Ukrai­ne vom Donners­tag beklag­te Selen­skyj, dass es weiter Proble­me gebe. Es gebe zwar Berich­te über die Wieder­her­stel­lung der Versor­gung. Trotz­dem habe etwa Charkiw noch einzel­ne Proble­me bei den Strom­lie­fe­run­gen an Haushal­te. Es gebe «helden­haf­te Anstren­gun­gen» der Energie­ar­bei­ter, die Versor­gung wieder herzu­stel­len. Auch in Schyto­myr sei die Lage nicht einfach.

Ukrai­ne wirft ortho­do­xe Kirche aus Haupt­klos­ter des Landes

In der Ukrai­ne hat der Staat die größte ortho­do­xe Kirche aus dem Haupt­hei­lig­tum des Landes, dem Kiewer Höhlen­klos­ter, heraus­ge­wor­fen. Aufgrund von Verstö­ßen werde der 2013 geschlos­se­ne Nutzungs­ver­trag zum 29. März aufge­kün­digt, hieß es in einem am Freitag von der ukrai­nisch-ortho­do­xen Kirche veröf­fent­lich­ten Brief der staat­li­chen Verwal­tung des Museums­ge­län­des. Grund­la­ge sei ein Dekret Selen­sky­js vom Dezem­ber vergan­ge­nen Jahres zur Überprü­fung der Tätig­keit von Religi­ons­ge­mein­schaf­ten nach dem russi­schen Überfall auf die Ukraine.

Selen­skyj hält die Kirche für durch­setzt von russi­schen Spionen. Der Rauswurf betrifft die Räumlich­kei­ten des sogenann­ten unteren Teils des Höhlen­klos­ters, in dem sich die Zugän­ge zu den von Mönchen im Mittel­al­ter angeleg­ten Höhlen befin­den. Vor der russi­schen Invasi­on orien­tier­te sich die Kirche an dem Patri­ar­chat in Moskau. Deshalb sieht sich die Kirche der politi­schen Verfol­gung ausgesetzt.

Das Patri­ar­chat der russisch-ortho­do­xen Kirche in Moskau reagier­te entsetzt auf den Rauswurf. Das sei der «Gipfel der Gesetz­lo­sig­keit» in der Ukrai­ne. «Eine Gesetz­lo­sig­keit, die sich gegen­über Millio­nen gläubi­ger Ukrai­ner schon seit Jahren entfal­tet», sagte Moskaus Kirchen­spre­cher Wladi­mir Legoida.

Im Januar wurde der Zugang zu den Haupt­kir­chen­ge­bäu­den im oberen Bereich des Hügels entzo­gen. Die Messe zum tradi­tio­nel­len ortho­do­xen Weihnachts­fest am 7. Januar hielt danach die mit staat­li­cher Hilfe 2018 gegrün­de­te Ortho­do­xe Kirche der Ukrai­ne erstmals in der Mariä-Entschla­fens-Kathe­dra­le ab. Der histo­ri­sche Kloster­kom­plex ist in Staats­ei­gen­tum und zählt zum Unesco-Weltkul­tur­er­be. In der Ukrai­ne gibt es drei große dem ortho­do­xen Ritus folgen­de Kirchen.

Was am Samstag wichtig wird

Im Osten der Ukrai­ne liefern sich Kiews Truppen und die russi­schen Einhei­ten weiter schwe­re Gefech­te um die Stadt Bachmut im Gebiet Donezk. Moskaus Truppen sind nach eigenen Angaben auf dem Vormarsch. Kiew will eine Erobe­rung der Stadt, die einmal 70.000 Einwoh­ner hatte, verhin­dern, weil es befürch­tet, dass die russi­schen Truppen dann noch viel tiefer in das Landes­in­ne­re vorstoßen.