KIEW/WASHINGTON (dpa) — «Wir werden diesen Krieg gewin­nen» — so ermutigt der ukrai­ni­sche Präsi­dent Selen­skyj seine Mitbür­ger. Ein Zwischen­fall über dem Schwar­zen Meer sorgt unter­des­sen für neue Spannun­gen. Die News im Überblick.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj setzt im Abwehr­kampf gegen russi­sche Invaso­ren auf die Stärke der Ukrai­ner. Mit Durch­hal­te­pa­ro­len will er seinen Mitbür­gern Mut im Kampf gegen Russland machen. Moskau steht derweil vor einer ernst­haf­ten Konfron­ta­ti­on mit den USA.

Selen­skyj: Ukrai­ner werden zu Kriegern

«Die Stärke der Ukrai­ner und des Staates als Ganzes beruht darauf, dass die Ukrai­ner in einer entschei­den­den Zeit zu Kriegern werden», sagte Selen­skyj gestern in seiner allabend­li­chen Video­an­spra­che. Seit der Beset­zung der Krim durch Russland und seit Kriegs­be­ginn am 24. Febru­ar des Vorjah­res seien Hundert­tau­sen­de Bürger zu ukrai­ni­schen Freiwil­li­gen gewor­den und «vertei­di­gen die Ukrai­ne gegen die russi­sche Aggression».

«Und Millio­nen von Menschen helfen», fuhr Selen­skyj fort. «Sie suchen nach allem, was wir zur Vertei­di­gung brauchen, behan­deln und rehabi­li­tie­ren Verwun­de­te, retten Menschen nach russi­schen Angrif­fen und arbei­ten für die Ukrai­ne und die Ukrai­ner», sagte er. «Die Stärke unserer Vertei­di­gungs- und Sicher­heits­kräf­te liegt in der Stärke unseres Volkes.» Einmal mehr gab sich Selen­skyj zuver­sicht­lich. «Wir werden diesen Krieg gewin­nen», sagte er.

Militä­ri­scher Zwischen­fall über Schwar­zem Meer

Ein militä­ri­scher Zwischen­fall über dem Schwar­zen Meer sorgt für neue Spannun­gen zwischen den USA und Russland. Eine unbemann­te US-Militär­droh­ne stieß gestern in inter­na­tio­na­lem Luftraum mit einem russi­schen Kampf­jet zusam­men, wie das US-Militär mitteil­te. US-Kräfte hätten die Drohne nach der Kolli­si­on zum Absturz bringen müssen. Die Ameri­ka­ner gaben Russland die Schuld und beklag­ten ein «unsiche­res und unpro­fes­sio­nel­les» Handeln der russi­schen Seite.

Das russi­sche Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um wies jede Verant­wor­tung im Zusam­men­hang mit dem Absturz zurück. Die Drohne sei weder beschos­sen noch auf andere Weise angegrif­fen worden, hieß es in einer von der Staats­agen­tur Tass verbrei­te­ten Mittei­lung. Jets der russi­schen Luftwaf­fe seien aufge­stie­gen, um einen unbekann­ten Eindring­ling über dem Schwar­zen Meer zu identi­fi­zie­ren, der auf russi­schen Luftraum zugeflo­gen sei. Bei einem schar­fen Ausweich­ma­nö­ver habe die Drohne rapide an Höhe verlo­ren und sei ins Meer gestürzt, laute­te die Darstel­lung des russi­schen Militärs.

Kiew sieht neue Bedro­hung am Schwar­zen Meer

Nach Berich­ten der ukrai­ni­schen Aufklä­rung brach­te die russi­sche Marine auf dem Schwar­zen Meer mehre­re Schif­fe in Positi­on, von denen üblicher­wei­se Marsch­flug­kör­per gestar­tet werden. Die ukrai­ni­sche Militär­füh­rung sprach von einem «Katz-und-Maus-Spiel», da die Ukrai­ne beim Auslau­fen dieser Schif­fe stets ihre Alarm­be­reit­schaft wegen mögli­cher neuer Raketen­an­grif­fe erhöhe.

Bachmut wird weiter verteidigt

Die ukrai­ni­sche Militär­füh­rung beschloss gestern, die ostukrai­ni­sche Stadt Bachmut weiter zu vertei­di­gen. Alle Mitglie­der der Militär­füh­rung hätten einstim­mig der weite­ren Vertei­di­gung von Bachmut zugestimmt, teilte das Präsi­di­al­amt von Selen­skyj mit. «Die Abwehr­ope­ra­ti­on in diesem Gebiet ist von höchs­ter strate­gi­scher Bedeu­tung, um den Feind abzuwei­sen», schrieb Armee­chef Walerij Saluschnyj auf Facebook. Die Vertei­di­gung von Bachmut sei der Schlüs­sel zum Schutz der gesam­ten Front.

Bachmut ist seit Wochen Brenn­punkt an der Ostfront des Landes. Dort versu­chen russi­sche Einhei­ten, angeführt von der berüch­tig­ten Söldner­trup­pe Wagner, den Ort mit allen Mitteln zu erobern. Bisher ist es den russi­schen Angrei­fern gelun­gen, die Stadt von drei Seiten zu bedrän­gen. Bachmut gilt inzwi­schen als weitge­hend zerstört. Beide Seiten sollen in den Kämpfen schwe­re Verlus­te erlit­ten haben.

Putin: Betei­li­gung von Ukrai­nern an Spren­gung von Nord Stream Unsinn

Der russi­sche Präsi­dent Wladi­mir Putin hält Berich­te über eine Betei­li­gung ukrai­ni­scher Aktivis­ten an den Explo­sio­nen an den Nord-Stream-Erdgas-Pipelines in der Ostsee für «totalen Unsinn». Eine derar­ti­ge Aktion in dieser Tiefe und in dieser Größen­ord­nung könnten «ledig­lich Spezia­lis­ten» durch­füh­ren, sagte Putin gestern in einem Fernseh­in­ter­view. «Dazu gehört auch noch die Unter­stüt­zung eines Staates, die über die entspre­chen­de Techno­lo­gie verfügt.»

Konkret wollte sich Putin nicht zur Urheber­schaft der Explo­sio­nen äußern. Doch man müsse immer hinter­fra­gen, wer daran ein Inter­es­se haben könnte. «Und wer ist inter­es­siert? Theore­tisch könnten die USA ein Inter­es­se daran haben, die russi­schen Energie­trä­ger auf dem europäi­schen Markt zu verhin­dern», sagte der Kremlchef.

An drei von vier Strän­gen der beiden auf dem Grund der Ostsee liegen­den Nord-Stream-Erdgas­lei­tun­gen hatte es im Septem­ber Explo­sio­nen gegeben. Zuletzt speku­lier­ten unter anderem Medien in Deutsch­land über eine Betei­li­gung einer pro-ukrai­ni­schen Gruppe.

Was heute wichtig wird

Nach den Worten des ukrai­ni­schen Vertei­di­gungs­mi­nis­ters Olexij Resni­kow ist heute ein neues Treffen im sogenann­ten Ramstein-Format zu Waffen­lie­fe­run­gen für sein Land geplant. Die Gesprä­che sollen voraus­sicht­lich virtu­ell geführt werden. Zuvor hatten im Rahmen der Ramstein-Treffen westli­che Staaten in einer sogenann­ten «Panzer­ko­ali­ti­on» der Ukrai­ne die Liefe­rung von Kampf­pan­zern in Aussicht gestellt.