KIEW (dpa) — Der ukrai­ni­sche Staats­chef wünscht sich einen dringend benötig­ten Sieg der Demokra­tie gegen die Tyran­nei. Der Kreml wieder­um stellt sich auf einen langen Krieg ein. Die News im Überblick.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj hat nach seiner Teilnah­me am virtu­el­len Weltgip­fel für Demokra­tie betont, dass die Demokra­tie unbedingt und schnellst­mög­lich einen Sieg brauche. Russland berei­tet sich unter­des­sen auf einen langen Krieg gegen die Ukrai­ne und den Westen vor.

Selen­skyj: Demokra­tie braucht einen Sieg

«Und wir alle zusam­men — Ukrai­ner, alle Europä­er, unsere ameri­ka­ni­schen Verbün­de­ten, unsere Freun­de auf allen Konti­nen­ten — in Afrika, Asien, Latein­ame­ri­ka, Austra­li­en — werden alles tun, um diesen Sieg näher zu bringen», sagte Selen­skyj gestern in seiner abend­li­chen Video­an­spra­che. «Den Sieg der Ukrai­ne, den Sieg der Freiheit, den Sieg für die regel­ba­sier­te inter­na­tio­na­le Ordnung.»

Die USA richte­ten den virtu­el­len Gipfel gemein­sam mit Costa Rica, den Nieder­lan­den, Südko­rea und Sambia aus. US-Präsi­dent Joe Biden hatte schon im Dezem­ber 2021 zu einem virtu­el­len Treffen dieser Art geladen. Selen­skyj unter­strich Bidens führen­de Rolle in der Konso­li­die­rung der demokra­ti­schen Welt. «Und diese Einig­keit reicht, wie wir sehen, aus, um für die Freiheit zu kämpfen», sagte er. «Aber um den Kampf gegen die Tyran­nei zu gewin­nen, brauchen wir mehr Einigkeit.»

Kreml erwar­tet langen Konflikt mit dem Westen

Russland stellt sich nach Kreml­an­ga­ben auf einen langen Krieg mit dem Westen um die Ukrai­ne ein. «Das ist eine Konfron­ta­ti­on mit feind­li­chen Staaten, mit unfreund­li­chen Ländern, das ist ein hybri­der Krieg, der von ihnen gegen unser Land losge­tre­ten wurde. Das ist für eine lange Zeit», sagte Kreml­spre­cher Dmitri Peskow gestern. «Hier brauchen wir Härte, Selbst­über­zeu­gung, Zielstre­big­keit und Geschlos­sen­heit um den Präsidenten.»

Kiews Luftwaf­fen­spre­cher: Brauchen moder­ne Jets

Die Luftstreit­kräf­te der Ukrai­ne benöti­gen nach den Worten ihres Sprechers Juri Ihnat «dringend» moder­ne Kampf­flug­zeu­ge. «Uns helfen weder die polni­schen noch tsche­chi­schen Migs, ebenso wie Mirages oder Torna­dos», sagte Ihnat am Mittwoch im ukrai­ni­schen Fernse­hen. Die von den Nachbarn erhal­te­nen Migs seien zwar eine willkom­me­ne und notwen­di­ge Verstär­kung, doch benöti­ge die Ukrai­ne vielmehr Mehrzweck­kampf­flug­zeu­ge der vierten Genera­ti­on, wie etwa die ameri­ka­ni­sche F‑16. Da die Ausbil­dung von Piloten und Boden­per­so­nal an diesen Maschi­nen «kein einfa­cher Prozess» sei, wäre eine Entschei­dung «möglichst gestern» nötig.

Spani­en liefert Panzer, aber keine Kampfjets

Spani­en will der Ukrai­ne zehn Leopard-Panzer des älteren Typs 2A4 liefern, schließt aber die Entsen­dung von Kampf­jets aus. Die Liefe­rung der ersten sechs Panzer werde in zwei Wochen erfol­gen, erklär­te Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Marga­ri­ta Robles am Mittwoch.

Kiew kündigt «Drohnen­schwarm Mathi­as Rust»

Nach den wieder­hol­ten russi­schen Angrif­fen mit sogenann­ten Kamika­ze-Drohnen auf ukrai­ni­sche Städte will das ukrai­ni­sche Militär mit gleicher Münze zurück­zah­len. Der Sekre­tär des Natio­na­len Sicher­heits­rats der Ukrai­ne, Olexij Danilow, kündig­te Gegen­schlä­ge mit eigenen Drohnen an, die nach seinen Worten in einem «Ukrai­ni­schen Schwarm Mathi­as Rust» — in Erinne­rung an den deutschen Kreml-Flieger — zusam­men­ge­fasst seien. Dazu gebe es bereits «mehre­re tausend Drohnen mit einer Reich­wei­te von bis zu 3000 Kilome­tern», behaup­te­te Danilow auf Twitter.

Der Deutsche Privat­pi­lot Mathi­as Rust war am 28. Mai 1987 mit einer einmo­to­ri­gen Cessna auf der Moskwa-Brücke vor dem Kreml gelan­det. Zuvor war er in Finnland gestar­tet und hatte die gesam­te sowje­ti­sche Flugab­wehr unter­flo­gen. Rust wollte mit seiner Aktion für den Weltfrie­den demons­trie­ren. Auf seinen Flug folgte eine Säube­rungs­wel­le in der Führungs­ebe­ne des sowje­ti­schen Militärs.

Russi­scher Teilerfolg in Bachmut

Die ukrai­ni­sche Militär­füh­rung räumte am Mittwoch einen russi­schen Teilerfolg in den Kämpfen um die Stadt Bachmut im Osten des Landes ein. «Im Sektor Bachmut setzte der Feind seine Angrif­fe auf die Stadt fort, teilwei­se mit Erfolg», teilte der General­stab in Kiew in seinem tägli­chen Lagebe­richt mit. Details zu den russi­schen Gelän­de­ge­win­nen wurden jedoch nicht genannt.

Vizemi­nis­te­rin: Russi­sche Verlus­te höher

Die ukrai­ni­sche Vize-Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Hanna Maljar gab erstmals konkre­te­re Einbli­cke in die Verlus­te der Streit­kräf­te. Demnach sind die Zahlen der Toten auf russi­scher Seite deutlich höher als auf der ukrai­ni­schen. «Es gibt Tage im Osten, an denen das Verhält­nis der Verlus­te (Todes­op­fer) bei 1 zu 10 liegt», teilte sie gestern auf Telegram mit. «Das ist natür­lich nicht jeden Tag der Fall, und das durch­schnitt­li­che Verhält­nis ist niedri­ger, aber immerhin.»

Das ukrai­ni­sche Militär hat bisher keine Angaben zu den eigenen Verlus­ten seit Kriegs­be­ginn vor über einem Jahr gemacht. Dagegen wird eine tägli­che Statis­tik mit den angeb­li­chen Verlus­ten des russi­schen Militärs veröf­fent­licht. Demnach haben die russi­schen Streit­kräf­te bisher über 172.000 Tote zu bekla­gen. Das russi­sche Militär macht seiner­seits auch keine Angaben zu den eigenen Verlus­ten. Der briti­sche Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Ben Wallace schätz­te die russi­schen Verlus­te an Toten und Verwun­de­ten am Mittwoch auf rund 220.000 ein, wie Sky News berichtete.

Was heute wichtig wird

Rund um die ostukrai­ni­sche Stadt Bachmut sind neue Kämpfe zu erwar­ten. Selen­skyj spricht heute per Video-Schal­te vor dem öster­rei­chi­schen Parlament.