KIEW (dpa) — Russland stellt den zermürb­ten Vertei­di­gern der Stadt Mariu­pol ein Ultima­tum — das prompt abgelehnt wird. In Kiew sterben beim Beschuss von Wohnhäu­sern mehre­re Menschen. Entwick­lun­gen im Überblick.

Ein Ultima­tum der russi­schen Truppen an die seit Wochen belager­te Stadt Mariu­pol ist von der ukrai­ni­schen Führung abgelehnt worden. «Es wird keine Kapitu­la­ti­on, kein Nieder­le­gen der Waffen geben», sagte Vize-Regie­rungs­chefin Irina Werescht­schuk der «Ukrajins­ka Prawda». Sie fordert vom russi­schen Militär die Öffnung eines humani­tä­ren Korri­dors in die Hafen­stadt mit Hundert­tau­sen­den notlei­den­den Zivilisten.

Russland hatte am Sonntag die ukrai­ni­schen Truppen in Mariu­pol aufge­for­dert, die Waffen nieder­zu­le­gen und die Stadt am Montag­vor­mit­tag zu verlas­sen. Dazu solle zwischen zehn und zwölf Uhr Moskau­er Zeit (acht bis zehn Uhr MEZ) ein Korri­dor einge­rich­tet werden. Das russi­sche Militär schick­te ein acht Seiten langes Schrei­ben und forder­te eine schrift­li­che Antwort.

«Anstatt Ihre Zeit auf acht Seiten Brief zu verschwen­den, öffnen Sie einfach einen Korri­dor», zitier­te Werescht­schuk aus ihrer Entgegnung.

Tote bei Beschuss im Westen von Kiew

Beim Beschuss von mehre­ren Gebäu­den im Westen der ukrai­ni­schen Haupt­stadt Kiew wurden am späten Sonntag­abend mindes­tens vier Menschen getötet. Das teilte der örtli­che Zivil­schutz auf seiner Facebook-Seite mit.

Nach Angaben von Bürger­meis­ter Vitali Klitsch­ko wurden bei dem Angriff mehre­re Wohnhäu­ser im Stadt­teil Podil beschä­digt und in Brand gesetzt. Auch ein Einkaufs­zen­trum sei getrof­fen worden, es sei ebenso wie eine Reihe von davor gepark­ten Autos in Flammen aufge­gan­gen. Rettungs­mann­schaf­ten und Sanitä­ter seien vor Ort, schrieb Klitsch­ko bei Telegram.

Entwar­nung nach Ammoni­ak-Austritt in Chemiewerk

Nach dem Austritt von hochgif­ti­gem Ammoni­ak aus einem Chemie­werk in der ukrai­ni­schen Stadt Sumy besteht nach Darstel­lung der Behör­den keine Gefahr für die Bevöl­ke­rung. Das teilt der staat­li­che Zivil­schutz bei Telegram mit und spricht von einem «leich­ten Ammoniak-Austritt».

Durch Beschuss sei ein Tank beschä­digt worden. Die betrof­fe­ne Stelle sei abgedich­tet worden. Den Angaben zufol­ge wurde ein Mitar­bei­ter des Unter­neh­mens verletzt.

Der regio­na­le Militär­chef Dmytro Schywytz­ky hatte in der Nacht zum Montag an alle Bewoh­ner im Umkreis von fünf Kilome­tern um das Chemie­werk «Sumychim­prom» appel­liert, möglichst Keller oder Wohnun­gen im Erdge­schoss aufzu­su­chen, um nicht mit dem Ammoni­ak in Kontakt zu kommen. Das stark stechend riechen­de Gas ist leich­ter als Luft — es steigt also nach oben.

Union warnt vor «Kontroll­ver­lust» bei Flüchtlingszahlen

Die CDU/C­SU-Bundes­tags­frak­ti­on fordert von der Bundes­re­gie­rung mehr Einsatz zur Bewäl­ti­gung des Zustroms von Flücht­lin­gen aus der Ukrai­ne. «Die Bundes­re­gie­rung muss endlich in den Aktions­mo­dus wechseln, eine konse­quen­te Regis­trie­rung und Vertei­lung in Europa organi­sie­ren, den Schutz von Frauen und Kindern garan­tie­ren und die Integra­ti­on ermög­li­chen», sagte CSU-Landes­grup­pen­chef Alexan­der Dobrindt der «Rheini­schen Post».

«Durch die mangeln­de Handlungs­be­reit­schaft der Bundes­re­gie­rung droht bei steigen­den Flücht­lings­zah­len schnell der Kontroll­ver­lust.» Deutsch­land brauche schnells­tens ein koordi­nier­tes Flüchtlingsmanagement.

Frank­reich friert russi­sche Vermö­gen ein

Frank­reich hat mutmaß­li­ches Vermö­gen russi­scher Oligar­chen im Wert von rund 850 Millio­nen einge­fro­ren. Darun­ter seien Immobi­li­en im Wert von 539 Millio­nen Euro, sagte Wirtschafts­mi­nis­ter Bruno Le Maire dem Radio­sen­der RTL. Zudem seien 150 Millio­nen Euro auf Privat­kon­ten franzö­si­scher Banken einge­fro­ren sowie zwei Jachten im Wert von 150 Millio­nen Euro festge­setzt worden.

Frank­reich hat angesichts der EU-Sanktio­nen gegen russi­sche Oligar­chen oder Perso­nen aus dem Umfeld von Präsi­dent Wladi­mir Putin eine Taskforce gegrün­det. Sie soll ihre Vermö­gens­wer­te in Frank­reich ausfin­dig machen und Eigen­tü­mer von Bankkon­ten, Villen und Jachten identi­fi­zie­ren — was aufgrund von Brief­kas­ten­fir­men, die ihre Identi­tät verber­gen, kompli­ziert ist.

Biden reist Ende der Woche nach Polen

US-Präsi­dent Joe Biden will angesichts des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne am Freitag nach Polen reisen. Biden werde zunächst wie geplant an diesem Donners­tag an den Gipfeln der Nato, der EU und der G7-Staaten in Brüssel teilneh­men, teilte das Weiße Haus mit. Am Freitag werde er nach Warschau weiter­rei­sen. Dort sei für Samstag ein Treffen mit dem polni­schen Präsi­den­ten Andrzej Duda geplant. Dabei solle es um die humani­tä­re Krise gehen, «die der ungerecht­fer­tig­te und grund­lo­se Krieg Russlands gegen die Ukrai­ne ausge­löst hat».

Das wird am Montag wichtig

Unter­händ­ler der Ukrai­ne und Russlands haben für Montag eine neue Verhand­lungs­run­de per Video­schal­te angesetzt. US-Präsi­dent Biden will per Video mit Bundes­kanz­ler Olaf Scholz, Frank­reichs Präsi­den­ten Emmanu­el Macron, dem italie­ni­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Mario Draghi und dem briti­schen Premier­mi­nis­ter Boris Johnson beraten. Thema soll die koordi­nier­te Antwort auf Russlands Angriff sein.

Die Außen- und Vertei­di­gungs­mi­nis­ter der EU-Staaten wollen in Brüssel über die jüngs­ten Entwick­lun­gen im Ukrai­ne-Krieg sprechen. Auf dem Tisch liegt zudem der Entwurf eines neuen sicher­heits­po­li­ti­sches Konzept der EU.