BERLIN (dpa) — Derzeit sinken die Zahlen, doch die Herbst-Welle steht bevor: Gesund­heits­mi­nis­ter Lauter­bach ist in Sorge wegen der hohen Todeszahlen.

Wegen steigen­der Corona-Zahlen im Herbst stehen Deutsch­land aus Sicht von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach schwie­ri­ge Zeiten bevor. Mit der Omikron-Subva­ri­an­te BA.5 werde man zumin­dest am Anfang des Herbs­tes einen Anstieg der Fallzah­len erleben, sagte der SPD-Politi­ker der «Welt am Sonntag». «Es wird dann zu Ausfäl­len in den Betrie­ben und der kriti­schen Infra­struk­tur kommen, etwa in Kranken­häu­sern. Es stehen uns also schwie­ri­ge Zeiten bevor.» Dies sei beson­ders dann der Fall, wenn der Aufent­halt in Innen­räu­men wegen der kalten Tempe­ra­tu­ren zur Regel werde.

Es seien schon jetzt zwischen 100 und 150 Corona-Tote pro Tag. «Meine Sorge ist, dass diese Zahl noch steigen könnte.» Das sei nicht vertret­bar. Daher müsse man gut vorbe­rei­tet sein. «Und wir sind es, wenn der Bundes­tag die vorge­leg­ten Änderun­gen zum Infek­ti­ons­schutz­ge­setz beschließt», so der Minister.

RKI: 101 Corona-Tote an einem Tag

Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) gab die bundes­wei­te Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag­mor­gen mit 260,3 angege­ben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.25 Uhr wieder­ge­ben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner und Woche bei 263,6 gelegen (Vorwo­che: 302,9; Vormo­nat: 652,0). Aller­dings liefern diese Angaben nur ein sehr unvoll­stän­di­ges Bild der Infek­ti­ons­zah­len. Exper­ten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfass­ter Fälle aus — vor allem weil bei weitem nicht alle Infizier­ten einen PCR-Test machen lassen. Nur positi­ve PCR-Tests zählen in der Statis­tik. Zudem können Nachmel­dun­gen oder Übermitt­lungs­pro­ble­me zur Verzer­rung einzel­ner Tages­wer­te führen.

Die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land melde­ten dem RKI zuletzt 33.226 Corona-Neuin­fek­tio­nen (Vorwo­che: 36.295) und 101 Todes­fäl­le (Vorwo­che: 121) inner­halb eines Tages. Verglei­che der Daten sind auch hier wegen des Testver­hal­tens, Nachmel­dun­gen und Übermitt­lungs­pro­ble­men nur einge­schränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der regis­trier­ten Neuin­fek­tio­nen und Todes­fäl­le deutlich von Wochen­tag zu Wochen­tag, da insbe­son­de­re am Wochen­en­de viele Bundes­län­der nicht ans RKI übermit­teln und ihre Fälle im Wochen­ver­lauf nachmelden.

Wie entwi­ckelt sich das Virus?

Lauter­bach hofft auf einen Corona-Herbst ohne gravie­ren­den Virus-Varian­ten­wech­sel. Wenn ein Varian­ten­wech­sel ausblei­be, dann werde Deutsch­land nicht in eine epide­mi­sche Lage kommen. «Trotz­dem brauchen wir für den Notfall Werkzeu­ge», sagte Lauter­bach. «Der Corona-Herbst wird kein Zuckerschlecken.»

Viele Menschen glaub­ten fälsch­li­cher­wei­se, dass sich im Laufe einer Pande­mie immer nur die leich­te­ren Varian­ten durch­setz­ten. «Das ist ein Irrtum.» Es gebe keinen Selek­ti­ons­vor­teil für leich­te­re Varian­ten. «Wir müssen auf alles gefasst sein.» Das Virus habe sich zu stark durch Mutatio­nen verän­dert und tue es immer noch. Deswe­gen sei das endemi­sche Stadi­um noch nicht erreicht.

Zudem fordert der Gesund­heits­mi­nis­ter mehr Forschungs­gel­der für die Entwick­lung nasaler Impfun­gen, die man sprühen kann, um den Schleim­häu­ten eine Immuni­tät zu verschaf­fen. «Deutsch­land steht im inter­na­tio­na­len Vergleich bei der Arbeit an diesen Impfstof­fen nicht gut da», sagte er. Es fehle an Forschungs­gel­dern. Die Impfstof­fe für die Nase könnten eine Anste­ckung poten­zi­ell deutlich reduzieren.