BERLIN (dpa) — Millio­nen Pflege­be­dürf­ti­ge und ihre Famili­en sind mit steigen­den Kosten konfron­tiert. «Die Pflege Hochbe­tag­ter muss mehr wert sein», mahnt der Gesund­heits­mi­nis­ter — doch für seine Pläne hagelt es Kritik.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach hat die Pläne für eine Pflege­re­form vertei­digt, um Entlas­tun­gen und eine stabi­le­re Finan­zie­rung zu errei­chen. «Die Pflege­be­dürf­ti­gen haben unsere volle Solida­ri­tät verdient», sagte der SPD-Politi­ker der Deutschen Presse-Agentur.

«Da die Kosten von guter Pflege steigen, darf die Solidar­ge­mein­schaft nicht wegschau­en und diese höheren Kosten den zu Pflegen­den und ihren Angehö­ri­gen überlas­sen.» In den Heimen, aber ganz beson­ders auch bei der Pflege zu Hause müssten auch die Leistun­gen deutlich verbes­sert werden. «Gleich­zei­tig gilt es, die Finan­zie­rung der gesetz­li­chen Pflege­ver­si­che­rung zu stabilisieren.»

Menschen ohne Kinder stärker belastet

Laut einem Referen­ten­ent­wurf des Minis­te­ri­ums soll der Pflege­bei­trag zum 1. Juli «moderat um 0,35 Prozent­punk­te» angeho­ben werden. Derzeit liegt er bei 3,05 Prozent des Brutto­lohns, für Menschen ohne Kinder bei 3,4 Prozent.

Zugleich soll der Beitrags­satz nach einem Urteil des Bundes­ver­fas­sungs­ge­richts stärker nach der jewei­li­gen Zahl der Kinder ausdif­fe­ren­ziert werden. Zum 1. Januar 2024 soll für Pflege­be­dürf­ti­ge zu Hause das Pflege­geld um fünf Prozent steigen. Für Pflege­be­dürf­ti­ge im Heim sollen dann bestehen­de Entlas­tungs­zu­schlä­ge erhöht werden.

Lauter­bach sagte: «In einer mensch­li­chen Gesell­schaft muss uns die Pflege Hochbe­tag­ter mehr wert sein. Dass immer mehr Menschen nach einem arbeits­rei­chen Leben in die Sozial­hil­fe abrut­schen, werden wir nicht akzeptieren.»

Kritik von vielen Seiten

Der Entwurf stieß schon auf viel Kritik von Opposi­ti­on, Kranken­kas­sen und Patien­ten­ver­tre­tern. Der Sozial­ver­band VdK forder­te dringend mehr Unter­stüt­zung für Pflege­be­dürf­ti­ge zu Hause. «Die Anpas­sung des Pflege­gel­des um fünf Prozent reicht bei den gegen­wär­ti­gen Preis­stei­ge­run­gen vorne und hinten nicht», sagte Präsi­den­tin Verena Bente­le dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND).

Bayerns Gesund­heits­mi­nis­ter Klaus Holet­schek (CSU) warnte davor, Defizi­te an die Beitrags­zah­ler abzuwäl­zen. «Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber sind nicht unend­lich belast­bar», sagte er dem RND und forder­te eine Finan­zie­rung versi­che­rungs­frem­der Leistun­gen mit Steuerzuschüssen.

Famili­en mit drei und mehr Kindern würden weniger zahlen

Die stärke­re Diffe­ren­zie­rung des Beitrags nach der Kinder­zahl würde laut Entwurf dazu führen, dass Famili­en mit drei und mehr Kindern weniger zahlen würden als jetzt. Aktuell liegt der Beitrags­satz für Menschen mit Kindern bei 3,05 Prozent — davon tragen Arbeit­ge­ber sowie Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer je 1,525 Prozent. Künftig läge der Beitrag für Famili­en mit drei Kindern bei 3,10 Prozent — davon 1,40 Prozent bei ihnen und 1,70 Prozent beim Arbeitgeber.

Insge­samt würde sich zum 1. Juli ein größe­rer Unter­schied zwischen Beiträ­gen mit und ohne Kinder ergeben — durch die Anhebung des allge­mei­nen Beitrags um 0,35 Punkte und zugleich eine Anhebung des Zuschlags für Kinder­lo­se um 0,25 Punkte. Das führte laut einer der dpa vorlie­gen­den Übersicht des Minis­te­ri­ums dazu, dass der Beitrag ohne Kinder von nun 3,40 Prozent auf 4,00 Prozent steigt — davon 1,70 Prozent beim Arbeit­ge­ber und 2,30 Prozent beim Arbeitgeber.