BERLIN (dpa) — Verpflich­ten­de Masken und Tests gehör­ten lange zum Corona-Alltag. Das ist bald Geschich­te, und auch in anderen Berei­chen endet der Pande­mie­mo­dus. Blicken die Bundes­bür­ger mit Frust oder Verständ­nis darauf zurück?

Nach drei Jahren in der Corona-Krise sind es nur noch wenige Tage: Zu Ostern ist die Zeit der staat­li­chen Schutz­vor­ga­ben im Kampf gegen die Pande­mie in Deutsch­land vorerst vorbei. Nach mehre­ren Locke­rungs­schrit­ten laufen am kommen­den Freitag (7. April) die letzten bundes­wei­ten Masken­pflich­ten im Gesund­heits­we­sen aus.

Dass im Herbst und Winter dann wieder Alltags­auf­la­gen greifen könnten, glaubt eine Mehrheit der Bürge­rin­nen und Bürger laut einer Umfra­ge momen­tan nicht. Für die lange verpflich­ten­den Schutz­re­geln zu Masken und Tests gibt es demnach im Rückblick eine breite Akzeptanz.

In einer Umfra­ge des Meinungs­for­schungs­in­sti­tuts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur nannten 48 Prozent die Masken­pflich­ten alles in allem betrach­tet völlig richtig und 25 Prozent eher richtig. Völlig falsch fanden sie dagegen 14 Prozent, eher falsch 11 Prozent. Die Testpflich­ten beurteil­ten 41 Prozent der Befrag­ten allge­mein als völlig richtig und 32 Prozent als eher richtig. Als völlig falsch stuften sie 12 Prozent ein, als eher falsch 11 Prozent.

Keine größe­ren Proble­me beim Umgang mit den Vorga­ben hatten laut der Umfra­ge fast zwei Drittel der Befrag­ten. Dass ihnen das Einhal­ten der Masken­pflicht allge­mein betrach­tet sehr leicht gefal­len sei, sagten 34 Prozent. Eher leicht fiel es nach eigenen Angaben 31 Prozent. Sehr schwer fanden es 14 Prozent, eher schwer 17 Prozent. Testpflich­ten einzu­hal­ten, fiel 31 Prozent sehr leicht und 34 Prozent eher leicht. Sehr schwer fanden es 13 Prozent, eher schwer 18 Prozent. Befragt wurden vom 29. bis 30. März insge­samt 2039 Menschen ab 18 Jahren.

Risiko­grup­pen durch Masken­pflicht geschützt

Als Folge der Masken- und Testpflich­ten wurde mit 59 Prozent am häufigs­ten genannt, dass dadurch Risiko­grup­pen wie Ältere und Kranke geschützt wurden. Dass hohe Kosten entstan­den, fanden 49 Prozent. Für 48 Prozent traf zu, dass die Pande­mie in Deutsch­land unter Kontrol­le gehal­ten wurde. Dass die Freiheit damit einge­schränkt wurde, nannten 43 Prozent — und 41 Prozent fanden, dass so Alltags­ak­ti­vi­tä­ten trotz Corona möglich gewesen waren. Dass durch die Maßnah­men und Schutz­re­geln die Gesell­schaft polari­siert wurde, traf für 32 Prozent zu. Keine der genann­ten Optio­nen zutref­fend fanden demnach 2 Prozent.

Bei den Erwar­tun­gen an mögli­cher­wei­se erneu­te Alltags­re­geln überwiegt laut der Umfra­ge die Zuver­sicht. Dass im nächs­ten Herbst und Winter noch einmal staat­li­che Vorga­ben kommen könnten, glauben 23 Prozent — 56 Prozent glauben es nicht. 21 Prozent machten dazu keine Angaben.

Nun kommt das Ende der bundes­wei­ten Corona-Aufla­gen. Anfang März fielen schon alle restli­chen Testpflich­ten weg, die noch für Besuche in Klini­ken oder Pflege­hei­men galten. Paral­lel endete auch das Angebot kosten­lo­ser «Bürger­tests» für alle, das den Staat Milli­ar­den koste­te. Die einst zahlrei­chen Masken­pflich­ten etwa in Läden, Bussen und Bahnen sind schon länger aufge­ho­ben. Als letzte gilt noch bis Karfrei­tag, 7. April, eine Masken­pflicht für Besucher und Besuche­rin­nen in Praxen, Klini­ken und Pflege­ein­rich­tun­gen. Am Karsams­tag, 8. April, ist auch das vorbei.

Großer Streit darum herrscht angesichts der stabi­len Corona-Lage nicht, auch wenn es immer noch Anste­ckun­gen gibt. Der 7. April als letzter Geltungs­tag der Corona-Bestim­mun­gen stand ohnehin im Infek­ti­ons­schutz­ge­setz. Dieses wurde im Oktober für eine kriti­sche­re Lage im Winter um extra Instru­men­te ergänzt. Sie wurden dann aber nicht gebraucht. Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) machte klar, dass eine Verlän­ge­rung über den 7. April hinaus nicht geplant ist. Er hob zugleich hervor, dass die langen Schutz­re­geln gewirkt hätten und die entspann­te­re Situa­ti­on nicht von allei­ne gekom­men sei.

Bundes­jus­tiz­mi­nis­ter Marco Busch­mann (FDP) sagte der «Welt am Sonntag»: «Es ist gut, dass Anfang April die letzten bundes­wei­ten Corona-Regeln auslau­fen. Die massi­ven Eingrif­fe in die Grund­rech­te waren die Ausnah­me in der Pande­mie — Freiheit ist nun wieder die Regel.» Er sprach sich dafür aus, das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz nun im Nach-Krisen-Modus gründ­lich zu überprüfen.

Auch mehre­re andere Berei­che gehen nun aus dem Krisen­mo­dus heraus:

- Bei leich­ten Erkäl­tun­gen muss man seit Samstag wieder in die Praxis gehen, wenn man eine Arbeits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung braucht. Denn Krank­schrei­bun­gen per Telefon, die seit März 2020 fast immer möglich waren, gibt es nicht mehr. Gesund­heits­po­li­ti­ker, Verbrau­cher­zen­tra­len und Hausärz­te werben für eine Fortset­zung auf Dauer. Lauter­bach hält das für sinnvoll, erklär­te aber, die Entschei­dungs­be­fug­nis liege beim Gemein­sa­men Bundes­aus­schuss von Ärzten, Klini­ken und Krankenkassen.

- Die Corona-Impfun­gen gehen in die regulä­re Versor­gung über. Dabei sollen sie auch vom 8. April an auf breite­rer Front kosten­los möglich sein, wie aus einem Verord­nungs­ent­wurf des Minis­te­ri­ums hervor­geht. Rahmen für den Impf-Anspruch soll künftig eine Richt­li­nie sein, die sich an der Empfeh­lung der Ständi­gen Impfkom­mis­si­on orien­tiert. Impfun­gen auf Kassen­kos­ten sollen möglich sein, wenn es eine Ärztin oder ein Arzt für medizi­nisch erfor­der­lich hält.

- Für die Urlaubs­sai­son 2023 fallen die schon weitge­hend gelocker­ten Corona-Regeln bei der Einrei­se nach Deutsch­land weg. Die Verord­nung läuft am 7. April aus. Zu Jahres­be­ginn hatte wegen einer Infek­ti­ons­wel­le in China vorüber­ge­hend eine Testpflicht für Reisen­de von dort gegol­ten. Einsti­ge Vorga­ben mit 3G-Nachwei­sen als Geimpf­te, Genese­ne oder Getes­te­te sind längst passé. Als «Notbrem­se» gab es noch Regeln für Gebie­te, in denen neue Corona-Varian­ten auftreten.

- Der Corona-Exper­ten­rat der Bundes­re­gie­rung beendet seine Arbeit. An diesem Diens­tag gibt es noch ein Mittag­essen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD), der dem Gremi­um aus 19 Fachleu­ten dankt. Sie hatten seit Ende 2021 zwölf Stellung­nah­men zu Aspek­ten des Krisen­ma­nage­ments veröf­fent­licht. Im Kanzler­amt wird noch disku­tiert, was sich dem Exper­ten­rat anschlie­ßen könnte — mit Blick auf die Zusam­men­set­zung und künfti­ge Arbeitsschwerpunkte.

Von Sascha Meyer, dpa