Erneut wird es ein Ostern unter Corona-Bedin­gun­gen geben. Und diesmal wird der Lockdown schär­fer. Obwohl Frühling ist, schicken Kanzle­rin und Minis­ter­prä­si­den­ten das Land in den Winterschlaf.

BERLIN (dpa) — Angesichts drastisch steigen­der Corona-Infek­ti­ons­zah­len schicken Bund und Länder ganz Deutsch­land über Ostern in den schärfs­ten Lockdown seit Beginn der Pande­mie vor einem Jahr.

Vom 1. bis einschließ­lich 5. April, also von Gründon­ners­tag bis Oster­mon­tag, soll das öffent­li­che, priva­te und wirtschaft­li­che Leben weitge­hend herun­ter­ge­fah­ren werden, um die dritte Welle der Pande­mie zu brechen. Das beschlos­sen Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) und die Minis­ter­prä­si­den­ten der Länder in einer mehr als elfstün­di­gen Marathonsitzung.

Der seit mehr als drei Monaten gelten­de harte Lockdown zur Bekämp­fung der Corona-Pande­mie wird insge­samt um drei Wochen bis zum 18. April verlän­gert. Am 12. April soll darüber beraten werden, wie es danach weiter­geht. «Wir haben das Virus noch nicht besie­gen können, es lässt nicht locker», begrün­de­te Merkel am frühen Diens­tag­mor­gen die harten Maßnah­men. Deutsch­land sei in einer sehr ernsten Lage mit exponen­ti­ell steigen­den Fallzah­len, einer steigen­den Belas­tung der Inten­siv­sta­tio­nen in den Klini­ken und der Ausbrei­tung anste­cken­de­rer Coronavirus-Varianten.

Diese Schrit­te sollen helfen:

«RUHEPAUSE» ÜBER OSTERN

Merkel nennt den beson­ders schar­fen Lockdown über Ostern eine «Ruhepau­se». Der Gründon­ners­tag und Karsams­tag werden demnach einma­lig als Ruheta­ge definiert und mit weitge­hen­den Kontakt­be­schrän­kun­gen verbun­den. «Es gilt damit an fünf zusam­men­hän­gen­den Tagen das Prinzip #WirBlei­ben­Zu­Hau­se», heißt es in dem Beschluss von Bund und Ländern. Nur am Karsams­tag soll demnach der Lebens­mit­tel­han­del geöff­net bleiben. Priva­te Zusam­men­künf­te sollen auf den eigenen Haushalt und einen weite­ren Hausstand, jedoch maximal fünf Perso­nen beschränkt werden. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitge­zählt. Paare mit getrenn­ten Wohnun­gen gelten als ein Haushalt.

Ansamm­lun­gen im öffent­li­chen Raum werden dem Beschluss zufol­ge in dieser Zeit generell unter­sagt. Wo bereits Außen­gas­tro­no­mie offen ist, muss sie für diese fünf Tage wieder geschlos­sen werden. Kirchen und Religi­ons­ge­mein­schaft werden gebeten, an Ostern nur Online-Angebo­te für die Gläubi­gen zu machen. Nur Impf- und Testzen­tren sollen offen bleiben.

«NOTBREMSE» SOLL GREIFEN

Die Anfang März verein­bar­te «Notbrem­se» bei mehr als 100 Neuin­fek­tio­nen je 100.000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen soll konse­quent umgesetzt werden. Öffnungs­schrit­te sollen bei Errei­chen der Marke zurück­ge­nom­men werden — am Diens­tag­mor­gen lag sie laut Robert Koch-Insti­tut bei 108,1. Die Landkrei­se sollen darüber hinaus aber auch weite­re Maßnah­men ergrei­fen, wenn der Schwel­len­wert überschrit­ten wird. Als Möglich­keit genannt werden in dem Beschluss unter anderem Ausgangs­be­schrän­kun­gen, verschärf­te Kontakt­be­schrän­kun­gen und die Pflicht zu tages­ak­tu­el­len Schnell­tests in Berei­chen, in denen das Abstand­hal­ten oder konse­quen­te Masken­tra­gen erschwert sind.

MEHR TESTS AN SCHULEN

Die harten Maßnah­men sollen durch mehr Tests beglei­tet werden. Bund und Länder wollen Corona-Tests für Schüler, Lehrkräf­te und Kita-Beschäf­tig­te auswei­ten und streben «baldmög­lichst zwei Testun­gen pro Woche» an. Die Vertei­lung und Organi­sa­ti­on läuft regio­nal unter­schied­lich gut, und über die prakti­sche Umset­zung wird vieler­orts noch disku­tiert — beispiels­wei­se über die Frage, ob die Tests zu Hause oder in der Schule statt­fin­den sollen. Zur Organi­sa­ti­on des weite­ren Betriebs von Schulen und Kitas, etwa zu mögli­chen Schlie­ßun­gen oder anderen Einschrän­kun­gen, trafen Merkel und die Minis­ter­prä­si­den­ten keine konkre­ten Verein­ba­run­gen. Die Länder regeln diese Fragen damit weiter­hin in Eigenregie.

MALLORCA-URLAUB «ENTSCHÄRFT»

Urlaub in Mallor­ca trotz steigen­der Infek­ti­ons­zah­len: Die Aufhe­bung der Reise­war­nung und Quaran­tä­ne­pflicht für die Lieblings­in­sel der Deutschen hat für viel Aufre­gung gesorgt. Urlaub wird dort zwar weiter möglich sein. Bund und Länder appel­lie­ren aber an die Flugge­sell­schaf­ten, keine zusätz­li­chen Flüge mehr für die Oster­fe­ri­en anzubieten.

Zudem soll für alle Flüge aus dem Ausland nach Deutsch­land eine generel­le Testpflicht vor Abflug einge­führt werden. Bisher müssen nur Einrei­sen­de aus «Hochin­zi­denz­ge­bie­ten» mit beson­ders vielen Infek­tio­nen sowie aus Gebie­ten mit neuen Virus­va­ri­an­ten bei Einrei­se einen Test vorwei­sen. Kommt man aus einem «norma­len» Risiko­ge­biet, muss man sich erst 48 Stunden nach Ankunft in Deutsch­land testen lassen, was sich schwer kontrol­lie­ren lässt. Es gibt aber auch Gebie­te in Europa, die gar nicht mehr auf der Risiko­lis­te des RKI stehen, wie zum Beispiel Mallor­ca. Die neue Testpflicht zielt vor allem auf Urlau­ber ab, die von dort in den nächs­ten Wochen nach Deutsch­land zurück­keh­ren. In der Oster­zeit sollen es um die 40.000 sein.

HOTELS IM INLAND BLEIBEN ZU

Touris­mus im Inland wird auch in den Oster­fe­ri­en nicht möglich sein. Hotels und andere Beher­ber­gungs­be­trie­be sollen für Urlau­ber geschlos­sen bleiben. Dieser Punkt sorgte in den Beratun­gen für beson­ders viel Ärger. Schles­wig-Holstein, Nieder­sach­sen, Mecklen­burg-Vorpom­mern, Sachsen-Anhalt und Rhein­land-Pfalz drangen darauf, ihren Bürgern Urlaub in Ferien­woh­nun­gen, Ferien­häu­sern, Appar­te­ments, Wohnwa­gen und Wohnmo­bi­len möglich zu machen, sofern diese über eigene Sanitär­ein­rich­tun­gen verfü­gen und auch das Essen in Eigen­re­gie organi­siert werden kann. Davon ist im Beschluss nichts mehr zu finden.

Die Bund-Länder-Runde zählte zu den schwie­rigs­ten seit Beginn der Pande­mie. Dem Verneh­men nach zeigte sich Kanzle­rin Merkel zwischen­zeit­lich sehr unzufrie­den mit dem Verlauf. Stunden­lang wurde die große Runde unter­bro­chen und in kleinem Kreise weiter­ver­han­delt. Berlins Regie­ren­der Bürger­meis­ter Micha­el Müller (SPD) sprach nach den Beratun­gen von einer «schwe­ren Geburt». Auch der bayeri­sche Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder nannte die Verhand­lun­gen schwie­rig, lobte aber auch den klaren Kurs, der gefun­den worden sei. «Wir wissen, dass Corona bleischwer über dem Land liegt», sagte er. Man habe es jetzt aber in der Hand, die dritte Welle schnel­ler zu beenden als die vorhe­ri­ge. «Ungeduld darf nicht zu unserer Schwä­che werden», mahnte der CSU-Vorsitzende.