ULM — 84 Prozent der Handwerks­be­trie­be bekla­gen Materi­al­man­gel und Preis­stei­ge­run­gen — Unsicher­hei­ten verhin­dern Inves­ti­tio­nen — Fachkräf­te zur Bewäl­ti­gung der Energie­wen­de willkommen.

Zum Jahres­en­de 2021 hat sich die Stimmung in den Handwerks­be­trie­ben von der Ostalb bis zum Boden­see im Vergleich zum Vorquar­tal leicht einge­trübt. Zwei von drei Betrie­ben haben in der aktuel­len Konjunk­tur­um­fra­ge der Handwerks­kam­mer Ulm die Geschäfts­la­ge im vierten Quartal 2021 weiter­hin als gut beschrie­ben. Beson­ders zufrie­den sind Ausbau­hand­wer­ke, Bauhaupt­ge­wer­be und die Nahrungsmittelbranche. 

Dazu gehören beispiels­wei­se die Gewer­ke Maler und Lackie­rer, Elektro­tech­ni­ker, Maurer, Gerüst­bau­er, Bäcker und Fleischer. Von einem schlech­ten Geschäfts­ver­lauf hat knapp jeder zehnte Betrieb gespro­chen. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2021 hatten knapp 7 Prozent der Befrag­ten die Geschäfts­la­ge als mangel­haft beschrie­ben. Rund 25 Prozent der Betrie­be im Gebiet der Handwerks­kam­mer Ulm rechnen in den ersten Monaten des Jahres 2022 mit einer Verbes­se­rung der Geschäfts­la­ge, 11 Prozent schau­en mit Sorge in die Zukunft (Q3: 28 Prozent, Q3: 12 Prozent). „Das Handwerk unserer Region hat Winter­lau­ne und ist gebremst“, sagt Joachim Krimmer, Präsi­dent der Handwerks­kam­mer Ulm.

Materi­al­man­gel und Preis­stei­ge­run­gen bremsen Erholung aus

Die Stimmung im vierten Quartal 2021 im Handwerk ist insbe­son­de­re gedämpft durch Materi­al­man­gel und Preis­stei­ge­run­gen. 84 Prozent der befrag­ten Handwerks­be­trie­be zwischen Ostalb und Boden­see haben angege­ben, dass die Preise für Materia­li­en gestie­gen sind. Beson­ders betrof­fen sind das Bauhaupt­ge­wer­be (97 Prozent), Ausbau­hand­werk (93 Prozent) und Kfz-Gewer­be (88 Prozent). Steigen­de Materi­al­prei­se und auch die zuneh­men­de Infla­ti­on haben Auswir­kun­gen auf die Inves­ti­ti­ons­nei­gung der Kunden, aber auch der Handwerks­be­trie­be selbst. Etwas mehr als 18 Prozent der Befrag­ten haben ihre Inves­ti­tio­nen erhöht, während rund 20 Prozent ihr Budget dafür gekürzt haben und 62 Prozent im üblichen Rahmen inves­tiert haben. „Um Handwerks­be­trie­ben das Inves­tie­ren zu erleich­tern, braucht es verläss­li­che Rahmen­be­din­gun­gen. Und die haben wir zurzeit nicht“, betont Krimmer. 

Handwerk ist krisen­si­che­rer Arbeitgeber

Die Auftrags­la­ge der regio­na­len Handwerks­be­trie­be hat sich in den Monaten Oktober, Novem­ber und Dezem­ber 2021 in einem Drittel der Betrie­be positiv entwi­ckelt. 21 Prozent der Befrag­ten melden Auftrags­rück­gän­ge (Q3: 37 Prozent, Q3: 15 Prozent). Der Auftrags­la­ge für die kommen­den Wochen und Monate sehen die regio­na­len Betrie­be aber wieder größten­teils zuver­sicht­lich entge­gen. 35 Prozent erwar­ten höhere Aufträ­ge und 18 Prozent gehen von einem Auftrags­rück­gang aus (Q3: 40 Prozent, Q3: 14 Prozent). Die Umsatz­ent­wick­lung der Handwerks­be­trie­be im Gebiet der Handwerks­kam­mer Ulm hat sich im vierten Quartal 2021 leicht einge­trübt. Mehr als jeder dritte Befrag­te hat Umsatz­stei­ge­run­gen gemel­det, rund 20 Prozent haben aller­dings Umsatz­rück­gän­ge angege­ben (Q3: 38 Prozent, Q3: 19 Prozent). 

Zum Jahres­en­de 2021 hat es im regio­na­len Handwerk weiter­hin einen leich­ten Beschäf­ti­gungs­zu­wachs gegeben. Jeder zehnte Befrag­te hat in den Monaten Oktober, Novem­ber und Dezem­ber neue Mitar­bei­ten­de einge­stellt (Q3: 17 Prozent). Für die kommen­den Monate im Jahr 2022 möchten rund 16 Prozent der befrag­ten Betrie­be weite­re Arbeits­plät­ze schaf­fen, während etwa 7 Prozent davon ausge­hen, dass die Anzahl ihrer Mitar­bei­ten­den abnimmt. „Unterm Strich kann damit die Beschäf­ti­gung im Handwerk steigen, wenn wir geeig­ne­te Fachkräf­te finden“, erklärt Krimmer.

Konjunk­tur­si­tua­ti­on im Kreis Biberach 

Im Kreis Biber­ach beurtei­len 64 Prozent der befrag­ten Betrie­be ihre aktuel­le Geschäfts­la­ge als gut. Rund 18 Prozent der Betrie­be rechnen in den nächs­ten Wochen mit einer Verbes­se­rung der Geschäfts­la­ge. Etwa 89 Prozent der Betrie­be im Kreis haben im vierten Quartal 2021 eine Steige­rung der Materi­al­prei­se wahrge­nom­men. Für die kommen­den Monate gehen 82 Prozent der Befrag­ten davon aus, dass die Preise weiter steigen. „Es sind unsiche­re Zeiten. Corona-Pande­mie, Preis­stei­ge­run­gen, Materi­al­knapp­heit und Liefer­schwie­rig­kei­ten machen es den Handwerks­be­trie­ben im Raum Biber­ach nicht leicht. Trotz­dem ist die Stimmung in den Betrie­ben größten­teils gut. Das heißt: Das Handwerk ist ein krisen­si­che­rer Arbeit­ge­ber. Fachkräf­te und junge Menschen, die eine Ausbil­dung im Handwerk begin­nen möchten, sind in der Region willkom­men und machen nichts falsch“, sagt der Geschäfts­füh­rer der Kreis­hand­wer­ker­schaft Biber­ach, Fabian Bacher.