LINDAU — Ungewohnt spät im Jahr hat der Verein der Evangelische Diakonie Lindau seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung geladen – und mit rund 30 Personen sind dem Ruf verhältnismäßig viele gefolgt. „Ich vermute mal, es liegt daran, dass wir so lange aufeinander verzichten mussten“, sagte der erste Vorsitzende, Pfarrer Eberhard Heuß mit Blick auf das Corona-Jahr 2020. Nicht nur eine Jahreshauptversammlung musste der Seuche wegen ausfallen – als Altenheim habe das Maria-Martha-Stift vor ganz besonderen, vorher nie gekannten Herausforderungen gestanden.
„Ich bin sehr dankbar, dass es uns aber nicht erwischt hat“, betonte Heuß. Demnach hat es im Haus am Kleinen See unter den Bewohnern keine Corona-Erkrankungen gegeben. „Bis auf die Infektion zweier Mitarbeiterinnen, die wir aber dank sehr früh eingeführter, eigener Tests sofort identifizieren konnten, hat das Team um Heimleiterin Anke Franke Schlimmeres verhindert.“ In diesem Zusammenhang lobte Heuß das strikte Handeln mit der Trennung einzelner Bereiche und akribischer Testungen, um das Risiko sich ausbreitender Infektionen zu minimieren. „Ich darf sagen: Diese Strategie ist aufgegangen – und ich danke allen Mitarbeitenden für ihren wirklich tollen Einsatz!“ Aber auch den Bewohnerinnen und Bewohnern dankte Heuß, die durch umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Alltag spürbar eingeschränkt gewesen seien, da auch das gemeinschaftliche Leben im Haus gelitten habe. „Ich bin sehr froh, dass unsere Bewohner trotz Corona zu jeder Zeit wenigstens das Haus verlassen und ins Freie konnten“, sagte Eberhard Heuß.
Sein Jahresrückblick in Richtung 2019 war geprägt von der aufreibenden Finanzierung des großen Teilneu- und Umbaus des Maria-Martha-Stifts. „Leider waren weder die Stadt Lindau, noch der Landkreis oder die Evangelische Landeskirche dazu bereit, unser Vorhaben zu unterstützen“, kritisierte Heuß auch in Anbetracht dessen, dass das Maria-Martha-Stift in erster Linie ein Haus für Lindauer sei. Mehrfaches Zugehen auf die Stadt habe keinen Erfolg gezeigt. „Nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren haben dann auch noch die Nachbarn gegen die Baugenehmigung geklagt.“ Zumindest an dieser Front sei nun Ruhe eingekehrt, man habe sich mit einem Vergleich geeinigt.
Heuß lobte Anke Franke für ihre Hartnäckigkeit, was die Generierung von Förderungen aus überregionalen Quellen anbelangt. So seien letztendlich über Programme des Landes Bayern und des Landesamts für Pflege insgesamt knapp 4,25 Millionen Euro zusammengekommen, um einen Teil des mit 17 Millionen veranschlagten Bauprojekts zu finanzieren. „Wegen der steigenden Material- und Arbeitskosten wackelt diese Zahl allerdings – wir stehen also weiterhin unter Druck“, sagte Heuß. Auch deshalb, weil die Fördermittel an zeitliche Fristen gebunden seien, damit sie fließen können. Verzögerungen könnten also im doppelten Sinne teuer für den Diakonieverein werden. „Darum bitte ich Sie ausdrücklich, uns weiter zu unterstützen – egal in welcher Höhe, jeder Euro zählt“, appellierte Heuß an die Mitglieder. In drei Jahren soll alles fertig sein und wieder Ruhe in das sturmumtoste Maria-Martha-Stift einkehren.
Auf diesem Weg werde es allerdings noch ungemütlich bleiben. Die Kapazitäten des Hauses schrumpften in der Bauphase – dadurch verschlechtere sich die Ertragslage im laufenden Jahr und in den kommenden Jahren. „Wir haben das aber so gut wie möglich einkalkuliert“, sagte Heuß, der in Bezug auf 2019 und 2020 trotz aller Widrigkeiten einmal mehr gute Nachrichten aus der Bilanz des Vereins verkünden konnte, und zwar jeweils niedrige, sechsstellige Überschüsse. Im Kinderhaus St. Stephan, das ebenfalls durch den Lindauer Diakonieverein betrieben wird, stehe – wie seit Jahren zuvor auch schon – jeweils eine schwarze Null, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit sei.
Die Neuwahlen brachten keine Überraschungen und lediglich eine Neuerung: Rainer Hartmann, der 17 Jahre lang als Kassier im Vorstand saß, gibt sein Amt aus beruflichen Gründen ab. Neuer Schatzmeister ist Werner Allgöwer, der als ehemaliger Sparkassen-Vorstand seine Expertise nicht zum ersten Mal in den Verein einbringt, betonte Heuß. Allgöwer hatte bereits von 1990 bis 2003 das Amt bekleidet.
Zweiter Vorsitzender bleibt Hans Dieter Meyer, als Beisitzer sind weiterhin Michael Stark, Klaus Burger und Ralf Baethge präsent. An der Spitze haben die Mitglieder Pfarrer Eberhard Heuß bestätigt – er will das Amt auch über seinen Ruhestand hinaus bis auf Weiteres behalten. „Ich arbeite seit 20 Jahren für den Verein – und möchte das gerne auch in Zukunft tun“, betonte er. Die runde Zahl 20 verbindet ihn mit Anke Franke, der Geschäftsführerin der Evangelischen Diakonie: Auch sie ist seit nunmehr 20 Jahren in ihrer Position. Heuß würdigte ihren Fleiß und sprach ihr „ein Riesenlob“ aus.
Beide verbindet außerdem, dass sie gemeinsam dafür arbeiten wollen, die Bauphase gut über die Bühne zu bekommen, wie sowohl Franke als auch Heuß betonten. Vor allem die Gefahr sich auftuender Finanzierungslücken durch steigende Preise belasten die Evangelische Diakonie Lindau. Heuß verströmte allerdings Optimismus und verlas das Zitat externer Wirtschaftsprüfer, die voll des Lobes seien, oder wie der erste Vorstand es ausdrückte: „Ein pumperlg’sunder Verein!“