BAD SAULGAU/LONDON (dpa) — Nach ihrem märchen­haf­ten Lauf in Wimble­don geht es für Tatja­na Maria zunächst in die deutsche Heimat. An ein Karrie­re­en­de denkt die zweifa­che Mutter mit 34 noch lange nicht.

Mit ein paar Andenken aus dem Souve­nir­la­den verließ Tatja­na Maria den Ort ihres größten Erfolges.

Nachdem sie abends noch mal auf ihr Wimble­don-Märchen angesto­ßen hatte, will die 34-Jähri­ge schon am Samstag ihre Bundes­li­ga-Mannschaft des TC Brede­ney zumin­dest als Zuschaue­rin beim Kampf um die Meister­schaft unter­stüt­zen. Auf dem Platz hat sie auch im fortge­schrit­te­nen Tennis-Alter selbst noch große Ziele und denkt lange nicht an ein Karriereende.

Wimble­don-Halbfi­na­le bishe­ri­ges Karriere-Highlight

«Diese zwei Wochen waren extrem wichtig für mich und haben gezeigt, dass wir auf dem richti­gen Weg sind und ich noch viel mehr leisten kann», sagte die gebür­ti­ge Schwä­bin nach ihrem sensa­tio­nel­len Turnier mit dem Halbfi­na­le als Highlight ihrer bishe­ri­gen Laufbahn. «Ich fühle mich fit. Es kann sein, dass ich noch sehr, sehr lange spiele.» Im Finale drückt sie nun ihrer guten Freun­din und Bezwin­ge­rin Ons Jabeur aus Tunesi­en gegen Jelena Rybaki­na aus Kasach­stan die Daumen.

Ob Maria selbst beim entschei­den­den Bundes­li­ga-Spiel des Essener Teams gegen den TK Blau-Weiss Aachen bereits wieder spielt, solle wegen einer kleinen Blessur kurzfris­tig entschie­den werden, sagte Brede­neys Teamma­na­ger Torsten Rekasch am Freitag. Jule Niemei­er als zweite große deutsche Wimble­don-Überra­schung wird auf jeden Fall aufschla­gen. «Wir sind stolz, dass wir die Spiele­rin­nen bei uns im Kader haben. Das kann man sich nicht besser malen», sagte Rekasch.

Rittner: «Deutsches Damen-Tennis gut aufgestellt»

Bislang hatte es keine deutsche Spiele­rin nach der Genera­ti­on um die dreima­li­ge Grand-Slam-Turnier­sie­ge­rin Angeli­que Kerber, Sabine Lisicki, Julia Görges und Andrea Petko­vic, zu der auch Maria gehört, in die Spitzen­klas­se geschafft. Dass nun Niemei­er erstmals auf großer Bühne bei ihrem zweiten Grand-Slam-Turnier bis ins Viertel­fi­na­le kam, sieht Damen-Bundes­trai­ne­rin Barba­ra Rittner als Bestä­ti­gung mit Blick auf die Zukunft.

«Ich wusste immer, dass da Nachwuchs kommt, und das war der Beweis dafür. Wir können uns auf die Zukunft freuen und die Entwick­lung der jungen Spiele­rin­nen gelas­sen beobach­ten und unter­stüt­zen», sagte Rittner der dpa. «Aber sie brauchen einfach wie auch Jule noch Zeit, um sich weiterzuentwickeln.»

Diese sport­li­che Entwick­lung sieht auch Maria für sich noch nicht abgeschlos­sen. Erstmals seit der Geburt ihrer zweiten Tochter Cecilia vor 15 Monaten wird sie wieder unter den Top 100 der Welt stehen — der große Sprung bleibt aber aus, weil es in Wimble­don wegen des Banns von russi­schen und belarus­si­schen Profis keine Punkte gab. So geht die Tour bei kleine­ren Turnie­ren in Lausanne und Paler­mo für sie weiter.

Marias Tochter Charlot­te vor Tennis-Karriere?

Während des Turniers hatte Maria auch über eine eventu­el­le Fortset­zung ihrer Karrie­re gespro­chen, bis ihre derzeit achtjäh­ri­ge Tochter Charlot­te womög­lich den Sprung in den Profi­be­reich schaf­fe. «Ich habe immer Scher­ze gemacht, dass ich nach einem dritten (Kind) auch vielleicht wieder zurück­kom­me. Und vielleicht bleibe ich so lange auf der Tour, bis Charlot­te spielt. Man weiß nie, was passiert», sagte sie.

Ob der Deutsche Tennis Bund auch mit der Achtjäh­ri­gen als Nachwuchs­hoff­nung rechnen darf, ist dabei noch offen. Durch Marias Ehemann Charles-Edouard hat Charlot­te auch die franzö­si­sche Staats­bür­ger­schaft und zudem den US-Pass. «Wir leben in Ameri­ka, das wird auch so bleiben», sagte Maria zu den Zukunfts­plä­nen und meinte mit Blick auf Charlot­te: «Sie kann entschei­den, für welches Land sie irgend­wann mal spielen will.»

Von Flori­an Lütti­cke, dpa