WASHINGTON (dpa) — Die Voraus­set­zun­gen für den ersten Flug eines Hubschrau­bers auf einem anderen Plane­ten waren alles andere als einfach. Doch mit «Ingenui­ty» schaff­te die Nasa jetzt den Durchbruch.

Mit dem Mars-Hubschrau­ber «Ingenui­ty» hat erstmals ein Luftfahr­zeug einen Flug auf einem anderen Plane­ten absolviert.

Der mit Lithi­um-Ionen-Akkus betrie­be­ne und rund 1,8 Kilogramm schwe­re «Ingenui­ty» (auf Deutsch etwa: Einfalls­reich­tum) stieg bei seinem ersten Testflug am Montag auf, schweb­te dann auf der Stelle und lande­te schließ­lich wieder auf der Oberflä­che des Plane­ten, wie die US-Raumfahrt­be­hör­de Nasa mitteil­te. Wegen techni­scher Proble­me war der Testflug zuvor seit Anfang April mehrfach verscho­ben worden.

«Es ist wahr, es ist wirklich wahr», jubel­te «Ingenuity»-Projektmanagerin MiMi Aung im Nasa-Kontroll­zen­trum im kalifor­ni­schen Pasade­na während das Team applau­dier­te, nachdem die Daten des Hubschrau­bers auf der Erde angekom­men und ausge­wer­tet worden waren — rund drei Stunden nachdem der Flug auf dem Mars statt­ge­fun­den hatte. «Wir können jetzt sagen, dass Menschen einen Drehflüg­ler auf einem anderen Plane­ten geflo­gen haben.» Auch erste Bilder lagen schon vor: Der Schat­ten von «Ingenui­ty» aus der Luft gesehen und der Hubschrau­ber in der Luft aus der Perspek­ti­ve des Rovers «Perse­ver­ance».

Der Hubschrau­ber muss auf dem Mars extre­men Bedin­gun­gen trotzen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsi­us kalt, was für Batte­rien und andere Elektro­nik leicht das Todes­ur­teil bedeu­ten kann. Wegen der dünnen Atmosphä­re, die grob gesehen nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, müssen die Rotoren von «Ingenui­ty» auf 2537 Umdre­hun­gen pro Minute beschleu­ni­gen — ein Vielfa­ches von Hubschrau­bern auf der Erde. Die Energie für diese Kraft­an­stren­gung zieht «Ingenui­ty» aus seiner durch Sonnen­en­er­gie gefüt­ter­ten Batterie.

Der Mini-Heliko­pter war in Bord des Nasa-Rovers «Perse­ver­ance» (auf Deutsch etwa: Durch­hal­te­ver­mö­gen) Ende Febru­ar — nach 203 Flugta­gen und 472 Millio­nen zurück­ge­leg­ten Kilome­tern — mit einem riskan­ten Manöver in einem ausge­trock­ne­ten Mars-See namens «Jezero Crater» aufge­setzt. Diesen See mit einem Durch­mes­ser von etwa 45 Kilome­tern soll «Perse­ver­ance» in den kommen­den zwei Jahren untersuchen.

Entwick­lung und Bau des rund 2,5 Milli­ar­den Dollar (etwa 2,2 Milli­ar­den Euro) teuren Rovers hatten acht Jahre gedau­ert. Er soll auf dem Mars nach Spuren frühe­ren mikro­biel­len Lebens fahnden sowie das Klima und die Geolo­gie des Plane­ten erforschen.

«Ingenui­ty» soll nun in den kommen­den Wochen weiter getes­tet werden. «Lasst und diesen Moment genie­ßen und danach lasst uns wieder an die Arbeit gehen», sagte Projekt­ma­na­ge­rin Aung. «Mehr Flüge.»

Von Chris­ti­na Horsten und Benno Schwing­ham­mer, dpa