Im Januar hatte die Anwalts­kanz­lei Westpfahl Spilker Wastl im Auftrag des Erzbis­tums München und Freising ein Gutach­ten vorge­stellt, das weltweit Schlag­zei­len machte. Es war zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass Fälle von sexuel­lem Missbrauch in der Diöze­se über Jahrzehn­te nicht angemes­sen behan­delt worden waren.

Die Gutach­ter gehen von mindes­tens 497 Opfern und 235 mutmaß­li­chen Tätern, zugleich aber von einer deutlich höheren Dunkel­zif­fer aus — und davon, dass Münch­ner Erzbi­schö­fe — darun­ter auch der späte­re Papst Benedikt XVI. — sich im Umgang damit falsch verhal­ten hätten.

Seither berich­ten Kommu­nen in Bayern und auch die katho­li­sche Kirche selbst von rasant steigen­den Austritts­zah­len. Der Vorsit­zen­de der Deutschen Bischofs­kon­fe­renz (DBK), Georg Bätzing, sagte kürzlich bei der Frühjahrs­voll­ver­samm­lung im Wallfahrts­ort Vierzehn­hei­li­gen, die Gläubi­gen kehrten ihrer Kirche «in Scharen» den Rücken. Allein in München traten nach Angaben des Kreis­ver­wal­tungs­re­fe­ra­tes seit Jahres­be­ginn knapp 7000 Menschen aus der Kirche aus. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum rund 3300 und im Jahr 2020 rund 3800.