VIKERSUND (dpa) — Nach Frust im Einzel gibt es eine Medail­le im Team: Die Routi­niers Freund, Wellin­ger, Eisen­bich­ler und Geiger besche­ren Deutsch­land Skiflug-Silber in Vikersund.

Karl Geiger jubel­te ausge­las­sen, für den seit Jahren schwä­cheln­den Andre­as Wellin­ger war es die ersehn­te Rückkehr auf das Siegerpodest.

Deutsch­land hat die Skiflug-WM im norwe­gi­schen Viker­sund mit Silber im Teamsprin­gen beendet und medail­len­lo­se Titel­kämp­fe auf der größten Anlage der Welt abwen­den können. In der Beset­zung Severin Freund, Wellin­ger, Markus Eisen­bich­ler und Geiger musste sich das deutsche Quartett nach der schwe­ren Nieder­la­ge im Einzel nur den überle­ge­nen Slowe­nen Domen Prevc, Peter Prevc, Timi Zajc und Anze Lanis­ek geschla­gen geben.

«Dass der Karl da so eine Grana­te raushaut, ist mega. Megageil, dass wir eine Medail­le machen. Das ist echt schön», sagte Eisen­bich­ler. Nach durch­wach­se­nen Flugta­gen klapp­te zumin­dest in der abschlie­ßen­den Konkur­renz alles. Freund steiger­te sich nach einem schwa­chen Probe­durch­gang, Wellin­ger und Eisen­bich­ler bewie­sen Stabi­li­tät, der entthron­te Einzel­cham­pi­on Geiger machte als Schluss­mann nerven­stark mit famosen 238 Metern die Medail­le klar.

Horng­a­cher: «Alle haben super gearbeitet»

«Wir sind ein geiles Team. Wir haben uns da geil hinpu­shen können», sagte Wellin­ger. Bundes­trai­ner Stefan Horng­a­cher sagte: «Mehr war defini­tiv nicht drin. Karl hat seinen besten Sprung gemacht. Gratu­la­ti­on ans gesam­te Team, alle haben super gearbei­tet. Dieses Silber haben wir uns verdient.» Bronze ging an die Gastge­ber aus Norwegen.

Die Slowe­nen, die neben Norwe­gens Goldge­win­ner Marius Lindvik und Bronze-Mann Stefan Kraft aus Öster­reich bereits das Einzel prägten, setzten sich von Anfang an ab und ließen der Konkur­renz keine Chance. Für Deutsch­land fühlte sich Silber deutlich besser an als vor zwei Jahren in Plani­ca, als auch der Titel möglich schien. Im Auslauf feier­te das Quartett lautstark und mit freudi­gen Jubelrufen.

Am Tag zuvor hatte Geiger das golde­ne Leibchen für den Titel­trä­ger in der Königs­dis­zi­plin Skiflie­gen an Lindvik abgeben müssen. «Ich hätte es Marius gar nicht zugetraut. Aber großen Respekt, dass er das so rüber­ge­bracht hat. Ziemlich fett», sagte der 29 Jahre alte Allgäu­er in der ARD über den norwe­gi­schen Lokalmatador.

Dieser behielt vor heimi­schem Publi­kum nicht nur die Nerven, sondern lande­te nach Olympia-Gold von der Großschan­ze den nächs­ten sport­li­chen Coup. Japans Überflie­ger Ryoyu Kobaya­shi ging diesmal in beiden Wettbe­wer­ben leer aus. Geiger wurde im Einzel nach einem ganz schwa­chen ersten Flugtag nur Achter, die soliden Durch­gän­ge drei und vier waren nur Schadensbegrenzung.

Kraft-Weltre­kord bleibt unangetastet

Unange­tas­tet blieb bei der viertä­gi­gen Flugshow der Weltre­kord von Kraft, den er vor fünf Jahren in Viker­sund aufge­stellt hatte: 253,5 Meter. Zwar war auf der Riesen­an­la­ge in Norwe­gens Provinz der eine oder andere Flug über 240 Meter zu beobach­ten, doch zu einer uferlo­sen Weiten­jagd über die 250-Meter-Marke kam es diesmal nicht. Auch, weil häufig der Aufwind fehlte.

Mit der Flug-WM ist die Saison der Skisprin­ger aber noch nicht vorbei. Nächs­tes Wochen­en­de geht es auf die Flugschan­ze von Oberst­dorf, danach folgt das tradi­tio­nel­le Finale in Plani­ca. Für Kobaya­shi (1478 Punkte) und Geiger (1420) geht es noch um das Gelbe Trikot des Gesamt­welt­cup-Siegers. Das haben seit der Jahrtau­send­wen­de erst zwei Deutsche geholt: Martin Schmitt (1999/2000) und Flug-Medail­len­ge­win­ner Freund (2014/2015).

Von Patrick Reichardt, dpa