MEMMINGEN (dpa) — Im schwä­bi­schen Memmin­gen sind am Samstag mehr als tausend Menschen auf der Jagd nach Forel­len in den Stadt­bach gesprun­gen. Die laut Organi­sa­to­ren 1180 Teilneh­mer versuch­ten bei der Brauch­tums­ver­an­stal­tung, mit Keschern den Stadt­bach leer zu fischen. Die jährli­che Aktion ist in Memmin­gen längst zu einem Volks­fest geworden.

Der Brauch geht darauf zurück, dass früher der städti­sche Bach einmal im Jahr leerge­fischt wurde, um den Kanal zu reini­gen. Diese Tradi­ti­on ist nach Angaben des Fischer­tags­ver­eins bis ins 16. Jahrhun­dert zurück­zu­ver­fol­gen. Das Spekta­kel ist seit langem umstrit­ten. Tierschüt­zer kriti­sie­ren den Fischer­tag als Tierquälerei.

Zudem war die Veran­stal­tung auch wegen des Ausschlus­ses von Frauen in der Kritik. Erst seit dem vergan­ge­nen Jahr dürfen auch Teilneh­me­rin­nen in die Memmin­ger Ach steigen und fischen. Eine Frau hatte sich vor Gericht das Recht erstrit­ten, mitfi­schen zu dürfen. Die bishe­ri­ge Vorga­be, dass nur Männer in den Kanal dürfen, wurde von den Richtern gekippt. Tradi­ti­on reiche für den Ausschluss eines Geschlechts nicht aus, entschie­den sie.

Die Kritik von Tierschüt­zern verschie­de­ner Organi­sa­tio­nen hält bis heute an. Der Verein Peta bezeich­net den Fischer­tag als «mörde­ri­sches Volks­fest» sowie «Schan­de für Memmin­gen» und sammelt bei einer Online-Petiti­on Unter­stüt­zer-Stimmen, mehr als 22 000 Menschen hätten bislang unter­zeich­net. Peta sieht das Spekta­kel als illega­les Wettfi­schen, bei dem die Vorschrif­ten des Tierschutz­ge­set­zes missach­tet würden. Die Staats­an­walt­schaft hatte aller­dings in der Vergan­gen­heit mehrfach nach Anzei­gen Ermitt­lun­gen eingestellt.