BERLIN (dpa) — Hass und Krimi­na­li­tät gegen Jüdin­nen und Juden in Deutsch­lands Haupt­stadt haben einen trauri­gen Höchst­stand erreicht. Auch die Corona-Pande­mie wurde hierfür instrumentalisiert.

Die Zahl antise­mi­ti­scher Straf­ta­ten in Berlin hat nach Angaben der General­staats­an­walt­schaft einen neuen Höchst­stand erreicht.

2022 seien bei der Staats­an­walt­schaft 691 Verfah­ren regis­triert worden, sagte der Berli­ner Antise­mi­tis­mus-Beauf­trag­te Flori­an Hengst der Deutschen Presse-Agentur. «Damit hat sich leider der steti­ge Anstieg fortge­setzt und wir verzeich­nen einen wirklich signi­fi­kan­ten Anstieg», so Hengst. Bereits in den Vorjah­ren hatte die General­staats­an­walt­schaft einen konti­nu­ier­li­chen Anstieg der Verfah­ren verzeich­net. 2021 lag die Zahl bei 661, im Jahr zuvor gab es 417 Verfah­ren, 2019 waren es noch 386.

«Antise­mi­tis­mus kommt im alltäg­li­chen Leben vor und ist in Teilen der Gesell­schaft tief verwur­zelt», sagte Hengst. Es gebe die Tendenz, Antise­mi­tis­mus mit Verschwö­rungs­er­zäh­lun­gen zu unter­mau­ern. Ein typisches Schema sei dabei, Jüdin­nen und Juden «in bösar­ti­ger Weise» verant­wort­lich für Dinge zu machen, mit denen sie nichts zu tun hätten.

Verglei­che zwischen Corona und Holocaust

Im Zusam­men­hang mit der Corona-Pande­mie sei es zu unsäg­li­chen Verglei­chen zwischen staat­li­chen Maßnah­men zur Eindäm­mung und der syste­ma­ti­schen Vernich­tung von Juden unter den Nazis gekom­men. Als Beispie­le nannte der Jurist das Verwen­den von gelben Sternen mit der Inschrift «Ungeimpft» oder den Ausspruch «Impfen macht frei», der an die Inschrift des Eingangs­tors des Konzen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz angelehnt ist.

«Die Staats­an­walt­schaft verfolgt das konse­quent», beton­te Hengst. Es gebe mehre­re rechts­kräf­ti­ge Verur­tei­lun­gen wegen Volks­ver­het­zung in Berlin. Aller­dings sei die Recht­spre­chung von Amtsge­richt und Landge­richt nicht einheitlich.

Auch Falsch­in­for­ma­tio­nen im Zusam­men­hang mit dem russi­schen Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne haben den Antise­mi­tis­mus Hengst zufol­ge weiter anstei­gen lassen. Oder der Natio­nal­so­zia­lis­mus werde auf «erschre­cken­de Art und Weise» instru­men­ta­li­siert. Davon unabhän­gig begeg­ne Jüdin­nen und Juden Hass und Hetz im alltäg­li­chen Leben — auf der Straße oder in sozia­len Medien.