HAMELN (dpa) — Die Zahl der 14- bis 18-jähri­gen Tatver­däch­ti­gen ist zuletzt deutlich angestie­gen. Das macht sich auch im Jugend­ge­fäng­nis bemerk­bar. Die Plätze in der Unter­su­chungs­haft in Hameln wurden zuletzt aufgestockt.

Die gestie­ge­ne Zahl von minder­jäh­ri­gen Tatver­däch­ti­gen im vergan­ge­nen Jahr spiegelt sich auch in der Belegung von Deutsch­lands größtem Jugend­ge­fäng­nis wider. Die Plätze in der Unter­su­chungs­haft seien aufge­stockt worden, sagte Wolfgang Kuhlmann, Leiter der Jugend­an­stalt Hameln, der dpa. «Wir haben seit 2022 mehr 14-Jähri­ge und 15-Jähri­ge, aber es ist noch zu früh, darin einen Trend zu sehen.»

Insge­samt sind 387 Jugend­li­che und Heran­wach­sen­de in dem zentra­len Jugend­ge­fäng­nis für Nieder­sach­sen inhaf­tiert, vor Corona waren es rund 320 Gefan­ge­ne. Die Jugend­an­stalt Hameln verfügt über 661 Haftplätze.

Corona, Ukrai­ne-Krieg und Klimakrise

«Wir müssen ganz dringend auf krisen­haf­te Entwick­lun­gen bei jungen Leuten schau­en, dazu gehören auch Straf­ta­ten», sagte die Rechts­wis­sen­schaft­le­rin There­sia Höynck. Seit 2008 sei die Jugend­ge­walt zurück­ge­gan­gen, auch durch Präven­ti­on an Schulen. Der jetzt zu beobach­ten­de Anstieg der jungen Tatver­däch­ti­gen könne mit den Erfah­run­gen von Corona und der allge­mei­nen Verun­si­che­rung der Welt zu tun haben, also auch Ukrai­ne-Krieg und Klima­kri­se. Höynck ist Profes­so­rin an der Univer­si­tät Kassel, Kinder- und Jugend­kri­mi­na­li­tät ist einer ihrer Forschungsschwerpunkte.

Bundes­weit stieg 2022 inner­halb eines Jahres laut Polizei­li­cher Krimi­nal­sta­tis­tik (PKS) die Zahl der 14- bis 18-jähri­gen Tatver­däch­ti­gen um 22,1 Prozent auf gut 189.000. Bei den unter 14-Jähri­gen war es sogar ein Anstieg um 35,5 Prozent auf rund 93.000.