BERLIN (dpa) — Bundes­weit steigen­de Fälle von Straf­ta­ten, sinken­de Aufklä­rungs­quo­te. Was sind die Gründe? Die Gewerk­schaft der Polizei sieht das jeden­falls so: Es bestehe Handlungsbedarf.

Die Polizei­be­hör­den von Bund und Ländern haben im vergan­ge­nen Jahr deutlich mehr Straf­ta­ten regis­triert als in den Jahren zuvor. Damit kehrt sich der positi­ve Trend der zurück­lie­gen­den Jahre um. Nachdem die Zahl der Straf­ta­ten in den fünf Jahren zuvor jeweils niedri­ger gewesen war als im Vorjahr, stieg sie im Jahr 2022 um 11,5 Prozent auf bundes­weit rund 5,63 Millio­nen Fälle an. Die Aufklä­rungs­quo­te sank im gleichen Zeitraum um 1,4 Prozent­punk­te auf 57,3 Prozent.

Die Daten für 2022 zeigten, dass die Arbeit für die deutschen Sicher­heits­be­hör­den gewal­tig gestie­gen sei, sagte der Bundes­vor­sit­zen­de der Gewerk­schaft der Polizei, Jochen Kopel­ke. Angesichts von Perso­nal­lü­cken, Ausstat­tungs­de­fi­zi­ten und einer immer noch sehr schlep­pend verlau­fen­den digita­len Vernet­zung bestehe dringen­der Handlungsbedarf.

Beson­ders stark war der Anstieg 2022 unter anderem bei den Delik­ten Taschen­dieb­stahl, Laden­dieb­stahl, Wohnungs­ein­brü­chen, Wirtschafts­kri­mi­na­li­tät und bei den Raubde­lik­ten. Dass die Zahl der straf­recht­lich relevan­ten Verstö­ße gegen das Aufent­halts­recht, das Asyl- und das EU-Freizü­gig­keits­ge­setz zunahm, dürfte mit dem deutli­chen Anstieg der Zahl der unerlaub­ten Einrei­sen zusam­men­hän­gen. Hier sowie bei den Eigen­tums­de­lik­ten spielt auch die Aufhe­bung von Maßnah­men zur Eindäm­mung der Corona-Pande­mie eine Rolle. Diese Maßnah­men hatten irregu­lä­re Grenz­über­trit­te erschwert. Zudem hatten die Menschen in Deutsch­land in den Jahren 2020 und 2021 mehr Zeit als sonst in der heimi­schen Wohnung verbracht. Dadurch gab es weniger Tatge­le­gen­hei­ten für Taschen­die­be und Einbrecher.

Bei der Gewalt­kri­mi­na­li­tät stell­te die Polizei sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 eine Zunah­me fest. Mit rund 197.000 Fällen gab es den Angaben zufol­ge 2022 fast 20 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr und knapp neun Prozent mehr als 2019.

Auffäl­lig ist, dass der Anteil der minder­jäh­ri­gen Tatver­däch­ti­gen bei der «Verbrei­tung porno­gra­fi­scher Schrif­ten» mit rund 41 Prozent sehr hoch ist. Hier spielt nach Einschät­zung des Bundes­kri­mi­nal­am­tes der Trend eine Rolle, dass Kinder und Jugend­li­che oft ohne zu wissen, dass dies straf­bar ist, in Gruppen­chats bei Whats­App, Insta­gram, Snapchat oder auf anderen Kanälen unange­mes­se­ne Bilder teilen.