Zeitungs­le­sern fällt es immer wieder auf: Seit Ausbruch der Pande­mie werden zeitwei­se mehr Trauer­an­zei­gen gedruckt. Doch mit konkre­ten Schluss­fol­ge­run­gen ist es gar nicht so leicht.

Seit Ausbruch der Corona-Pande­mie veröf­fent­li­chen deutsche Zeitun­gen zeitwei­se mehr Trauer­an­zei­gen als gewöhnlich.

Der Bundes­ver­band Digital­pu­blisher und Zeitungs­ver­le­ger (BDZV) hat seine Anzei­gen­um­fang-Statis­ti­ken bis einschließ­lich Oktober 2020 einge­se­hen und teilte auf Anfra­ge der Deutschen Presse-Agentur das Ergeb­nis mit: «Danach gibt es in den «Corona-Monaten» April, Mai, Septem­ber und Oktober tatsäch­lich einen signi­fi­kan­ten Anstieg bei den Famili­en­an­zei­gen gegen­über dem Vorjahr. Das ist ungewöhn­lich und beruht vermut­lich in der Tat auf einer gestie­ge­nen Anzahl von Todesanzeigen.»

Fragt man bei Verla­gen direkt nach, dann deckt sich dieses Bild. Bei der «Süddeut­schen Zeitung» gibt es derzeit einen modera­ten Anstieg von Trauer­an­zei­gen, wie ein Sprecher der Südwest­deut­schen Medien­hol­ding (SWMH) mitteil­te. Bei der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Zeitung» stieg die Zahl 2020 leicht. Vergli­chen mit dem Durch­schnitt der Vorjah­re waren es etwa sechs Prozent mehr, wie der Verlag mitteil­te. «Hierbei treten Spitzen in den Monaten April und Mai sowie im Zeitraum Oktober bis Dezem­ber auf und sind somit deckungs­gleich mit den «Hochmo­na­ten» der Corona-Pande­mie.» Die genau­en Gründe für den Anstieg seien einer­seits nicht zu verifi­zie­ren; «anderer­seits könnte diese Erkennt­nis als Indiz für einen durch Corona verur­sach­ten Anstieg inter­pre­tiert werden.»

Die «Sächsi­sche Zeitung» verzeich­net zurzeit ebenfalls ein erhöh­tes Volumen an Trauer­an­zei­gen. Die DDV Medien­grup­pe zählte auf dpa-Anfra­ge einige Beispie­le auf: Am vergan­ge­nen Samstag seien es drei Seiten in der Ausga­be Dresden gewesen, norma­ler­wei­se seien es eine bis zwei. In der Lokal­aus­ga­be Löbau/Zittau kamen fünf Seiten zusam­men, sonst seien es maximal drei.

Die Medien­grup­pe beton­te zugleich: «Aller­dings wäre es unserer­seits reine Speku­la­ti­on, das ausschließ­lich auf Corona zu bezie­hen, da uns die Hinter­grün­de des Ablebens schlicht nicht bekannt sind und generell nur in seltens­ten Fällen in der Anzei­ge genannt werden.» Mögli­cher­wei­se spiele auch die Tatsa­che, dass derzeit Beerdi­gun­gen nur unter stren­gen Aufla­gen und Beschrän­kun­gen statt­fin­den könnten, eine Rolle. Die Medien­grup­pe ergänz­te, dass die Zeitung eventu­ell deshalb wieder stärker genutzt wird, «um über eine Anzei­ge einen größe­ren Kreis über das Ableben infor­mie­ren zu können».

Die «Rheini­sche Post» hatte 2020 bei den Trauer­an­zei­gen einen leich­ten Anstieg von rund zwei Prozent. In den Vorjah­ren war die Entwick­lung rückläu­fig gewesen, wie ein Verlags­spre­cher mitteilte.

Zugleich fiel dem Medien­haus noch etwas anderes auf: Es gab einen deutli­chen Anstieg bei Grußan­zei­gen, zum Beispiel mit Glück­wün­schen zum Geburts­tag. Spezi­ell bei dieser Entwick­lung sei nahelie­gend, dass sie auf die Corona-Pande­mie mit Kontakt­be­schrän­kun­gen zurück­ge­führt werden könnte.