STUTTGART/KONSTANZ (dpa/lsw) — Nach monate­lan­ger Zwangs­pau­se haben viele Menschen am Wochen­en­de in den Städten und Regio­nen die Corona-Locke­run­gen genos­sen. Wirklich Mühe gab sich die Sonne zwar nicht, aber das schien den meisten egal zu sein. Nur in Heidel­berg hatte die Polizei aller­hand zu tun.

Ein bisschen Sonne und nach langer Corona-Zwangs­pau­se auch mal ein Einkaufs­bum­mel oder eine Pause im Café in der Stadt: in Heidel­berg, Karls­ru­he und anderen Regio­nen haben die Menschen die ersten Locke­run­gen der Corona-Notbrem­se genos­sen. Dabei hielten sie sich weitge­hend an die Regeln. Aller­dings lockte das eher kühle Wetter zum Beispiel am Boden­see am Wochen­en­de auch nicht so viele Menschen nach draußen. Vor allem in Heidel­berg übertrie­ben es einige dagegen auch mit der Feier­stim­mung: Hunder­te Menschen feier­ten dort am Pfingst­wo­chen­en­de, bis die Stimmung kippte und die Polizei einschritt.

In der Neckar­stadt wurden die schär­fe­ren Maßnah­men im Rahmen der Corona-Notbrem­se bereits am Donners­tag gelockert. Am Samstag zog es daher viele Menschen in die City, eine beleb­te Fußgän­ger­zo­ne und volle Terras­sen waren die Folge. Um Heidel­berg herum bilde­ten sich Staus.

Auch in Karls­ru­he war der Andrang am Samstag groß, nachdem der Stadt­kreis die Bundes-Notbrem­se lockern durfte. In der Fächer­stadt öffne­ten auch die Freibä­der. Viele weite­re Kommu­nen und Kreise setzten ebenfalls erste Locke­run­gen um. Einige andere Städte und Kreise wie Stutt­gart müssen aber noch Geduld üben, weil die Anste­ckun­gen noch nicht lange genug unter­halb der Markte von 100 Infek­tio­nen pro 100 000 Einwoh­ner binnen einer Woche liegen.

So richtig spiel­te das Wetter aller­dings noch nicht mit: Wo es zum Beispiel am Sonntag nicht regne­te, war der Himmel zumin­dest wolken­ver­han­gen, wie etwa über der Wallfahrts­kir­che St. Johan­nes Baptist auf dem Berg Bussen im Kreis Biber­ach. Dort nutzten verein­zelt Menschen den Feier­tag für einen Spazier­gang. Wechsel­haft blieb es auch am Pfingst­mon­tag, wenngleich sich dann auch die Sonne stärker zeigte.

Schlech­te Nachrich­ten mögen das für Spazier­gän­ger sein, sehr gute hinge­gen für die Erdbeer­an­bau­er, die wegen der vergleichs­wei­se niedri­gen Tempe­ra­tu­ren in den vergan­ge­nen Wochen knall­ro­te und schmack­haf­te Früch­te verspre­chen. Die Erdbee­ren hätten mehr Zeit zum Reifen, erklär­te etwa Otmar Böser vom gleich­na­mi­gen Erdbeer- und Spargel­hof in der badischen Gemein­de Forst. «So kann sich die Frucht schön entwi­ckeln und der Geschmack auch.» Der Vorstands­spre­cher des Verbands Süddeut­scher Spargel- und Erdbeer­an­bau­er (VSSE), Simon Schuma­cher, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wenn jetzt noch ein paar Sonnen­ta­ge kommen, dann kriegen wir große und süße Früchte.»

Alle Hände voll zu tun hatte die Polizei am Wochen­en­de in Heidel­berg. Am frühen Samstag­abend versam­mel­ten sich im Zentrum zunächst bis zu rund 400, auf der Neckar­wie­se weite­re bis zu 1000 überwie­gend junge Menschen zum Feiern. In der Nacht zum Montag feier­ten abermals Hunder­te. Viele seien betrun­ken und teils aggres­siv gewesen. Wegen der Ausschrei­tun­gen wird wegen schwe­ren Landfrie­dens­bruchs ermit­telt, wie die Beamten mitteilten.

Die Stadt reagier­te mit einem kurzfris­ti­gen Aufent­halts­ver­bot auf der Neckar­wie­se für die Nacht zum Diens­tag und warnte, es werde ein Großauf­ge­bot an Polizei und Ordnungs­kräf­ten im Einsatz sein. «Wir sind schockiert über das Ausmaß an Gewalt­be­reit­schaft und inakzep­ta­blem Verhal­ten, das wir an den Pfingst­ta­gen in Heidel­berg gesehen haben», sagte Oberbür­ger­meis­ter Eckart Würzner.