BERLIN/NEW YORK (dpa) — Seit sechs Wochen ist Angela Merkel «Bundes­kanz­le­rin a.D.» — außer Dienst. In der Öffent­lich­keit ist sie seither kaum aufge­taucht. Jetzt ist zumin­dest klar, was sie künftig nicht machen will.

Ex-Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) hat ein Joban­ge­bot von UN-General­se­kre­tär António Guter­res aus New York abgelehnt.

Sie habe «dazu in der letzten Woche mit dem UN-General­se­kre­tär telefo­niert, sich bedankt und ihm mitge­teilt, dass sie das Angebot nicht anneh­men wird», teilte Merkels Büro am Mittwoch auf Anfra­ge der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Offen bleibt weiter­hin, ob und in welcher Form sie sich nach ihrem Ausschei­den am 8. Dezem­ber künftig womög­lich ehren­amt­lich engagie­ren will. Merkel war 16 Jahre lang Bundeskanzlerin.

Beratung zu globa­len öffent­li­chen Gütern

Guter­res hatte der 67-Jähri­gen den Vorsitz in einem hochran­gig besetz­ten Beratungs­gre­mi­um zu globa­len öffent­li­chen Gütern angebo­ten, die poten­zi­ell über Länder­gren­zen hinweg der gesam­ten Weltbe­völ­ke­rung dienen sollen. Beispie­le für globa­le öffent­li­che Güter sind etwa die Ozonschicht, aber je nach Defini­ti­on auch inter­na­tio­nal gelten­de Regel­wer­ke wie jene zur Flugsi­cher­heit und zum weltwei­ten Handel. Auf Seiten der Verein­ten Natio­nen war das Telefo­nat zwischen Guter­res und Merkel zunächst nicht als defini­ti­ve Absage gewer­tet worden.

Nach dpa-Infor­ma­tio­nen aus UN-Kreisen hatte Guter­res Merkel das Angebot auch per Brief gemacht. Das Berater­gre­mi­um zu globa­len öffent­li­chen Gütern ist eines von Guter­res’ Vorzei­ge­pro­jek­ten zur UN-Reform. In seinem Bericht zur Verän­de­rung der UN aus dem Jahr 2021 hatte er geschrie­ben: «Ich werde einen hochran­gi­gen Beirat unter der Leitung ehema­li­ger Staats- und Regie­rungs­chefs bitten, globa­le öffent­li­che Güter und andere Berei­che von gemein­sa­mem Inter­es­se zu ermit­teln, in denen Verbes­se­run­gen der Führung am dringends­ten erfor­der­lich sind.» Nach Ansicht von Guter­res hat die Corona-Pande­mie große Lücken bei der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit aufgezeigt.

Ex-Kanzle­rin seit 8. Dezem­ber Privatperson

Merkel hatte sich nach 16 Jahren Regie­rungs­zeit mit dem Tag der Verei­di­gung ihres SPD-Nachfol­gers Olaf Scholz am 8. Dezem­ber aus der aktiven Politik zurück­ge­zo­gen. Seither sind nur selten Fotos von ihr aufge­taucht. So war die Ex-Kanzle­rin in der Woche nach dem Ende ihrer Amtszeit beim Lebens­mit­tel-Einkauf im Berli­ner Kaufhaus des Westens gesehen worden. Ein damals in der «Bild»-Zeitung veröf­fent­lich­tes Foto zeigt sie im typischen Blazer mit schwar­zer Hose und schwar­zem Mund-Nase-Schutz. Das Silves­ter­kon­zert der Berli­ner Philhar­mo­ni­ker besuch­te Merkel gemein­sam mit ihrem Ehemann Joachim Sauer.

Über Merkels Zukunfts­plä­ne ist nur wenig bekannt. Nach Darstel­lung ihrer langjäh­ri­gen Bürolei­te­rin und Vertrau­ten Beate Baumann plant sie eine Autobio­gra­fie. Dem «Spiegel» sagte Baumann im Dezem­ber: «Die Kanzle­rin möchte nicht ihr ganzes Leben nacher­zäh­len. Sie möchte ihre zentra­len politi­schen Entschei­dun­gen in eigenen Worten erklä­ren, und mit Rückgriff auf ihren Lebens­weg.» Das Buch werde ein gemein­sa­mes Projekt von Merkel und Baumann, die seit fast 30 Jahren zusam­men­ar­bei­ten, schrieb das Magazin. Laut Baumann ist es auf zwei bis drei Jahre angelegt, einen Verlag gebe es noch nicht.

Merkel selbst hatte sich vor dem Ende ihrer Amtszeit zurück­hal­tend über ihre Pläne geäußert. Im Septem­ber antwor­te­te sie bei der 750-Jahr-Feier ihrer Heimat­stadt Templin in der Ucker­mark auf die Frage, ob sie künftig häufi­ger kommen werde, knapp: «Bestimmt.» Die Ex-Kanzle­rin besitzt dort ein Wochen­end­haus. Es ist bekannt, dass sie sich dort gerne selbst um den Garten kümmert.

Nachden­ken, «was mich eigent­lich interessiert»

Bei ihrem Abschieds­be­such in den USA im Juli sagte Merkel, sie wolle nach ihrer Amtszeit eine Pause einle­gen und nachden­ken, «was mich so eigent­lich inter­es­siert». In den vergan­ge­nen 16 Jahren habe sie dafür nur wenig Zeit gehabt. «Und dann werde ich vielleicht versu­chen, was zu lesen, dann werden mir die Augen zufal­len, weil ich müde bin, dann werde ich ein bisschen schla­fen, und dann schau­en wir mal.»

Der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Sonntags­zei­tung» sagte sie im Oktober: «Jetzt schaue ich, dass ein paar Sachen folgen, die als Bundes­kanz­le­rin etwas zu kurz kamen, vielleicht etwas reisen oder lesen oder einfach mal Muße haben in dem Wissen, dass nicht in den nächs­ten zwanzig Minuten schon wieder etwas Umwäl­zen­des passie­ren kann. Darauf freue ich mich.»

Seit ihrem Auszug aus dem Kanzler­amt arbei­tet Merkel in einem Büro in einem Bundes­tags­ge­bäu­de. Beim Abschied von der Unions­frak­ti­on im Dezem­ber hatte sie nach damali­gen Infor­ma­tio­nen aus Teilneh­mer­krei­sen gesagt, sie ziehe in «Margot Honeckers Büro» in der Straße Unter den Linden ein — wo auch Helmut Kohls Büro als Altkanz­ler gewesen sei. Die Ehefrau des damali­gen DDR-Staats- und Partei­chefs Erich Honecker hatte in der DDR Unter den Linden residiert.

Ihren womög­lich ersten öffent­li­chen politi­schen Auftritt nach dem Ende ihrer Amtszeit dürfte Merkel am 13. Febru­ar haben. Die CDU-Landtags­frak­ti­on in Mecklen­burg-Vorpom­mern hat die Altkanz­le­rin für die Bundes­ver­samm­lung nominiert, die den nächs­ten Bundes­prä­si­den­ten wählt. Aller Voraus­sicht nach wird Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er für eine zweite Amtszeit bestä­tigt. Merkel hatte ihren Bundes­tags­wahl­kreis in Vorpommern.

Von Jörg Blank und Benno Schwing­ham­mer, dpa