ISTANBUL (dpa) — Panik im westtür­ki­schen Düzce: Am frühen Morgen bebt die Erde, bis nach Istan­bul und Ankara sind die Stöße zu spüren. Erinne­run­gen an das schwe­re Erdbe­ben 1999 werden wach.

Ein Erdbe­ben der Stärke 5,9 hat in der Nacht zu Mittwoch den Nordwes­ten der Türkei erschüt­tert. Die Zahl der Verletz­ten stieg auf mindes­tens 50 Menschen, wie der türki­sche Innen­mi­nis­ter Süley­man Soylu mitteil­te. 33 davon seien bereits aus dem Kranken­haus entlas­sen. Eine Person sei schwer verletzt, berich­te­te der Sender CNN Türk. Sie soll aus Panik aus dem Fenster gesprun­gen sein und sich dabei verletzt haben.

Das Epizen­trum des Bebens lag in der Schwarz­meer­pro­vinz Düzce, wie Afad mittei­te. Selbst in der etwa 200 Kilome­ter entfern­ten 16-Millio­nen-Metro­po­le Istan­bul und der türki­schen Haupt­stadt Ankara waren die Erdstö­ße gegen 4.00 Uhr Ortszeit zu spüren. Laut Katastro­phen­schutz­be­hör­de Afad gab es mehr als 100 Nachbe­ben. Menschen übernach­te­ten in Decken gehüllt auf öffent­li­chen Plätzen, wie auf Fernseh­bil­dern zu sehen war. Einige wiesen Schäden auf.

Der Bürger­meis­ter der gleich­na­mi­gen Provinz­haupt­stadt Düzce, Faruk Özlü, berich­te­te im Sender CNN Türk von Panik unter Bewoh­nern. Der Katastro­phen­schutz teilte mit, die Strom­ver­sor­gung in der Region zu Kontroll­zwe­cken unter­bro­chen zu haben. Die Behör­de rief alle Menschen auf, Ruhe zu bewahren.

Nur wenige Länder sind häufi­ger von schwe­ren Erdbe­ben betrof­fen als die Türkei, denn dort grenzen zwei der größten Konti­nen­tal­plat­ten anein­an­der: die afrika­ni­sche und die eurasi­sche. Der größte Teil der türki­schen Bevöl­ke­rung lebt faktisch in ständi­ger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgen­schwers­ten Beben der vergan­ge­nen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Novem­ber 1999 waren bei einem Beben der Stärke 6,3 in der Region Düzce etwa 900 Menschen gestor­ben. Im Septem­ber dessel­ben Jahres war die Türkei von einer der schwers­ten Natur­ka­ta­stro­phen in ihrer Geschich­te getrof­fen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwest­li­che Indus­trie­stadt Izmit koste­te mehr als 17 000 Menschen das Leben. Für die größte türki­sche Stadt Istan­bul erwar­ten Exper­ten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

Die Geogra­phie­pro­fes­so­rin Fadime Sertce­lik hält es indes nicht für sehr wahrschein­lich, dass durch die aktuel­len Erschüt­te­run­gen weite­re Beben ausge­löst werden. Das sagte die Wissen­schaft­le­rin bei CNN Türk.