WIEN (dpa) — Von SOS-Kinder­dorf betreu­te Kinder und Jugend­li­che sind der Organi­sa­ti­on zufol­ge in zwanzig Ländern Opfer von Gewalt und sexuel­lem Missbrauch gewor­den. Es gebe 22 unter­such­te Fälle in 50 Einrich­tun­gen zwischen den 1990er Jahren und der jüngs­ten Vergan­gen­heit, gab SOS-Kinder­dorf-Sprecher Boris Breyer in München bekannt.

Laut der öster­rei­chi­schen Teilor­ga­ni­sa­ti­on von SOS-Kinder­dorf sind Betreu­ungs­ein­rich­tun­gen in Afrika und Asien betrof­fen. Die Zahl der Opfer schei­ne eher klein zu sein, hieß es.

Die inter­na­tio­na­le Dachor­ga­ni­sa­ti­on nannte in einer Stellung­nah­me keine Details zur Zahl der Opfer, den betrof­fe­nen Ländern und den Übergrif­fen. Sie sprach aller­dings nicht nur von Missbrauch, sondern auch von Korrup­ti­on, zweck­ent­frem­de­ten Geldern und anderen Regel­ver­stö­ßen. «Im Namen des Verban­des entschul­di­ge ich mich bei den Kindern und Jugend­li­chen, denen Schaden zugefügt wurde», sagte Ingrid Maria Johan­sen, die Vorsit­zen­de des Dachver­bands SOS Children’s Villa­ges International.

Eine unabhän­gi­ge Kommis­si­on werde unter­su­chen, wie es zu den Vorfäl­len gekom­men sei. Zudem werde ein Unter­stüt­zungs­fonds für Opfer einge­rich­tet. Bereits Ende April wurde dem Führungs­gre­mi­um der Organi­sa­ti­on ein vorläu­fi­ger Bericht präsen­tiert. «Der vorlie­gen­de Unter­su­chungs­re­port legt nahe, dass Berich­te über Missbrauch nicht ausrei­chend ernst genom­men wurden, Kindern und Zeugen nicht geglaubt wurde und Täter nicht zur Rechen­schaft gezogen wurden», sagte Breyer. Der Sprecher schloss perso­nel­le Konse­quen­zen nicht aus und kündig­te noch stärke­re Kontroll­me­cha­nis­men an.

SOS-Kinder­dorf hilft vor allem Kindern, deren Eltern wegen Armut oder familiä­rer Gewalt nicht für sie sorgen können. In 137 Ländern beher­bergt die Organi­sa­ti­on 65 000 Kinder und unter­stützt weite­re 347 000 Menschen mit sozia­len Program­men. Laut dem jüngs­ten Jahres­be­richt belie­fen sich die Einnah­men aus Spenden und staat­li­chen Hilfs­gel­dern im Jahr 2019 auf 1,4 Milli­ar­den Euro.