Fridays for Future geht wieder auf die Straße — trotz Corona. Am Freitag protes­tier­ten Tausen­de Aktivis­ten landes­weit in Dutzen­den Städten und Gemein­den, um den Druck auf die Politik zu erhöhen.

Applaus für die neuen Protes­te gab es aus der Staats­kanz­lei. «Hinter Fridays for Future stehen längst nicht mehr nur Schüle­rin­nen und Schüler, sondern ein breiter Teil der Gesell­schaft», twitter­te Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne). Die Corona-Pande­mie habe die Klima­kri­se in den Hinter­grund gedrängt, ergänz­te zudem die baden-württem­ber­gi­sche Landes­re­gie­rung über ihren Twitter-Account. «Deshalb ist es gut, dass heute viele Menschen ein Zeichen für den Klima­schutz setzen. Für Corona gibt es hoffent­lich bald einen Impfstoff. Die Klima­kri­se können wir nicht wegimpfen.»

Bundes­weit wollten die Klima-Protest­ler am Freitag an insge­samt rund 400 Orten auf die Straße gehen — stets unter Einhal­tung der Corona-Aufla­gen mit Abstand und Maske, wie sie beton­ten. Im Südwes­ten waren Aktio­nen unter anderem auch in Mannheim und Heidel­berg, Heilbronn, Bruch­sal und Ulm geplant. In Konstanz wollten die Fridays-for-Future-Anhän­ger unter anderem für eine klima­po­si­ti­ve Stadt bis 2030 auf die Straße gehen. Dann soll die Stadt der Umwelt mehr Treib­haus­ga­se entzie­hen, als sie verur­sacht. Konstanz hatte im Mai 2019 als erste deutsche Stadt den Klima­not­stand ausgerufen.

Überschat­tet wurde die Freibur­ger Kundge­bung von einem Zwischen­fall, bei dem eine Teilneh­me­rin der Demons­tra­ti­on schwer verletzt wurde. Nach Angaben der Polizei erlitt eine weite­re Person leich­te Verlet­zun­gen, als ein Zelt von einer Sturm­böe angeho­ben wurde. Die beiden Teilneh­mer seien verletzt worden, als das Zelt mit seinen schwe­ren Gewich­ten an den Halte­bän­der wieder zu Boden gefal­len sei, sagte ein Polizeisprecher.

Die Aktivis­ten zeigten sich mit dem Echo auf ihre Protest­auf­ru­fe zufrie­den, sie mahnten aber auch zu einem konse­quen­te­ren Einsatz gegen den Klima­wan­del. «Inlands­flü­ge nur für Insek­ten», forder­ten sie in Stutt­gart auf einem Protest­pla­kat, «Kein Grad weiter» hieß es auf einem Banner.

«Bei der Klima­kri­se sind wir alle Risiko­grup­pe», warnte die Stutt­gar­ter Aktivis­tin Nisha Toussaint-Teachout. Sie habe kein Verständ­nis mehr dafür, dass die wissen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se zur Klima­kri­se so wenig Beach­tung fänden. «Bei Corona hören wir auf die Wissen­schaft. Bei der Klima­kri­se tun wir das nicht und das ist für mich schwer nachzuvollziehen.»

Wegen der weltwei­ten Pande­mie hatten die Aktio­nen der Bewegung zuletzt überwie­gend im Inter­net statt­ge­fun­den. Im vergan­ge­nen Jahr hatten die Klima­schüt­zer regel­mä­ßig Tausen­de vor allem junge Menschen zu Demons­tra­ti­ons­zü­gen durch die Städte motiviert.

Im Alter von 15 Jahren hatte sich die Schwe­din Greta Thunberg im August 2018 vor das Parla­ment in Stock­holm gesetzt, um die Politi­ker ihres Landes zu einem stärke­ren Einsatz für den Klima­schutz aufzu­for­dern. Daraus ist die Fridays-for-Future-Bewegung entstan­den. An den Klima­pro­tes­ten betei­li­gen sich vor allem Schüler und Studen­ten, zuneh­mend auch Wissen­schaft­ler und andere Erwachsene.