LONDON (dpa) — Wenn Elon Musk Twitter kaufen sollte, stünde Donald Trump die Tür für eine Rückkehr offen. Doch ist der Ex-Präsi­dent überhaupt interessiert?

Ex-Präsi­dent Donald Trump kann sich Hoffnun­gen machen, recht­zei­tig zum Rennen ums Weiße Haus 2024 zu Twitter zurück­keh­ren zu können. Tech-Milli­ar­där Elon Musk, der gerade dabei ist, Twitter zu überneh­men, würde Trump wieder auf die Platt­form lassen.

Die Entschei­dung, Trump zu verban­nen, sei «moralisch falsch und einfach nur dumm» gewesen, kriti­sier­te Musk am Diens­tag in einem Video­in­ter­view bei einer Veran­stal­tung der «Finan­cial Times».

Trump wurde bei Twitter verbannt, nachdem er Sympa­thie für seine Anhän­ger bekun­det hatte, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washing­ton stürm­ten. In den Wochen davor hatte Trump die Stimmung mit grund­lo­sen Behaup­tun­gen angeheizt, ihm sei ein Wahlsieg gegen Joe Biden durch Betrug gestoh­len worden.

Trump sagte vor kurzem zwar bereits, er wolle nicht zu Twitter zurück, auch wenn er es dürfte. Die Präsenz auf der Platt­form, wo er einst mehr als 80 Millio­nen Follower hatte, könnte aber für eine mögli­che Kandi­da­tur bei der Präsi­dent­schafts­wahl 2024 wichtig sein. Erst am Wochen­en­de erlitt er eine Schlap­pe vor Gericht mit einer Klage gegen seinen Rauswurf.

Trump nutzte Twitter sehr aktiv, um seine Anhän­ger zu mobili­sie­ren und Stimmung zu machen. Er versucht aktuell, die eigene Social-Media-Platt­form Truth Social aufzu­bau­en, die jedoch mit Anlauf­pro­ble­men kämpft. Facebook sperr­te Trump im Januar 2021 ebenfalls aus — will aber Anfang 2023 eine Wieder­her­stel­lung seines Accounts prüfen.

Musk: «Eine befris­te­te Sperre ist angemessen»

Musk sagte, Trumps Verban­nung bei Twitter sei ein Fehler gewesen, weil ein großer Teil der US-Bevöl­ke­rung damit nicht einver­stan­den gewesen sei. Und es habe auch nicht dazu geführt, dass der Ex-Präsi­dent sich nicht mehr Gehör verschaf­fen konnte. Zugleich machte er deutlich, dass er grund­sätz­lich perma­nen­te Verban­nun­gen von der Platt­form für falsch halte, aber nicht alles tolerie­ren würde. «Wenn es Tweets gibt, die falsch und schlecht sind, sollten sie entwe­der gelöscht oder unsicht­bar gemacht werden — und eine befris­te­te Sperre ist angemessen.»

«Ich würde sagen, es ist die Entschei­dung eines privat­wirt­schaft­li­chen Unter­neh­mens, wer auf seinen Platt­for­men zugelas­sen wird und wer nicht», sagte die Spreche­rin des Weißen Hauses, Jen Psaki, auf eine Frage zu Musks Ankün­di­gung. Das Bestre­ben der Biden-Regie­rung sei das Sicher­stel­len und der Schutz der Meinungs­frei­heit im ganzen Land. Aber Platt­for­men im Netz dürften nicht als Foren für Desin­for­ma­ti­on genutzt werden, so Psaki. «Und das haben wir in der Vergan­gen­heit nicht nur bei Twitter, sondern auch bei Facebook erlebt.»

Bis klar wird, ob Musk Twitter tatsäch­lich bekommt, wird noch einige Zeit verge­hen. Der Chef des Elektro­au­to-Herstel­lers Tesla einig­te sich mit dem Twitter-Verwal­tungs­rat auf einen rund 44 Milli­ar­den Dollar schwe­ren Deal, ist aber noch darauf angewie­sen, dass ihm genug Aktio­nä­re ihre Antei­le abtre­ten wollen. Twitter und Musk wollen die Übernah­me bis Jahres­en­de abschließen.