In London kehren die Fans ins Stadi­on zurück. Die Organi­sa­to­ren hoffen auf ein volles Haus zum EM-Finale. Der DFB und der Spiel­ort München halten sich bedeckt. In dieser Woche endet eine erste Frist.

BERLIN (dpa) — Ein lauer Sommer­abend in London. Tausen­de Fans strömen voller Vorfreu­de in das imposan­te Wembley-Stadi­on. Bald wird das EM-Finale angepfiffen.

Die Hygie­ne- und Testkon­zep­te greifen einwand­frei — so stellen sich die Organi­sa­to­ren der Europäi­schen Fußball-Union den Verlauf des 11. Juli vor. Aus deutscher Sicht wirkt das inmit­ten der dritten Corona-Pande­mie­wel­le befremd­lich, doch in England sind die Vorbe­rei­tun­gen schon viel weiter.

Noch im April sollen in Wembley zwei Teste­vents mit 4000 Fans beim Pokal­halb­fi­na­le und 8000 Zuschau­ern beim Ligapo­kal­fi­na­le statt­fin­den. Das Endspiel des FA Cups am 15. Mai — knapp einen Monat vor EM-Beginn — sollen 21.000 Fans verfol­gen. «Das ist ein wichti­ger erster Schritt, um die Fans zurück­zu­brin­gen — mit dem Ziel der vollen Stadi­en», sagte FA-Geschäfts­füh­rer Mark Bulling­ham. Dieses werde «hoffent­lich» schon zum Ende der Europa­meis­ter­schaft erreicht. Insge­samt passen 90.000 Zuschau­er in den Londo­ner Fußballtempel.

Bis zu diesem Mittwoch müssen die zwölf EM-Gastge­ber­städ­te bei der UEFA ihre Szena­ri­en für die Durch­füh­rung der Partien einrei­chen. Ursprüng­lich gab der Verband vier mögli­che Model­le vor — vom Geister­spiel bis zur Vollaus­las­tung. UEFA-Präsi­dent Aleksan­der Ceferin hatte aber zuletzt für Aufre­gung mit der Aussa­ge gesorgt, dass nur jene Spiel­or­te dabei bleiben, die eine Zulas­sung von Zuschau­ern garan­tie­ren könnten. Der Deutsche Fußball-Bund teilte auf Anfra­ge zunächst nicht mit, was gemein­sam mit der Stadt München vor der ersten UEFA-Frist ausge­ar­bei­tet wurde.

Im Stadi­on von Rekord­meis­ter FC Bayern sollen die drei Gruppen­spie­le der deutschen Natio­nal­mann­schaft gegen Weltmeis­ter Frank­reich (15. Juni), Europa­meis­ter Portu­gal (19. Juni) und Co-Gastge­ber Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertel­fi­na­le (2. Juli) ausge­rich­tet werden.

Die Münch­ner Organi­sa­to­ren hatten wohl auch angesichts der aktuell angespann­ten Corona-Lage in Deutsch­land vehement vermie­den, öffent­li­che Zusagen für Spiele vor Fans zu machen — im Gegen­satz zu weite­ren Ausrich­tern. Bekannt sind die Pläne der dänischen Haupt­stadt Kopen­ha­gen, der rumäni­schen Haupt­stadt Bukarest und der russi­schen Metro­po­le St. Peters­burg für Spiele zumin­dest vor einigen Fans.

«Die Fußball-Europa­meis­ter­schaft ist ein einzig­ar­ti­ges und histo­ri­sches Ereig­nis in Dänemark», sagte Kultur­mi­nis­te­rin Joy Mogen­sen. Die ungari­sche Haupt­stadt Budapest gilt wegen der Durch­füh­rung zahlrei­cher Ausweich­spie­le im Europa­po­kal als UEFA-Liebling. Wegen der Bekennt­nis­se aus den Ländern scheint die Komplett-Verle­gung des Turniers in nur ein Land, beispiels­wei­se England, derzeit unwahrscheinlich.

Kein Gastge­ber würde «automa­tisch» gestri­chen, sollte nur das Szena­rio mit Spielen ohne Fans einge­reicht werden, hatte die UEFA nach den Ceferin-Aussa­gen diplo­ma­tisch mitge­teilt. Aller­dings wurde dies mit dem Zusatz verse­hen, dass dann überlegt werden müsse, ob die Partien nicht besser an einen anderen Ort verlegt werden sollten. Der briti­sche Premier Boris Johnson hatte sich schon öffent­lich bereit erklärt, noch mehr Spiele in England auszu­rich­ten. In Wembley finden bislang insge­samt sieben Partien statt. «Im Verlauf des Aprils» wird der UEFA zufol­ge eine Entschei­dung getrof­fen, am 20. April tagt der UEFA-Kongress.

Von Jan Mies und Flori­an Lütti­cke, dpa