FRIEDRICHSHAFEN — Die Vollver­samm­lung des Netzwerks Arbeits­ge­mein­schaft Behin­der­ten­hil­fe im Boden­see­kreis tagte am 10. Oktober 2023 erstmals wieder seit 2017. Rund 60 Teilneh­men­de trafen sich im Landrats­amt und disku­tier­ten, wie die Versor­gung von Menschen mit Behin­de­rung im Lankreis weiter­ent­wi­ckelt und verbes­sert werden kann. Im Netzwerk engagie­ren sich Menschen mit Behin­de­rung und Angehö­ri­ge gemein­sam mit Fachleu­ten aus allen Berei­chen der Behin­der­ten­hil­fe, der Leistungs­er­brin­ger und der Sozialbehörden. 

Die wichtigs­ten Themen der Vollversammlung: 

Im Zuge der Dezen­tra­li­sie­rung von Wohnan­ge­bo­ten wurden seit 2017 über 100 statio­nä­re Wohnplät­ze an den Zentral­stand­or­ten der großen Einrich­tun­gen abgebaut und an deren Stelle gemein­de­inte­grier­te Wohnan­ge­bo­te geschaf­fen. Mittler­wei­le gibt es in 13 Städten und Gemein­den im Boden­see­kreis insge­samt 27 dezen­tra­le Wohnan­ge­bo­te. Auch die ambulan­ten Wohn- und Betreu­ungs­an­ge­bo­te wurden ausge­baut. Hieraus ergeben sich aber auch neue Aufga­ben für eine gelin­gen­de Inklu­si­on in die Gemein­de und die Schaf­fung wohnort­na­her Arbeits- und Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te für Menschen mit Behinderung.

Die Situa­ti­on der gesund­heit­li­chen Versor­gung von Menschen mit Behin­de­rung wurde in den Blick genom­men. Zur psych­ia­trisch-fachärzt­li­chen Versor­gung flossen Ergeb­nis­se der Unter­su­chung des Arbeits­krei­ses Gesund­heit in eine gemein­sa­me Stellung­nah­me durch den Gemein­de- und Landkreis­tag an die Kassen­ärzt­li­chen Verei­ni­gung Baden-Württem­berg (KVBW) ein. 

Im Bereich Bildung wurden die Infor­ma­ti­ons- und Beratungs­mög­lich­kei­ten für inklu­siv beschul­te Schüle­rin­nen und Schüler zu beruf­li­chen Entwick­lungs­mög­lich­kei­ten verbes­sert. Eine Übersicht zu Freizeit- und Urlaubs­an­ge­bo­ten für Menschen mit Behin­de­rung ist auf der Inter­net­sei­te des Boden­see­krei­ses abruf­bar. Ein Wegwei­ser für Menschen mit Autis­mus wurde erarbei­tet und der Wegwei­ser für Menschen mit Behin­de­rung wurde aktualisiert.

Es wurden die Auswir­kun­gen des demogra­phi­schen Wandels auf das Leben von Menschen mit Behin­de­rung thema­ti­siert. Erstmals seit Menschen­ge­den­ken erleben auch Menschen mit Behin­de­rung ein hohes Alter. Damit verbun­den sind neue Themen und Heraus­for­de­run­gen, wie der Übergang in die Rente, Zunah­me alters­be­ding­ter Erkran­kun­gen, Mobili­täts­ein­schrän­kun­gen, zuneh­men­der Pflege­be­darf oder Verein­sa­mung. Die Angebo­te für Menschen mit Behin­de­rung müssen sich auf diese verän­der­te Bedarfs­la­ge einstel­len und weiter­ent­wi­ckelt werden.

Im Landes­ver­gleich hält der Boden­see­kreis neben dem Landkreis Ravens­burg die meisten Angebo­te für Menschen mit Behin­de­rung vor, insbe­son­de­re auch spezia­li­sier­te Angebo­te. Neben einem vergleichs­wei­se deutlich höheren Planungs- und Verwal­tungs­auf­wand für die Kreis­ver­wal­tung resul­tie­ren daraus auch Heraus­for­de­run­gen bei der Belegungs­steue­rung und Weiter­ent­wick­lung bedarfs­ge­rech­ter Angebote.

Blick in die Zukunft: 

In Klein­grup­pen disku­tier­ten die Teilneh­men­den darüber, welche Heraus­for­de­run­gen die künfti­ge Behin­der­ten­hil­fe­pla­nung bringt. Diese Themen­schwer­punk­te wurden gesam­melt und bewer­tet. Die Netzwerk­grup­pe wird als Steuer­gre­mi­um der Arbeits­ge­mein­schaft diese Ergeb­nis­se nun sichten und sortie­ren. Die einzel­nen Arbeits­krei­se werden diese Themen dann aufneh­men, um die Zielrich­tung der künfti­gen strate­gi­schen Behin­der­ten­hil­fe­pla­nung im Boden­see­kreis zu formulieren.