KREIS RAVENSBURG — Kultur­amts­lei­te­rin­nen und Kultur­amts­lei­ter der Landkrei­se und Städte zwischen Donau und Boden­see sind am vergan­ge­nen Donners­tag in Wangen im Allgäu zu einem ganztä­gi­gen Austausch zusammengekommen.

Die kommu­na­len Kultur­ver­ant­wort­li­chen treffen sich zweimal im Jahr an wechseln­den Orten. Als gemein­sa­mes Dach fungiert die Gesell­schaft Oberschwa­ben für Geschich­te und Kultur, deren Vorsit­zen­der Prof. Dr. Andre­as Schwab die Runde begrüß­te. Vonein­an­der und mitein­an­der lernen sei das Ziel, mehre­re konkre­te Projek­te seien seit 2015 daraus erwach­sen, beton­te Dr. Maximi­li­an Eiden vom Kultur­be­trieb Landkreis Ravens­burg, Mitin­itia­tor der Runde.

Die Bewäl­ti­gung der Corona-Pande­mie und aktuel­le kultur­po­li­ti­sche Perspek­ti­ven waren der Schwer­punkt bei den Diskus­sio­nen mit zwei Gästen vom Minis­te­ri­um für Wissen­schaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württem­berg (MWK). Kunst-Abtei­lungs­lei­te­rin Dr. Claudia Rose und Referen­tin Judith Bildhau­er nahmen den ganzen Tag an dem Treffen teil. Sie infor­mier­ten über die Grund­li­ni­en der Landes-Kultur­po­li­tik, über Förder­pro­gram­me, die Ergeb­nis­se des landes­wei­ten Kultur­dia­logs 2020 sowie die (außer­halb Oberschwa­bens) in vier Landkrei­sen und einer Region als Pilot­pro­jekt vom Land initi­ier­ten und kofinan­zier­ten „Regio­nal­ma­na­ger Kultur“.

In der Diskus­si­on wurde heraus­ge­ar­bei­tet, dass die oberschwä­bi­schen Landkrei­se bereits seit mehre­ren Jahrzehn­ten mit ihren Kreis­kul­tur- und Archiv­äm­tern eine auf Vernet­zung und Profes­sio­na­li­tät basie­ren­de regio­na­le Kultur­ar­beit pflegen; diese sind auch organi­sa­to­ri­sches Rückgrat der Gesell­schaft Oberschwa­ben. Im jewei­li­gen Landkreis und in dem Netzwerk begeg­nen sie den Kultur­ver­ant­wort­li­chen der Städte dabei selbst­ver­ständ­lich auf Augen­hö­he – in einigen Fällen verfü­gen letzte­re über beträcht­li­che Etats und ein weit über die Stadt­gren­zen ausstrah­len­des attrak­ti­ves Kulturangebot.

Durch aufmerk­sa­me gegen­sei­ti­ge Wahrneh­mung könnten sowohl die Akteu­re dieses „Oberschwä­bi­schen Modells“ wie auch der Erpro­bungs­re­gio­nen der „Regio­nal­ma­na­ger Kultur“ profi­tie­ren. Insbe­son­de­re der bereits im Projekt „Trafo – Model­le für Kultur im Wandel“ auf der Schwä­bi­schen Alb verfolg­te und von der Landes­kul­tur­po­li­tik stark beton­te Ansatz, ungewöhn­li­che Bündnis­se zwischen Insti­tu­tio­nen und Verei­nen zu schmie­den, sei wichtig, um die Grenzen des klassi­schen Kultur-Publi­kums zu überwin­den und beson­ders viele verschie­de­ne Menschen für Kultur zu begeistern.

Für den Austausch der kommu­na­len mit der Landes­ebe­ne sowie für einen steti­gen Infor­ma­ti­ons­fluss machten die Anwesen­den auch im Kultur­be­reich Städte­tag und Landkreis­tag als geeig­ne­te Foren aus. Das landes­weit einzig­ar­ti­ge Netzwerk in Oberschwa­ben möchte aber auch unabhän­gig davon künftig eine eigen­stän­di­ge, an handfes­ten Themen ausge­rich­te­te Gesprächs­be­zie­hung mit der Landes­ebe­ne aufrecht­erhal­ten. Angeli­que Tracik aus Radolf­zell, die in Kürze als Kultur­amts­lei­te­rin nach Düssel­dorf wechseln wird, stell­te die weit gedie­he­nen Pläne zur Gründung einer deutsch­land­wei­ten Inter­es­sen­ver­tre­tung der kommu­na­len Kultur­äm­ter vor.

Während die kommu­na­len Vertre­ter sich vom Land eine nicht nur projekt­be­zo­ge­ne, sondern auch länger­fris­ti­ge Unter­stüt­zung ausge­wähl­ter regio­na­ler und lokaler Vorha­ben wünsch­ten, verwie­sen die Gäste aus Stutt­gart auf die sehr begrenz­ten Möglich­kei­ten des Landes­haus­halts. In einigen Sparten – bei örtli­chen Programm­ki­nos, bei Privat­thea­tern und Zentren der Sozio­kul­tur – förde­re das Land aber kommu­na­le Akteu­re insti­tu­tio­nell, auch in Oberschwa­ben. Der Schwer­punkt auf Projekt­för­de­rung nicht nur beim Land, sondern auch beim Bund und bei vielen Stiftun­gen lege es nahe, dass die Kultur­äm­ter vor Ort sich auch als Multi­pli­ka­to­ren und Berater für Künst­le­rin­nen und Künst­ler, Verei­ne und andere freie Träger der Kultur­ar­beit tätig würden. Mehre­re städti­sche Verant­wort­li­che beton­ten, spätes­tens die Pande­mie habe ihnen klarge­macht, dass genau dort eine zentra­le Aufga­be liege.

Ein Gastim­puls zur Corona- und Nach-Corona-Zeit in der Kultur­ar­beit kam aus Berlin von dem digital zugeschal­te­ten Geschäfts­füh­rer des Deutschen Kultur­rats (des Dachver­bands der deutschen Kultur­ver­bän­de), Olaf Zimmer­mann. In der Ausein­an­der­set­zung damit entstand der Schwer­punkt des nächs­ten Treffens des Netzwerks. Es soll im Juni 2022 in Weingar­ten statt­fin­den und unter der Leitfra­ge stehen „Wie gewin­nen wir jetzt unser Publi­kum zurück?“.